Ein Abend in Miramar

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„Gewonnen!" Triumphal grinste der Mann in die Runde. Er und sein Team, bestehend auf Phoenix und Bob, hatten bereits die dritte Runde Billiard in Folge gewonnen. Aber von vorn.

Es war ein geselliger Abend in Penny's Bar. Ein lauer Sommerabend in Miramar. Wie vor einem Jahr, als sie alle für die Mission zurück zu TopGun beordert wurden. Phoenix und Bob waren tatsächlich geblieben und durften sich seit ein paar Wochen Ausbilder schimpfen. Hangman war auf dem Flugzeugträger geblieben, während Payback und Fanboy einen Einsatz im Süden von Amerika bekamen. Rooster hatte es am weitesten getrieben. Der flog aktuell am südlichen Pol herum.

Nun waren die drei wieder hier in Miramar. Jake, Robert und Natasha. Während die einen bei TopGun unterrichteten, war es dem anderen zu bunt auf dem Wasser geworden. Und da seine geliebte Heimat schließlich auch zumindest einen sehr guten Piloten brauchte, hatte er sich hier her versetzen lassen.

Heute war er angekommen und hatte seine Kammeraden in der Bar getroffen. Phoenix war erst minder begeistert ihn zu sehen. Sogar Bob hatte sich mehr gefreut. Aber nach ein paar Drinks und seinem Charm lief der Abend besser als erwartet. Gemeinsam hatten sie nun die dritte Runde gewonnen und weitere Herausvorderer gab es nicht. Daher sie sich einen freien Tisch und stießen auf ihre Siege an. Während die Männer sich im Fachsimpeln ihrer Jets verloren, lehnte sich die Dame in der Runde entspannt zurück und betrachtete die beiden amüsiert. Dabei kam sie nicht herum zubemerken, dass heute besonders viele Sprüche von Hangman kamen. Komplimente, die er durch seine Tonlage als Beleidigung deklarieren konnte. Meistens trafen sie ihren Partner, der das entweder ignorierte oder gar nicht zur Kenntnis nahm.

Natasha war bereits aufgefallen, dass Bob immer wieder gefangen in seinen Gedanken in der Kantine saß und sein Essen vernachlässigte. Oder wenn sie abends gemeinsam nach Hause gingen. Sie wohnten nicht weit auseinander und früher hatten sie sich immer über den Tag oder die anstehenden Schüler unterhalten. Seit einiger Zeit war damit Schluss und nun schien es sogar Hangman aufzufallen. Der wiederholte seinen Satz grade erneut und hängte noch eine provozierende Zeile dran, ohne Erfolg. Bob starrte weiter in den Raum hinein und nach einem Seitenblick zu Phoenix folgte der Größere dem Blick und fand was er suchte.

Sie war klein, sie war süß und unter ihrem Blazer war sie bauchfrei. „Geh zu ihr." Forderte er. Bob, der furchtbar zusammengezuckt war, schüttelte vehement seinen Kopf. „Nein, ich hab sie nicht angesehen." „Wenn du es nicht machst, dann mache ich es." „Sag bloß du hast seit deiner Ankunft noch keine Dame verführt." Kam es ungewohnt bissig zurück, dass es selbst Natasha verwunderte. Für Hangman war das mehr als nur eine Einladung. „Gut, dann bis morgen." Meinte dieser nun, leerte sein Bier und stand auf. Der WSO wurde nervös. Wenn er ihn jetzt aufhalten würde, wäre sein Interesse erstrecht geweckt. Er musste das Glück auf seiner Seite hoffen.

Gemeinsam beobachteten sie, wie der Leutnant sich einen Weg durch die Menschen bahnte und halt neben der jungen Frau machte. Sie saß am Tresen, hatte ein Glas in der Hand und betrachtete den Inhalt. Hangman setzte sich neben sie. „Was trinken sie da, schöne Frau?" „Jacky." Kam es zurück und er bestellte sich das gleiche. Dann musterte er sie. Das blonde Haar hing in einem Knoten im Nacken, unter ihrem grauen Blazer trug sie ein schwarzes bauchfreies Top. Dazu eine hohe Jeans, welche ihre Weiblichkeit gut in Szene setzte und den Abschluss machten geschlossene, hochhackige, schwarze Schuhe. Ähnlich den Schuhen, welche seine Schwester im Winter immer trug. Wie auch immer man damit laufen konnte. Und eine teure Uhr, die aussah, als hätte sie die einem Geschäftsmann gestohlen. Es passt nicht richtig zu ihrem Aussehen.

