5) Im Schatten des Kerzenscheins

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Die Sonne war schon vor einer Weile untergegangen, und ließ dem Horizont nichts als einen roten Schein.
Dieser rote Schein flutete die Gassen von Renia wie ein Fluss aus Blut.

Wer mit diesem Naturphänomen nicht vertraut ist, würde annehmen die weißen Häuser auf beiden Straßenseiten wären rot gestrichen und die Pfützen auf der Straße wären Blutlachen.

Doch die zwei jungen Männer die zu dieser Abendstunde durch die Gassen schländerten, kannten dieses wunderschöne Phänomen.
Sie gingen nicht oft spazieren, doch wenn sie es tun, dann zu dieser Stunde.

Beide liebten die Natur und wünschten sich, mehr raus zu gehen, doch leider ist das nicht so leicht.
Hiro war aufgrund seines Albinismus sehr empfindlich gegen das Sonnenlicht und Nick versuchte sich weitestgehend von Menschen fern zu halten.

Sie stoppten als sie vor einem großen rot erleuchteten Haus standen.
Hiro hielt Nicks Hand fest in seiner, er konnte das Zittern seines Freundes deutlich fühlen.
„Alles okay?" fragte er besorgt.
„Geht schon, bin nur aufgeregt neue Leute zu treffen." antwortete Nick nervös.

Hiro streichelte seinen Kopf.
„Alles wird gut, ich bin ja bei dir." sagte er mit einem Lächeln.
Nick legte seinen Kopf auf Hiros Schulter ab und flüsterte ein 'Danke Liebling'.

"Bist du bereit?" fragte Hiro sanft.
„Nein." jammerte Nick.
„Ich bin doch bei dir!"
„Können wir nicht wieder nach Hause?"
„Nein. Also, ja können wir, machen wir aber nicht."

Von Nick ging nur ein gequältes Stöhnen aus als sie gemeinsam das zweistöckige Gebäude betraten.
Nick ließ sich von seinem Freund nach oben zerren, wie ein junger Wolf im Maul seiner Mutter.

Auf der letzten knarzenden Holztreppe lief Hiro langsamer.
Nick musste hinter im her, da die Treppe wesentlich schmaler war als die anderen.
Er war hier noch nie, wahrscheinlich gingen sie grade die Treppe zum Dachboden hoch.

Oben angekommen standen sie in völliger Dunkelheit.
„Sicher, dass wir hier richtig sind?" flüsterte Nick.
Doch er bekam keine Antwort.
„Hiro?"
Doch jetzt sah er es auch.

Jemand hatte eine Kerze angezündet die ein warmes orangenes Licht im Raum verbreitete.
„Ja, ich denke wir sind richtig." flüsterte Hiro und deute auf eine dunkle Gestalt an der Kerze.

Als sich die dunkle Gestalt zu den Jungs umdrehte um weitere Kerzen anzuzünden, bekam sie einen kleinen Schreck.
„Tut uns leid, wir wollten sie nicht erschrecken Frau Flocks!" sagte Hiro in die Dunkelheit.

„Das ist Frau Flocks?!" flüsterte Nick ihm stutzig zu.
„Du willst mir sagen du erkennst deine eigene Therapeutin nicht?" fragte Hiro überrascht.
Die dunkle Gestalt musste kichern nachdem sie das hörte.

Sie zündete immer mehr farbige Kerzen an, bis der ganze Raum in einen warmen Regenbogenschein gehüllt war.
„Gut das wir Nachts immer das Licht an lassen." sagte er mit einem Grinsen.

„Hiro!!" fluchte Nick leise während sich seine Wangen knallrot färbten.
„Ich tu jetzt mal so als hätte ich das nicht gehört...wie dem auch sei, ja Nick ich bin deine Therapeutin. Wäre auch etwas beunruhigend wenn jemand den Schlüssel zu meinem Haus hat."

„Stimmt, jetzt wo sie es sagen." er zögerte.
„Ich kann sie aber immernoch nicht sehen also könnten sie trotzdem jemand anderes sein!" protestierte er.
Hiro verrollte die Augen.
'Offensichtlich war das Frau Flocks!'

Doch sie Tat wie verlangt und trat endlich aus dem Schatten hervor.
Eine kleine Frau mit himmelblauen Augen blickte nun zu ihnen auf.
Sie hatte brustlanges blondes Haar, das auf Halsebene abwärts pink gefärbt war.

Magie hat KonsequenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt