Gefangen

Kapitel 5

„Er hat ständig andere Bitches dabei, keine öfter wie einmal. Mia, du weißt, ich stehe nicht so auf diese Art von Bad Boys. Wir hatten schon immer einen Unterschiedlichen Geschmack, wenn es um Männer geht, und deshalb weiß ich auch genau, dass du voll auf Liam abfährst, so wie du ihn ansiehst."
„Kannst du den Tisch übernehmen? Bitte ...?", flehe ich sie mit meinem Hundeblick an, sodass sie mir mit einem Seufzen zunickt.
„Du scheinst ja echt voll auf ihn zu stehen, wenn dich mal einer unsicher macht", plappert sie drauf los und erfüllt mir dennoch meine Bitte. Als sie mit dem Bestellblock zum Tisch schlendert, haucht sie mir noch kurz ins Ohr: „Er beobachtet dich ..."
Ich versuche meine Arbeit zu machen, ohne nervös zu werden und nicht in seine Richtung zu sehen, als ein Gast an Tisch Nummer fünf seine Hand hebt. Da Lily inzwischen an Liams Tisch eine hitzige Unterhaltung führt, übernehme ich ihren Tisch.
Der Gast ist schätzungsweise Ende fünfzig, trägt einen noblen Anzug und wirkt wie ein seniler Greis. „Miss, kann man Sie für einen Lapdance buchen?"
Ich setze ein gespieltes Lächeln auf und erwidere stinkfreundlich: „Tut mir leid, dafür sind leider nur unsere Tänzerinnen zuständig. Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen eine der Damen."
„Das ist aber wirklich schade." Er sieht mir direkt in die Augen und stößt dabei mit seinem Ellenbogen sein Whiskyglas vom Tisch. „Wie ungeschickt von mir", lächelt er mir hinterhältig ins Gesicht.
Innerlich schnaube ich, packe ihn am Schopf und schlage seinen Kopf mehrfach auf den Tisch. Doch das ist leider nur meine Fantasie, ich schlucke meine Aggressionen hinunter und setze mein charmantes Lächeln auf. „Kein Problem, ich werde das selbstverständlich sofort aufräumen."
Sofort bereue ich, nicht Liams Tisch zu bedienen und nicht nochmals in seine eisblauen Augen sehen zu können, die mich fesseln. Stattdessen mache ich mich auf den Weg, Reinigungsutensilien zu besorgen. Bepackt mit diesen, begebe ich mich zurück zu dem Tisch und knie mich auf allen vieren vor den lüsternen Gast, um die Sauerei zu beseitigen. Ich spüre förmlich seinen sabbernden Gesichtsausdruck auf meinem Hintern und würde ihm zu gerne meine geballte Faust zwischen die Augen schmettern. Als er dann noch zu allem Überfluss seine Hand auf mein Gesäß legt, ist meine Geduld offiziell am Ende. Ich hole mit der flachen Hand aus, doch bevor sie auf seine Wange schnellt, wird mein Handgelenk von hinten festgehalten.

„Entschuldigen Sie bitte unsere neue Bedienung, die Getränke gehen heute selbstverständlich aufs Haus", vernehme ich die tiefe Stimme hinter mir, die eine Gänsehaut auf meinen gesamten Körper auslöst. Als ich meinen Kopf drehe, sehe ich in die eisblauen Augen, die dem heißesten Typen gehören, dem ich jemals begegnet bin. Der Gast bedankt sich und dann wendet sich mein Chef sofort an mich. „Fräulein Thiel, ich möchte Sie in meinem Büro sprechen."
Hab ich irgendwas verpasst? Gerade hat er mir noch Geld geboten, um mich flach zu legen und plötzlich ist er so förmlich?
Sein Griff um mein Handgelenk löst sich und ich folge ihm mit gesenktem Kopf in das Büro. Sofort verfluche ich mich für mein impulsives Verhalten, denn meinen Job bin ich jetzt sicher los und kann damit nicht mehr die hohe Miete bezahlen. Damit würde ich Lily in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.
Im Büro angekommen setzt sich Liam in den Sessel, in dem zuvor Herr Hill saß und ich setze mich mit gesenktem Kopf auf den Stuhl davor. Er nimmt zwei Gläser von einem Tablett und schenkt in diese Jack Daniels, bevor er mir eines von beiden zuschiebt. „Fräulein Thiel, Sie haben an Ihrem ersten Arbeitstag nicht nur gegen die Arbeitseinteilung der zugewiesenen Tische verstoßen, sondern auch versucht körperliche Gewalt gegen einen Gast einzusetzen. Was mache ich jetzt nur mit Ihnen?", fragt er eher sich selbst, als an mich gerichtet und reibt sich nachdenklich am Kinn, bevor er mich mit diesem verstohlenen Lächeln ansieht und hinzufügt: „Schon eine Idee wie Sie das wiedergutmachen wollen?"