„Ich habe dich noch nie hier gesehen. Von wo kommst du?" Versuchte er ein Gespräch aufzubauen. „Kanada." War die nächste einsilbige Antwort. Er wollte schon die nächste Frage stellen, da drehte sie sich zu ihm um. Blaue müde Augen, sanfte Sommersprossen und geschwungene Lippen.

Registriert und abgespeichert.

„Wie wirst du genannt." Wollte sie wissen. „Hangman." Ein gewinnendes Grinsen schlich sich auf seine Züge. Er machte sich nicht mal die Mühe es zu verstecken. „Hangman, mein Tag war mehr als beschissen. Ich bin morgen um die gleiche Zeit hier. Probier's dann und lass mich jetzt bitte in Ruhe." Das war eindeutig aber er wollte sich erstens nicht einfach so abspeisen lassen, nicht ohne Nummer, und zweitens konnte er auch ein Gentleman sein, wenn die Dame einen miesen Tag hatte. „Ich könnte für Entspannung sorgen." Bot er an und strich eine Strähne hinter ihr Ohr. Sie wusste eindeutig war er meinte. „Morgen, oder gar nicht." „Was garantiert mir, dass du auftauchst." „Gar nichts. Komm morgen her oder lass es sein." „Morgen, selbe Zeit, gleicher Ort." Versicherte er sich. „Korrekt." Sie stieß ihr Glas gegen seines und trank es leer. Hangman verabschiedete sich mit seinem besten Lächeln und kehrte zu seinen Kollegen zurück.

„Ich dachte wir sehen dich nicht wieder." Begrüßte ihn Phoenix, als er sich wieder zu ihnen an den Tisch setzte. „Wir arbeiten zusammen, schon vergessen?" Konterte er. „Sie hat wohl kein Interesse an dir." Zog sie ihn auf. „Wir werden uns morgen treffen. Wenn du eifersüchtig bist kann ich sie fragen, ob du mit machen darfst."

Der Abend Schritt weiter voran und bald war es an der Zeit für die Piloten sich auf den Rückweg zu machen. Vor der Bar fiel ihnen eine Frau auf, welche sich zwei Männern gegenüberstellte. Offensichtlich gab es hier eine Meinungsverschiedenheit. Es war die Frau aus der Bar und Hangman sah hier nicht nur die selbstverständliche Zivilcourage, sondern auch die Chance der Dame in guter Erinnerung zu bleiben. Er hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da lief Bob bereits an ihm vorbei und stieß die beiden Männer weg.

„Verzieht euch." Knurrte er kühl und mit einer Intensität, die man dem „kleinen" WSO nicht zugetraut hatte. „Sonst was." Wollte einer der Männer wissen und zog ein Messer aus seinem Gürtel. „Sonst gibt's Stress, verstanden?" Jake und Natasha waren zu ihnen getreten und machten die Übermacht deutlich. „Pisser!" Die Männer verschwanden unverrichteter Dinge wieder und grade als Jake sich nach dem Wohlbefinden der Dame erkundigen wollte und sich umdrehte, fiel sie ihm bereits in die Arme. Natürlich fing er sie sicher auf.

„Dabei wollte ich eigentlich nichts überstürzen." Murmelte er und kniete sich hin, sodass ihr Oberkörper gegen sein aufgestelltes Bein lehnte. „Sie ist vollkommen weg. Wir sollten sie ins Krankenhaus bringen." Phoenix nahm die Frau unter die Lupe. Tastete nach dem Puls und versuchte sie wach zu bekommen. „Ich rufe einen Krankenwagen." Übernahm Bob diese Aufgabe und nur Hangman bekam mit, wie sehr der WSO zitterte, als er sein Handy bediente.


Erstens kommt es anders / Top GunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt