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6 Jahre später

„Jule, wo soll der Tisch hin?"
Liz und Jule waren gerade dabei, den Stand fürs „Kinderschminken" aufzubauen.

Es war Sommer und es war mal wieder Zeit für das alljährliche Stadtfest.
Liz war vor einer Woche angekommen und verbrachte Zeit bei ihrer besten Freundin.
Sie war überglücklich, mal wieder die Gelegenheit gefunden zu haben, ihre alte Heimat zu besuchen.

Jule hatte eine Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen. Sie hatte die Liebe ihres Lebens gefunden, hatte mit ihm bereits ein 3-jähriges Kind und das zweite war unterwegs.
Ihr Kindergarten steuerte jedes Jahr eine kleine Attraktion zum Stadtfest bei.
Liz hatte sich bereit erklärt, ihrer Freundin unter die Arme zu greifen.

Sie hatten alle Vorbereitungen abgeschlossen und Liz hatte beschlossen, sich noch etwas auf dem Gelände umzusehen, während sich Jule um ihre kleine Tochter kümmerte.
Hier und da entdeckte sie bekannte Gesichter. Ihre Lieblingsbäckerei und die Floristin des Dorfes hatten ihre eigenen Stände und sie blieb stehen und unterhielt sich mit netten Menschen. Sie fühlte sich wohler als bei ihrer Abreise vor einigen Jahren.
Damals war es eine Mischung aus negativen Gefühlen gewesen. Einerseits war sie traurig gewesen, mal wieder alles zurücklassen zu müssen, andererseits auch verletzt .
Rückblickend konnte sie die Gründe dafür nicht benennen und sie bereute einige Dinge, die sie gesagt hatte...

In England hatte sie sich nach einiger Zeit gut eingelebt.
Sie liebte das Leben dort, sie liebte die Menschen, die sie dort kennen und lieben gelernt hatte. Sie liebte ihren Job als Fotografin und kam durch ihre Aufträge als Konzertfotografin auch viel herum.

Als sie gerade an dem Stand eines ansässigen Plattenladens stehen geblieben war, bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Person neben ihr stehen. Sie schaute hinüber und sah einen hoch gewachsenen Mann mit Undercut, der durch die Platten in der Metal-Ecke stöberte. Sie erkannte seine markante Nase und war erstaunt, ausgerechnet ihn hier zu treffen.
„Lukas?" fragte sie und er sah auf.
Für einen Moment war die Verwirrung auf seinem Gesicht zu sehen. Dann erkannte er sie und lächelte. „Liz?" fragte er überrascht. „Was machst du denn hier?" Er kam auf sie zu und sofort umarmten sie sich. Als sie voneinander abließen, wurde ihnen erst bewusst, was sie getan hatten und sie sahen unbehaglich zu Boden. Sie hatten sich seit über 6 Jahre nicht gesehen, dennoch war es ein Automatismus gewesen.
„Ich bin grade zu Besuch bei Jule" antwortete sie. „Was machst DU hier?"
In diesem Moment fiel ihr Blick auf ein Poster hinter ihm, das „Alligatoah" als Musik-Act ankündigte. „Oh" sagte sie und lächelte. „Du hast es ja echt weit geschafft".
Er grinste. „Ja, oder? Von Neuenwalde nach Neuenwalde". 
Sie lachten und es fühlte sich an, als wären beide nie weg gewesen.
Doch da war ein anderes Gefühl, was Liz nicht deuten konnte. Ein warmes, schönes Gefühl in ihrer Brust, was sie vorher nie gespürt hatte, wenn sie zusammen gewesen waren.
„Sag mal, bist du noch größer geworden?" fragte sie ihn. In ihrer Erinnerung hatte er sie kaum überragt, doch jetzt war er mindestens einen ganzen Kopf größer als sie. Er grinste und zerzauste ihre Haare. „War ich doch schon immer, Kleine."
Sie begannen, ein wenig zu schlendern und da der Schützenplatz recht klein war, waren sie recht schnell wieder beim Schminktisch angelangt.
Jule hatte bereits angefangen und es standen schon einige Kinder in der Schlange.
Ein kleiner Junge um die 6 Jahre musterte Lukas von der Seite, während sich Liz an ihren Platz setzte.
„Bist du nicht viel zu alt zum Schminken?" fragte er misstrauisch.
Liz und Jule kicherten und Lukas sah mit ernster Miene auf ihn herunter.
„Ähm nein?" antwortete er und tat beleidigt. Er nahm sich einen Klappstuhl und setzte sich vor Liz.
„Ich möchte bitte Spiderman sein!"
Die Kinder lachten und schnell wurde Lukas der Entertainer des Standes.
Als er im gesamten Gesicht rot angemalt war und eine große schwarze Spinne seine Wange zierte, forderte ein Mädchen „Und jetzt bist du dran!" und zeigte auf Liz.
Lukas grinste schelmisch. „Du weißt aber, dass ich das nicht gut kann, oder?"
„Oh Gott, worauf hab ich mich bloß eingelassen?!" stöhnte sie und lachte.

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