Kapitel 7

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Wäre da verdammt noch mal nicht die Tatsache, dass er mein Chef ist. Ich muss ein frustriertes Seufzen unterdrücken.
Er sieht mich abwartend an und umso länger er mich mit seinen eisblauen Augen fixiert, wird mir wieder bewusst, dass es wie immer dasselbe ist. Männer sind alle schwanzgesteuert. Doch am besten kann man sie in so einer Situation lenken, indem man sie an den Eiern packt. Man gib ihnen den kleinen Finger und lässt sie zappeln und schon laufen sie dir hinterher wie Hunde einem Knochen. Also komme ich ihm noch näher und flüstere provokant an seinen Lippen. „Wenn du dich nicht so dumm anstellst, lasse ich es dich vielleicht selbst herausfinden."
Sofort bildet sich in seinem Gesicht ein spitzbübisches Grinsen und in seinen Augen erkenne ich Begierde aufblitzen. „Ich finde, darauf sollten wir anstoßen", schlägt er vor und in seiner Tonlage erkenne ich, dass seine Freude nicht gespielt ist.
Er löst sich zufrieden von mir und läuft zurück zu dem massiven Schreibtisch, um die beiden Gläser zu holen, von denen er mir eines reicht, welches ich widerwillig annehme. Ich hasse Alkohol, den mochte ich noch nie. Raubtierhaft lässt er seinen Blick über meinen Körper gleiten, bevor er mir tief in die Augen sieht. „Ich freue mich darauf zu sehen was unter deinem Kleid steckt."
Ich schenke ihm einen verführerischen Blick und antworte provokant: „Und ich freue mich darauf zu sehen, wie du das anstellen willst." Wir besiegeln unser Blickduell mit dem Prost unserer Gläser.
„Glaub mir, Darling, das willst du lieber nicht wissen", sagt er mit dunkler Stimme, die irgendwie gefährlich klingt, während er mit seinem Daumen meine Unterlippe entlang streicht.

Auf einmal wird die Tür aufgerissen und eine entgeisterte Lily steht im Raum. Mit voller Wucht schlägt sie mir das Glas aus der Hand, das auf dem Boden in tausend Scherben zerbricht, und schreit unseren Chef an. „Lass sie in Ruhe, Liam! Spiel deine Spielchen mit den Weibern da draußen. Mia ist keine von denen!" Damit nimmt sie mich ironischer Weise in Schutz, unwissend darüber, dass es zwischen meinen Beinen so feucht ist, dass ich mir wünsche, ich hätte ein zweites paar Unterwäsche dabei. Wäre mir mein Stolz nicht im Weg, würde ich mich wahrscheinlich sofort auf seinem Schreibtisch ficken lassen und meine Nägel tief in seinen muskulösen Rücken krallen.
Liam lacht trocken und nun sehen seine eisblauen Augen zu mir. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass ihr irgendetwas missfällt."
„Alles in Ordnung, Lily, Herr Voß hat mir nur eine Arbeitseinweisung erteilt", winke ich sie ab, woraufhin sie sich einigermaßen entspannt.
„Komm, Mia, die Arbeit ruft." Sie funkelt Liam böse an und schnappt mich an der Hand, um mich hinter sich her zu ziehen, als Liam erneut das Wort ergreift. „Ach und Fräulein Wagner, klopfen Sie doch das nächste Mal an, schließlich wäre es ziemlich unangenehm für alle Beteiligten, hätten Sie uns bei etwas gestört", sagt er dann noch an Lily gerichtet, bevor er mir zuzwinkert und ich spüre wie mir die Röte ins Gesicht steigt.
Als wir hinter dem Bartresen ankommen, atmet Lily einmal tief durch und sieht mich mit einem Blick an, den ich noch nie zuvor an ihr gesehen habe. „Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Es gefällt mir gar nicht, dass Liam so offensichtliches Interesse an dir hat. Der Typ ist ein Riesenarschloch und ich will nicht, dass er dich zum Weinen bringt."
„Keine Sorge Lily, er ist mein Chef und ich brauche den Job. Da bin ich ganz bestimmt nicht so dumm und riskiere meine Arbeit wegen eines schlechten Quickies. Der ist einer von den Typen, bei denen du dir wünschst, du hättest es dir selbst gemacht."
Ihre besorgte Miene ändert sich schlagartig und wir brechen in schallendes Gelächter aus. „Jetzt mal im Ernst, Mia, du hast bald Feierabend. Bitte halt dich fern von ihm. Versprich es mir", sagt sie dicht an meinem Ohr und ich höre in ihrer Stimme deutliche Besorgnis heraus.
„Keine Sorge", versuche ich sie zu beruhigen, bevor ich unauffällig zu seinem Tisch deute. „Er ist sowieso dabei zu gehen."
Unsere Blicke treffen sich noch einmal und Liam zwinkert mir verführerisch zu. Ich könnte dahinschmelzen, dennoch drehe ich mich um und entscheide mich ihn zu ignorieren.
Als ich an diesem Abend endlich Feierabend habe, verlasse ich fluchtartig die Bar. Ich habe nicht vor, eine Minute länger in diesem Laden zu verbringen, und schon gar nicht in diesen Schuhen, die mir den letzten Nerv rauben. Liam lehnt draußen locker an der Wand gelehnt und raucht eine Zigarette. Er nimmt einem tiefen Zug und nachdem er den Rauch ausstößt, sieht er mich mit seinem unwiderstehlichen Lächeln an.

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