Kapitel 30

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Kapitel 30
Wir konnten es beide kaum erwarten zu mir in meine Wohnung zu kommen. Da Tae bereits zu Hause und Minho in diesem riesigen Haus unauffindbar war, fuhr uns schließlich ein Hybemitarbeiter zurück nach Hanam.
Die Spannung zwischen mir und Jungkook war spürbar, auch für unseren Fahrer, der mehrmals während der Fahrt seinen Blick prüfend zu uns schweifen ließ. Vielleicht wollte er sich auch nur vergewissern, dass wir noch beide da waren, sprachen wir untypischer Weise kein Wort miteinander.

Ich versuchte mich zu sammeln. Jungkooks Nähe machte mich wie betrunken, es war für mich schwer zusammenhängende Gedanken zu fassen. Beim Training heute hatte ich die Auswirkungen von ihm auf mich gespürt.
So sehr ich auch besonders dieses schwebende Gefühl der Leichtigkeit in meinem Bauch genoss, so durfte diese Sache zwischen uns beiden keine Auswirkung auf meine Leistung bei der Arbeit sein. Der Fauxpas in der Abstellkammer lastete schwer auf mir und ich wusste, dass es sich nicht wiederholen dürfte.
Als ich die Wohnungstür aufschloss, spürte ich schon seine Augen auf mir und kaum waren wir beide eingetreten, umarmte er mich auch schon fest. Gerade als er federleichte Küsse auf meinem Hals verteilte, nahm ich alle Kraft zusammen und drückte ihn zärtlich einen Zentimeter von mir weg, was ihn innehalten ließ. Ich wollte das hier jetzt zwischen uns mindestens genauso sehr wie er, aber wir mussten erst reden.

"Kookie", hauchte ich, weil ich ebenso frustriert war, nicht dort weiterzumachen, wo wir gerade waren,"ich glaube wir müssen erst reden." Himmel, das klang furchtbar unromantisch.
Er brummte nur ein wenig unwillig in mein Ohr, ließ mich aber los und stand dann etwas verloren in meinem Flur herum.
"Komm", bot ich ihm meine Hand an, nachdem ich mich meiner Schuhe und Jacke entledigt hatte und zog ihn in Richtung meiner Couch.
Er sah mich aufmerksam an, als wir nebeneinander saßen, unsere Hände waren noch immer miteinander verschränkt. Ich brauchte einen Moment um meine Gedanken zu sortieren.
"Jimin, was ist denn?", fragte er mich zögerlich und ich konnte leichte Verunsicherung in seiner Stimme hören.

Ich drückte fest seine Hand und lächelte ihn an.
"Ich wollte einfach nur ein paar Dinge klären. Ich meine, heute Nacht sind wir nicht wirklich dazu gekommen und in der Agentur...", ich überlegte, wie ich alles am Besten zusammenfassen konnte,"ging es dann auch nicht wirklich." Nachdenklich fuhr ich ihm wieder über dieses wunderbare Tattoo auf seiner Hand. J und M. Seine Augen folgten meinen Bewegungen. "Wir müssen besser aufpassen, Kookie. Das vorhin mitten im Training war dumm und verantwortungslos- ich möchte, dass das mit uns funktioniert, wir müssen aber beide die Prioritäten besser setzen." Ich war der ältere von uns beiden und damit der Meinung, dass ich für uns beide aufpassen musste. Es wäre aber hilfreich, wenn Kookie auch ein bisschen mithalf.
"Ich weiß, was du meinst", gab er seufzend von sich, ließ sich hinter sich auf die Sofakissen fallen und fuhr sich mit seiner freien Hand über die kurzen Haare, "aber... Ich konnte einfach nicht anders. Und ich bin mir sicher, dass wenn ich dich demnächst wieder in dieser Hose von vorhin sehe-"

"-Yoongi hat mich beim Mittagessen auf uns beide angesprochen", unterbrach ich ihn, bevor ich mir seinen Anblick in diesem freizügigen Hemd noch lebhafter in Erinnerung rufen konnte.
Jungkook sah mich perplex an. "Was hat er gesagt?", fragte er mich ein wenig unsicher.
Das mit uns beiden war eine schmale Gratwanderung. Hätte auch nur einer etwas gegen diese Beziehung von uns beiden, wäre wohl alles vorbei. Sobald die Öffentlichkeit von uns erführe, konnten wir das alles vergessen.
Ich wusste, wie viel Jungkook an der ganzen Band und dem Musik machen lag. Weit aus mehr als mir und ich brauchte sie schon fast wie die Luft zum Atmen. Zumindest das Tanzen. Das Singen war mir nicht ganz so wichtig, würde aber reichen, wenn ich irgendwann in der Zukunft nicht mehr körperlich mithalten konnte.

Es war mir ein Rätsel, wie ich in Amerika ganz ohne Musik leben konnte. Getanzt hatte ich dort auch, aber wie es mir das allein gereicht hatte, konnte ich nicht mehr nachvollziehen. Ich war irgendwie ein anderer Mensch gewesen.
Meine Vorstellung der Zukunft war mittlerweile gefestigter, als noch vor zwei Monaten.
Ich konnte uns zu siebt noch in dreißig Jahren auf der Bühne stehen sehen, älter, vor nicht mehr so großen Publikum. Alte Männer wollte sicher niemand mehr sehen.
Das wichtigste war aber, dass ich Jungkook immer dicht an meiner Seite sah. Ich wollte mit ihm alt werden. Es würde nicht einfach werden, aber diese Zukunft lag im Bereich des Möglichen. Wir mussten uns nur klug genug anstellen.
Dazu gehörte definitiv uns nicht in der erstbesten Besenkammer beim Fummeln erwischen zu lassen. Dass Yoongi gleich am ersten Tag uns an der Nasenspitze ansehen konnte, was los war, war auch eine Katastrophe.

Forever Together | JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt