Kapitel 42

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Kapitel 42
Noch bevor Jungkook die Klinke zu Yoongis genius lab herunter drückte, war mir der Ausgang klar gewesen. Die Tür war von außen stets durch einen Code gesichert, der unerwünschten Besuch aussperrte. Ganz offensichtlich zählten auch wir dazu, ich kannte zumindest die Zahlenfolge nicht, die uns Zutritt gewähren würde und Kookies frustriertem Gesichtsausdruck nach zu schließen, ging es ihm ebenso.
Gerade als ich den Mund aufmachte und vorschlagen wollte, uns schon mal auf den Weg zum Raum zu machen, in der gleich gedreht werden würde, konnten wir deutlich Geräusche hören, die aus dem Studio drangen.

Kurze Zeit später wurde uns die Tür von einem vollkommen zerzaust aussehenden Yoongi geöffnet. Seine Augen waren noch kleiner als sonst, auf seiner rechten Wange prangte ein roter Abdruck und seine Haare standen asymmetrisch zu einer Seite ab. Ganz offensichtlich war er bis eben noch im Land der Träume gewesen.
"Ah", war alles was er zu uns sagte und ließ uns mit einem Brummen in sein Studio eintreten. Minho, der schon wieder ganz in die Rolle meines persönlichen Kameramanns gefunden hatte, ließ bei Yoongis einschüchternden Blick gleich das Aufnahmegerät wieder sinken. Es würde wohl noch ein paar Monate dauern, bis er merken würde, dass Yoongi eigentlich keiner Fliege etwas zu leiden tun konnte. Egal wie grummelig und müde er war, so war er nie fies den Menschen gegenüber, die ihm etwas bedeuten. Ich hatte ihn nur wenige Male wirklich furchterregend erlebt. Wenn jemand unfair oder etwas ausfallend den Menschen gegenüber wurde, die ihm am Herzen lagen, konnte er wirklich einschüchternd sein. Auch wenn er mein Hyung war und einige Jahre älter als ich, so ließ er mir doch ab und an ein paar Frechheiten ihm gegenüber durchgehen. Er hatte es zumindest vor der Pause getan. Seitdem wir wieder zusammen gefunden hatten, hatte sich auch die Dynamik innerhalb der Gruppe ein wenig geändert.

Ich war gespannt, wie lange Army brauchen würde, um diese Veränderungen zu sehen. Wir waren alle sieben ein ganzes Stück reifer geworden, seitdem wir in die Pause gegangen waren. Bei mir war vieles dem Militärdienst und meinem Weggang nach Amerika geschuldet, ich merkte selbst, dass ich oft noch ein wenig verkrampft mit den anderen Membern umging, nicht mehr so einfach scherzen konnte, wenn sie in meiner Nähe waren, egal wie sehr ich mich bemühte.
Bei Namjoon, der schon immer der vernünftigste von uns gewesen war, kam ein ganzer Batzen neues Verantwortungsbewusstsein durch die Gründung seiner Familie hinzu. Es hatte sich die letzten Wochen eine mittlerweile wie festgetackerte, senkrechte Falte zwischen seinen Augen auf der Stirn festgesetzt. Egal, wie oft wir ihn darauf hinwiesen und er für einen Augenblick versuchte zu entspannen, so kam sie dennoch nach kurzer Zeit wieder, wenn er für einen Moment auf sein Telefon sah oder mit den Gedanken bei unseren Tanztrainings abdriftete.
Jungkook, der die letzten drei Jahre scheinbar nicht so einfach weggesteckt hatte, wie ich anfangs gehofft hatte, versuchte zwar hin und wieder mit Seokjin an alte Zeiten anzubandeln und herum zu albern, aber ich sah, dass das Lächeln nie seine Augen erreichte. Erst, wenn sein Blick mich fand, wirkte es echt.

Seokjin selbst hatte einiges seiner Leichtigkeit verloren, die ich vor der Pause stets bewundert hatte. Wahrscheinlich hatte ihm diese Auszeit von uns am härtesten getroffen, es war ihm sicher schwer gefallen, das alles zu kompensieren, was auf einmal wegfiel. Er blödelte nicht mehr so viel herum, riss weniger Witze und war generell ernster. Oft sah ich ihn ein wenig abseits sitzen, wenn wir in unserem straffen Training eine Pause machten und in Gedanken irgendwo hin driften.

Hoseok war wohl von uns allen der Charakter, der noch immer am ausgeglichensten war. Er unterstützte Namjoon in den Aufgaben als Leader, wo es ihm möglich war, nahm ihm viel von den Gesprächen ab, die zwischen den Vorstellungen von uns als Gruppe und unserem Vorstand vermittelten. Auch er war ein wenig ernster geworden, wusste aber stets die Stimmung zu heben. Seine äußerst seltenen gewordenen Lobs beim Tanztraining motivierten wie eh und je zu noch besseren Leistungen. Es gab noch immer Momente, an denen der fröhliche Sonnenschein, der er war und dessen Spitzname er nicht umsonst trug, herauskam und uns alle förmlich mit seiner guten Laune ansteckte, auch wenn sie ein wenig seltener geworden waren.
Alles in Allem waren wir noch immer die gleichen Jungs wie vor drei Jahren. Ich erkannte sie alle wieder, ihre Macken sowie ihre Vorzüge. Einiges hatte sich davon ein wenig verschoben, ich lernte aber schnell damit umzugehen.

Forever Together | JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt