On the Road

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Die kraftvolle Maschine unter- und den Highway vor sich, genoss Quinn das Gefühl von ultimativer Freiheit, dass sich ihrer bemächtigte. Die ersten paar Stunden, verdrängte sie jeden Gedanken an das, was passiert war.
Sie trieb ihre Suzi bis ans Limit der Geschwindigkeitsbegrenzung. Am liebsten wäre sie noch schneller gefahren, aber sie wollte nichts riskieren und hatte kein Interesse daran, die Cops auf sich aufmerksam zu machen.

Erst nach fast vier Stunden, hielt sie an einem Diner und machte eine Pause. Sie sah auf die Uhr.
Die Superstars waren mit Sicherheit auch schon unterwegs. Nun kamen sie doch, die Gedanken und wie eine Flutwelle brachen sie über sie hinein. Quinn seufzte und biss in ihr Sandwitch. Der Appetit war ihr vergangen, aber sie zwang sich alles auf zu essen und den Kaffee zu trinken.
Sie wollte es sich nicht eingestehen, doch sie vermisste Brock. Und das nach der relativ kurzen, gemeinsamen Zeit. Sie schnaubte ironisch.
Was für ein Schlamassel!
Quinn spielte unschlüssig mit ihrem Handy. Sollte sie anrufen? Oder doch lieber nicht? Was wollte sie? Was wollte er? Na gut, DAS wusste sie. Er hatte es ihr gezeigt und auch klar kommuniziert. Blieb also noch, was sie wollte.
Sie sah auf sein Bild, unter dem seine Nummer gespeichert war. Sie hatte Sehnsucht nach ihm, musste sie sich eingestehen. Quinn drückte auf den grünen Hörer, nur um direkt wieder auf zu legen.
Was sollte sie auch sagen? Nach ein paar weiteren Minuten, schrieb sie ihm letztendlich über einen Messanger „Es geht mir gut. Ich mache gerade Pause und musste an Dich denken." Todesmutig schickte sie ihm noch ein Selfie dazu. Schnell drückte sie auf Senden, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Ob er antworten würde? Was für ein Quatsch, bestimmt! Oder doch nicht? Was wenn nicht? Was wenn doch, flüsterte es in ihrem Kopf. Sie knirschte mit den Zähnen, knallte Geld auf den Tisch inklusive einem Trinkgeld und zog von dannen.


*


Sie waren ungefähr eine Stunde unterwegs und Brock sah müde aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft, als sein Handy vibrierte. Die mit Quinn durchgemachte Nacht, steckte ihm noch in den Knochen.
Doch als die Nachricht einging, war er schlagartig hellwach und kramte in der Hosentasche nach dem kleinen Gerät. Er war so hektisch, dass er es beinahe fallen lies.
Eine eingehende SMS von Quinn. Mit einem Foto als Anhang, stellte er erfreut fest. Alle Anspannung fiel von ihm ab und er lehnte sich bequem zurück. Die Nachricht war kurz und knapp, aber das störte ihn nicht. Er war froh, dass sie sich überhaupt gemeldet hatte. Er lächelte und bemerkte nicht die vielsagenden Blicke seiner Kollegen und das Kichern der Damen.

„Die ist ja genau so einsilbig wie Du!" Gluckste eine Stimme hinter ihm und Brock verfluchte seine Unvorsichtigkeit. Er hatte ganz vergessen, dass Joe Anoa'i hinter ihm saß, der unverhohlen mitlas.
„Guck nicht so empört", jetzt lachte der andere Mann offen. Brock drehte sich schnaubend so, dass Joe nichts mehr lesen und er antworten konnte. „Ich würde Dich heute Abend gerne sehen. Abendessen um 20 Uhr im Maxim's?", schrieb er. Die Antwort kam umgehend. „Okay".
Er konnte sich ein äußerst zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, was bei den meisten Kollegen wahre Heiterkeitsausbrüche und Sprüche zur Folge hatte. „Was?" Fauchte er, „Ihr seid doch alle durchgeknallt!" Doch dann schmunzelte auch er.


*

Quinn saß bereits auf ihrer Hayabusa, bereit los zu fahren, als Brocks Nachricht bei ihr einging. Sie war aufgeregt und schickte ihm nur ein kurzes „Okay". Ihr Herz begann schneller zu schlagen und schlagartig machte sich Aufregung in ihr breit. Sie hatte ein Date! Das erste richtige Date seit... ja wie lange eigentlich? Sie wusste es nicht. Doch die Vorfreude wich ganz schnell einem Gefühl der Ernüchterung. Sie kannte das Restaurant. Es war eins der Besseren in der Stadt. Und sie hatte nichts anzuziehen! Enttäuscht lies sie die Schultern hängen. Was jetzt? Absagen? In ihrem, oder seinem Hotel was aufs Zimmer kommen lassen, Pizza bestellen?
Wenn sie doch nur jemand hätte, den sie fragen könnte. Dann fiel ihr Stephanie ein. Ja! Sobald sie zurück war, würde sie Steph fragen.

