Fragil

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Brock überlegte nicht, er trug sie direkt in sein Zimmer und legte sie behutsam auf das Bett. Sie wirkte so geschlagen, so zerbrechlich und er wusste, das sie niemals von sich so viel hatte preisgeben wollen.
Er wollte sich zurückziehen, um ihr mehr Raum zu geben, doch Quinn ließ ihn nicht aufstehen. Sie krallte sich regelrecht an ihm fest. Er legte sich neben sie und zog sie dicht an seine Seite.

Quinn verstand sich selbst nicht mehr. Seit frühester Jugend war sie daran gewöhnt für sich selbst einzustehen, stark zu sein, ihre Kämpfe selbst auszutragen und Probleme alleine zu lösen. Sorgen, Kummer und Traurigkeit fraß sie in sich hinein. Sie hatte seit damals nicht mehr geweint. Niemand, wirklich niemand war es jemals gelungen ihre Mauern einzureißen. Und dann kam ein Kerl wie ein Baum daher und schaffte es in so kurzer Zeit, dass sie Gefühle für ihn entwickelte.
Und nicht nur das. Sie lag hier, in seinem Bett, in seinen Armen und heulte wie ein Baby. Das musste aufhören. Sie musste sich schleunigst wieder einkriegen. Sie wollte diese Nähe einfach nicht, denn wohin sollte das führen, sagte sie sich erneut. Aber erst Morgen. Für diesen einen Moment war es Okay, sich halten zu lassen.

Brock sah auf ihre tränenfeuchten Wangen. Sie war irgendwann eingeschlafen. Er war voller Wut, auf das was der dreckige Bastard Thomas ihr angetan hatte und was in ihrer Vergangenheit passiert war. Sie hatte nicht all zu viel erzählt, keine Details, aber die musste er hören und deswegen würden sie um ein klärendes Gespräch nicht herum kommen.

Es klopfte leise. Brock löste sich vorsichtig ohne sie zu wecken, stand auf und öffnete schnell die Türe. Paul stand davor, hatte ihre Ausrüstung und ihre Jacke dabei. Er sah nach wie vor besorgt aus. „Wie geht es ihr?" Fragte er. „Sie schläft jetzt. Lass uns Morgen reden. Was macht Tom?"
„Er hat sich entschuldigt. Hat wohl wieder zu tief ins Glas geguckt und sich eingebildet, das sie mit ihm geflirtet hat."
„Sie hat ihn nicht nicht mal angesehen!" Knurrte Brock sauer.
„Du weißt wie er ist. Aber das klären wir noch."
Paul sah unruhig auf seine schlafende Schwägerin.
„Ich pass auf sie auf, Mann!"
Paul seufzte. „Das weiß ich." Murmelte er. „Jetzt weiß ich das." Er wirkte beruhigt, als er sich verabschiedete. Egal wie skeptisch er im Vorfeld gewesen war, jetzt wusste er: Quinn war in den besten Händen. Und er wusste auch, dass die beiden sich nicht Zerfleischen würden, wie er am Anfang befürchtet hatte.


*

Quinn schnappte verzweifelt nach Luft. Wie war sie hier rein gekommen? Warum war es so dunkel und wo war der verdammte Lichtschalter?
Sie fuhr herum. Da war doch eine Bewegung gewesen! Und da, war da nicht der Umriss eines Menschen?
Die Dunkelheit erstickte sie. Dann wurde sie gepackt und zu Boden gerungen. Gelächter erfüllte den Raum und sie schrie.

Brock schreckte auf als Quinn begann, sich im Bett unruhig hin und her zu winden. Dann schrie sie.
Er sprang aus dem Sessel, auf dem er gesessen und nachgedacht hatte und eilte zum Bett.
Sie schlug die Augen auf, bevor er sie aus ihrem Alptraum wecken konnte und erkannte ihn nicht sofort. Sie sah nur im Dämmerlicht eine riesige Gestalt auf sich zukommen und wich entsetzt bis zum Rand des Bettes zurück.
Jemand fluchte und dann ging eine kleine Lampe an.
Sie stutzte, starrte einen Moment.
Erleichtert stieß sie die Luft aus, als sie ihn erkannte. „Brock... zum Teufel noch eins, verfluchte Scheiße!"
Er grinste. Das klang schon wieder mehr nach ihr selbst. Sie lächelte schief zurück, dann streckte sie zögernd eine Hand nach ihm aus.
Der muskulöse Mann glitt geschmeidig neben sie und nahm sie in den Arm. So kratzbürstig sie auch sein konnte, im Moment war sie so anschmiegsam wie eine Katze.

Quinn mochte es sich selbst kaum eingestehen, aber im Moment genoss sie seine Stärke. Die harten Muskeln seiner Arme, die sie hielten. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust und sie hörte den kräftigen Schlag seines Herzens. Es tat überraschend gut, sich mal anlehnen zu können. Jemand, der ihre Dämonen vertrieb.
Ihre Nasenflügel bebten, als sein Duft sie umfing. Er roch nach Mann und einem Hauch herben Duschgels.
Quinn richtete sich halb auf, beugte sich über ihn und glitt mit ihren Lippen über seine. Sofort wurde ihr Kuss erwidert. Sie stieg rittlings über ihn, ohne den Kuss zu unterbrechen. Sein Oberkörper war unbekleidet und in seiner Boxershorts war er längst steinhart. Sie rieb sich an ihm und ein kleines Stöhnen entkam ihr. Er war 1,90 m geballter Sex.
Sie selbst hatte nur ihre Unterwäsche an und die wurde sie genau so schnell los, wie er seine Shorts.

Sie liebten sich träge und kosteten alles aus, was der andere zu bieten hatte. Sie musste ihn einfach fühlen. Ihn in sich spüren. Quinn brauchte ihn in diesem Moment, wie die Luft zu atmen. Das hier war so viel mehr als reine körperliche Begierde. Er erdete sie, verbannte die bösen Gedanken und ersetzte sie durch etwas Gutes. Quinn ließ sich voll und ganz fallen. Er hielt sie, führte sie und dominierte sie. Sie ließ es zu und genoss es.


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