„Wie du hast sie entlassen? Sie war ohnmächtig!" Bob faltete den Arzt durch das Telefon. „Es hätte sonst was sein können!" „Alter, beruhig dich. Wir haben alles abgeklärt was ging. Blut, EEG; EKG, Schwangerschaft usw. Sie ist gesund und durfte gehen. Das kannst du mir echt nicht ankreiden." „Ja, ja ist gut. Entschuldige."
Müde ließ er sich auf sein Sofa fallen, vor ihm Bilder seiner Tochter. „Warum hast du dich so um sie gesorgt?" „Dann hast du Zeit?" Umging er die Frage und bot Charlie somit ein anderes Pflaster. „Morgen direkt nach der Arbeit. Ich weiß, wann du Feierabend hast und hol dich ab." „Okay, dann bis morgen. „Bis morgen Hübscher." Das Handy landete neben ihm. Eine Sorge weniger, zumindest morgen Abend. Davor müsste er sich Hangman stellen. Entweder folgte ein weiteres Kreuzverhör oder er würde sich eine fangen. Letzteres war ihm lieber.
Der Morgen kam schneller als erwartet. Bob hatte sich heute besonders früh in den Schulungsraum verdrückt, um Jake nicht zu begegnen. Sein Blick heftete sich an seine Uhr. Eigentlich sollten die ersten bereits hier sitzen.
Weitere Minuten verstrichen. Nun war Unterrichtsbeginn und nicht einer seiner Schüler war anwesend. Im Kopf ging er den Dienstplan durch. Nein, es war alles so wie es sein sollte. Außer, dass er allein war. Er beschloss auf die Suche zu gehen und erhob sich aus seinem Stuhl, dann ging die Tür auf und niemand anderer als Hangman stand darin. „Das soll wohl ein schlechter Scherz sein." Murrte Bob und drehte sich um.
„Ich war so frei deine Schüler eine Runde zum Sport zu schicken. Damit du mir nicht noch einmal verschwindest." Betont entspannt ging er auf den Mann zu und blieb in sicherem Abstand stehen. „Was willst du Hangman?" „Mich revanchieren." Der Ton war so dunkel, dass Bob ein kurzes Gebet an den Himmel sendete. Dann drehte er sich um und musste hochschauen. Wieder stand dieser Mann viel zu nah. Eben hatte es sich angehört, als habe er Abstand gehalten. Der WSO konnte nicht verhindern wieder in diesen Augen zu versinken. „Du hast mir ganz schön eine verpasst." Raunte der Größere und hielt mit einer Hand Bobs Kinn fest, während die andere auf jene Stelle tippte, die bunt angeschwollen war. „Das hat weh getan."
Robert hatte Angst vor einem Schlag und dennoch war er zu fasziniert von seinem Gegenüber, als dass er wegsehen oder irgendetwas hätte tun können. „Ich sollte dich bestrafen. Aber nicht hier. Heute Abend gehen wir beide was trinken und dann sehen wir weiter." Der Kleinere konnte nur hilflos nicken, sich abzuwenden war ihm unmöglich. Jake übernahm das und ließ ihn stehen.
Den ganzen Tag war mit ihm nichts mehr anzufangen gewesen. Es war so schlimm, dass ihn seine Schüler zu den Sanis schleppen wollten und ihn dann nötigten etwas unter ihrer Aufsicht zu essen. Wie sie den Unterrichtsstoff am Ende doch durchbekommen hatten, war ihm ein Rätzel. Außerdem hatte er irgendetwas vergessen.
Am Tor fiel es ihm dann wieder ein, weil er es sah. Charlie, er hatte den Arzt vollkommen vergessen. Seufzend ging er über den Parkplatz zu dem Mann herüber, welcher grade seine Kippe austrat. „Endlich bekomme ich dich mal wieder zu Gesicht." Begrüßte er ihn und musterte den Piloten. „Hey." Bekam der nur zusammen. „Du bist ein wenig blass um die Nase. Hast du was gegessen? Getrunken?" Beides nickte er brav ab. „Hör mal Charlie wir sollten.."
Er konnte den Satz nicht beenden, weil der Kerl ihm gar nicht zuhörte. Er starrte an ihm vorbei und war kurz davor zu sabbern. Verärgert drehte er sich um und vergas zu atmen. „Wer ist den dieser heiße Typ?" Bob war zu keiner Antwort fähig. Hangman kam in Ausgehuniform auf sie zu und er wurde schwach. Er wollte einen Schritt zur Seite machen, bekam das mit der Grobmotorik nicht hin und sah sich schon blutend am Boden, weil er umgefallen wäre wie ein Baum. Kräftige Hände bewahrten ihn davor.