Quinn bekam vom zweiten Teil der Fahrt nicht mehr viel mit. Ihre Gedanken kreisten um ein mögliches Outfit. Hose? Kleid? Ein Rock? Scheiße, sie war doch sonst nicht so ein Mädchen und ihre Kleidung war ihr scheißegal.
Sie war so aufgelöst, dass sie direkt zum Tower fuhr, obwohl sie ursprünglich ins Motel hatte fahren wollen. Sie sah auf die Uhr. Steph würde ja wohl da sein.


*


Wie schon vor ein paar Tagen, bei ihrer ersten Ankunft, platzte sie ohne Klopfen in das Büro ihrer Schwester. Die war diesmal nicht darauf vorbereitet und schrak fast zu Tode, als die Türe so unvermittelt aufflog und gegen die Wand knallte.
Vor Schreck lies sie den Stapel Papiere fallen, den sie in der Hand gehalten hatte.
„Quinn!" Kreischte sie erschrocken. „Bist Du wahnsinnig?"
Quinn kreischte zurück. „Das ist ein Notfall!"
Stephanie schrie noch lauter, „WAS?! WAS DENN? WAS IST PASSIERT?!"
Mehrere Mitarbeiter erschienen im Büro, angelockt durch die Schreie der beiden Frauen. „Ist was passiert?" Fragte Steph's Sekretärin, der die Kaffeetasse durch die Brüllerei runter gefallen war, weil sie sich so erschreckt hatte.
Stephanie sah ihre Schwester an. „Sag schon! Ist es wegen dem, was bei RAW passiert ist?"
Quinn starrte sie an und winkte ab. „Nein, das ist es nicht. Das Thema ist Geschichte".
Steph unterbrach sie, "lass mich raten und Du willst nicht darüber reden?!" Sie klang genervt. Quinn nickte bestädtigend, dann nuschelte sie: „Ich habe nichts anzuziehen."
„Wofür?" Kam es verdutzt.
Stephanie sah besorgt, das ihre Schwester rot anlief. „Ich habe ein Date, heute Abend."
Die stutzte erst, um dann dreckig zu grinsen. „Mit Brock! Paul meinte, da geht was zwischen Euch."
Quinn stöhnte. Natürlich... Paul! Klar, dass er die Klappe nicht hatte halten können. Dann jammerte sie: „Was soll ich anziehen?"
Ihre Schwester schüttelte den Kopf. „Ehrlich, ich habe keine Ahnung was der Mann mit Dir gemacht hat. So kenne ich Dich gar nicht. Aber es gefällt mir! Trotzdem...", sie zögerte. „Wollen wir uns nicht erst über das Unterhalten, was Tom verzapft hat?"
Quinn winkte ab. „Nein!" Bestimmte sie vehement.

Steph wollte noch etwas anmerken, unterlies es dann aber und wandte sich an ihre Sekretärin. „Kelly! Sag alle Termine für heute ab, ich geh mit meiner Schwester shoppen.!" Die beiden Frauen grinsten sich verschwörerisch an und Quinn schwante böses.

Sie sollte Recht behalten. Steph kannte wirklich jede Boutique, jedes Schuhgeschäft und schleppte Quinn überall mit hin.
Schließlich hatten sie ein paar Outfits zusammen gestellt und als sie endlich fertig waren, hatte Quinn nur noch eine Stunde Zeit, um in ihr Motel zu kommen und sich fertig zu machen.
Steph, die wusste das ihr Mann wieder da war und zu Hause auf sie wartete, wünschte Ihr viel Spaß und verabschiedete sich zügig.
Quinn war gezwungen ein Taxi zu nehmen, mit den ganzen Taschen und auch zum Restaurant würde sie mit dem Taxi fahren. Ihre Karre stand noch vor dem Tower und sie würde sie morgen abholen.

Kurze Zeit später stand sie vor dem Spiegel. Sie sah... anders aus. Sie hatte sich für einen cremefarbenen knöchellangen, hautengen Rock mit einem sündhaft langen Beinschlitz entschieden, dazu eine braune Bluse aus Spitze, mit Carmenausschnitt.
Die Haare hatte sie hochgesteckt und ihre Füße steckten in Sandaletten, in der gleichen Farbe wie der Rock. Sie war unsicher und fühlte sich verkleidet. Sollte sie wirklich so gehen? Selbstzweifel bemächtigten sich ihrer.

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