„Hey, bist du in Ordnung?" Jake stellte den Kleineren wieder auf die Beine und musterte ihn besorgt. „Denke schon." War die wage Antwort. Sein System war abgestürzt und glitschte jetzt vor sich hin. „Alter, du hast mir gesagt du hast genug gegessen und getrunken und jetzt kippst du hier aus den Latschen." Beschwerte sich der Arzt. „Wie lange ist es her, dass du was zu dir genommen hast?" Vermutlich heute Vormittag aber so genau konnte er das nicht sagen. „Keine Ahnung." War daher seine Antwort und die passte den beiden Männern nicht. „Okay, Babe. Ich bringe dich nach Hause und du wirst essen. Darauf werde ich persönlich achten." Als Hangman seine Stirn küsste war sein System wieder vollkommen im Eimer.
Dass Hangman Charlie fragte, ob dieser sie fahren konnte, bekam er nur am Rande mit. Von der Autofahrt wusste er dann gar nichts mehr.
Er kam zu sich, als er auf dem Sofa abgelegt wurde. „Wieder wach Prinzessin?" Er brummte nur bestätigend. „So hab ich ihn echt noch nicht gesehen." Charlie war anscheinend ernsthaft besorgt. Besorgt keinen Typen mehr fürs Bett zu haben. „Ich schon aber da waren die Gründe andere." „Wie lange seid ihr schon zusammen?" „Zwei Wochen." War die Antwort, ohne ein Zögern. „Deshalb hat er mich abgeblockt." Nein, weil du ein Arschloch bist. Dachte sich Hangman. „Gut, dann lass ich euch jetzt mal allein. Wenn etwas ist, ruft ruhig an." Die Verabschiedung bekam Bob wieder nicht mit, weil er damit beschäftigt war sich aufzusetzen und dabei nicht vom Sofa zu kippen. Alles drehte sich.
Trotzdem erinnerte er sich an das was er immer noch auf dem Wohnzimmertisch hatte liegen lassen. Die Bilder von Maria, ihre Geburtsurkunde. Er hatte nichts davon wieder wegräumen können. Hangman durfte das nicht sehen. Mit all seiner Willenskraft schaffte er es aufzustehen. Er musste alles nur vom Tisch in den Karton schieben. Er schaffte keinen einzigen Schritt. Sekunden nachdem er aufgestanden war, wurde es einen Augenblick schwarz um ihn. Das gab seinem Gleichgewicht den Rest. Er fiel zur Seite und wurde bewusstlos.
„Robert wach auf!" Langsam kam er, mal wieder, zu sich. Jake war bei ihm. Er spürte, dass ihm übel war, dafür drehte sich nicht mehr alles so dolle. „Fuck.." Entfuhr es ihm. Warum hatte er es so weit kommen lassen. „Was machst du für eine Scheiße. Ich rette dich vor diesem schmierigen Arsch und du hast nichts Besseres zu tun als ohnmächtig zu werden." Beschwerte er sich. „Du bist eben atemberaubend." Murmelte Bob und versuchte sich aufzusetzen. Stück für Stück und mit der Hilfe des anderen gelang es ihm. „Wann hast du wirklich das letzte Mal was gegessen." „Heute Vormittag." „Und gestern?" „Hab ich's vielleicht vergessen." Gab er zu. „Das war mehr als fahrlässig." „Bitte kein Vortrag, nicht jetzt." Stöhnte der Kleinere und ließ seinen Kopf auf Jakes Schulter fallen. „Na gut. Noch nicht aber du wirst jetzt was essen." Wieder packte Hangman ihn aufs Sofa. „Hast du was Süßes da?" Wollte er dann wissen. Zucker würde seinen Kreislauf in Schwung bringen. „Ja, dich."
Hatte er sich grade verhört? „Was zu essen." Stellte er klar. „Küche, irgendwo." Tolle Antwort. „Nicht weglaufen." Befahl er und ging in die Küche des Mannes. Es war furchtbar aufgeräumt und sortiert. Er liebte Ordnung aber das hier war auch für ihn zu viel. Im Kühlschrank wurde er fündig. Schockopudding. Den konnte er dem anderen vorsetzen, bis er etwas gekocht hatte. Ein paar Nudeln, etwas Gemüse und schon wäre Bob wieder der Alte. Mit Pudding und Löffel bewaffnet kam er zurück und erwischte seinen Kammeraden wie er die Bilder auf dem Tisch umdrehte. Er hatte sich wieder aufgesetzt und atmete angestrengt. Bei einem der Bilder hielt er inne. Es lag genau vor ihm und zeigte ein Baby in seiner Wiege. „Wer ist das?" Fragte er und setzte sich neben ihn. Robert schloss ergeben die Augen. Sollte er Lügen? Wenn ja warum, was hatte er jetzt zu verlieren?
„Das ist meine Tochter."
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Erstens kommt es anders / Top Gun
FanfictionBob erfährt durch den Brief seiner sterbenskranken Freundin, dass sie ihm ihr gemeinsames Kind verheimlicht hat. Ihre Zeit läuft ab und dann entdeckt er seine Tochter in den Straßen von Miramar. Soll er sie ansprechen? Hat ihre Mutter etwas von ihm...