Kapi 7: ...verschwunden...

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Eine halbe Stunde später schrie die kleine wieder. "Ich geh schon...", sagte ich und stand auf. Stefan bearbeitete währenddessen weiter einige Akten. Als ich im Zimmer, in welchem die kleine schlief, ankam, war das Fenster offen. Die kleine war weg! Einzig und allein ein Brief war in ihrem Bettchen. Ich fiel auf die Knie und rief leise nach Stefan, welcher nach dem 5.Mal rufen auch kam. Ich weinte und saß vor ihrem Kinderbettchen. Er kam auf mich zu, allerdings als er den Brief sah blieb er kurz stehen. Er war genauso geschockt wie ich. "Sie ist weg... Stefan...", weinte ich. Er hockte sich neben mich und fing an mich zu trösten. Es gelang ihm auch, nach einer halben Ewigkeit. Er zog mich, sanft, aber bestimmt, aus dem Zimmer raus und ins Wohnzimmer auf die Couch. " Bleib bitte ruhig sitzen...", sagte er leise, allerdings auch so, dass man merkte, dass er keine Widerrede zuließ. Also blieb ich sitzen. Nach zirka 5 Minuten kam er wieder zu mir. Er hatte den Brief vorsichtig in eine Klarsichthülle gesteckt. Als er neben mir saß, las er den Brief vor. Ich blendete alles aus. Nur die kleine, ich sah sie...So süß. So klein. So zerbrechlich. Dennoch so 'fies', könnte man meinen. Ich versuchte mich auf Stefan zu konzentrieren, fragte allerdings trotzdem ob er es mochmals vorlesen könne, woraufhin er nickte.
"Liebe Susanne,
egal ob du oder dein Arschloch von anhänger-freund das hier liest... Die kleine ist bei mir. Egal ob du etwas dafür kannst oder nicht...halt! Du bist eh daran schuld, also ist es dieses Blatt nicht wert eine Ausrede zu suchen...! Also Klartext: Morgen 15 Uhr! Am Park mit 2.000 Kröten! Ohne Polizei UND ohne deinen Arschkriecher! Hoffe dir geht es gut...bis morgen Engelchen★
Liebe Grüße ♥", las Stefan laut vor. Er zog mich sanft auf meine Beine und dann ins Wohnzimmer. Dort angekommen setzte er sich auf die Couch und zog mich auf seinen Schoß. Ich konnte mich nicht halten...alle Bäche brachen und ich heulte sein Hemd nass.

Derweil bei Sophie: (*Cassandra POV*)

"Cassandra! Essen ist fertig!", rief sie mich. "Ja! Ich komme...", rief ich zurück, machte allerdings keine Anstalten mich zu bewegen. Mittlerweile war es so, dass Sophie immer einmal in "mein zimmer" kommen musste, bevor ich überhaupt auch nur realisierte, dass es Zeit zum essen war. Es klopfte an meiner Tür. Ich reagierte nicht. "Kommst du bitte zum essen, Cassandra? Du musst etwas essen, sonst kleppst du noch weg... Das will ich nicht", sagte sie ruhig. "Und was wenn ich genau das will?!", flüsterte ich extrem leise zu mir selbst, sagte dann aber zu Sophie:" Nagut...ich komme ja schon... " Ich stand auf und ging langsam aus dem Zimmer. Als ich in der Küche ankam setzte ich mich einfach ohne ein Wort hin. Sie sah mich an und ich spürte wie ihr Blick mich förmlich durchbohrte. "Was ist?", gab ich nach 5Minuten von mir, weil es mir langsam auf den Nerv ging. Sie sah mich jetzt noch besorgter an als vorher, gab allerdings keine Antwort. "Ehrlich Sophie... Wenn was ist dann sag es einfach! Stört dich irgendwas?, vielleicht an mir?", fragte ich. Sie schüttelte leicht den Kopf und sagte:"An dir stört mich nichts. Ich muss nur ein wenig nachdenken... Willst du vielleicht mal...hm.... Baden, genau. Willst du vielleicht mal Baden fahren? Vielleicht mit Sören und deinem Bruder?", antwortete sie. "Du lenkst vom Thema ab!", sagte ich leicht streng. "Ich lenke nicht vom Thema ab. Ich habe dir geantwortet und dir eine Frage gestellt.", meinte sie mit einem siegessicherem Lächeln. Ich nickte und sagte vorerst nichts. Wir saßen also in der Küche und aßen Abendbrot. Suppe. Kartoffelsuppe, um es genauer zu sagen. Ich verzog plötzlich meine Mundwinkel und lief ins Badezimmer. Ich schloss hinter mir ab und bemerkte erst jetzt, dass Sophie vor der Tür stand, da sie mir gefolgt war. Ich spuckte die Suppe ins Klo und spülte. Ich spülte noch schnell meinen Mund aus und ging dann wieder in die Küche. Einfach an Sophie vorbei, ohne etwas zu sagen oder ihr eines Blickes zu würdigen. Ich setzte mich nicht hin, sondern nahm den Teller und stellten ihm auf die Arbeitsplatte und verließ die Küche wieder. Ich ging ins Zimmer, welches für unbestimmte Zeit mir gehörte. Ich schloss einfach dir Tür und setzte mich auf das viel zu große Bett. Es klopfte und die Tür ging auf. Warte, Die Tür ging auf?! Ich stand auf ging zur Tür, nahm mir auf dem Weg dorthin noch eine Jacke und lief einfach raus. Im Treppenhaus zog ich mir noch schnell meine Schuhe an und ging. Sophie rief mir draußen noch nach, dass ich stehen bleiben soll, aber ich lief einfach weiter. Mir fiel auf, dass ich noch immer das Asthmaspray von meinem kleinen Bruder hatte. Ich hatte von Sören ein kleines Kärtchen bekommen, auf welcher seine Nummer stand. Ich ging zu einer Telefonzelle und steckte Geld rein, welches noch übrig war von einigem Kleinkram, den meine Mutter gebraucht hatte. Ich gab die Nummer ein und wartete. Nach kurzer Zeit nahm jemand ab. "Sören?", fragte ich. "Ja? Cassandra, was ist denn los?", fragte er aufgebracht. "Könntest du mir vielleicht sagen wo Susanne wohnt? Es ist vielleicht überlebenswichtig!", sagte ich schnell. Ich wusste das ich zu Sören musste wegen meinem kleinen Bruder, aber ich wollte mit Susanne reden. Ich brauchte jemanden der mich vielleicht verstehen würde, wenn ich lieber in ein Heim wollen würde. "Okay... Wo bist du ungefähr?", fragte er. Wo war ich denn? "Hm...? Also.... Es ist schon so dunkel. Kannst du Susanne sagen, dass sie zur Hohenzollernbrücke kommen soll. Wenn es geht alleine? Das wäre echt lieb. Ich werde dann dort auf einer Bank warten. Bis später...", ohne eine Antwort abzuwarten legte ich auf. Hoffentlich machte er das wirklich. Ich lief zur Hohenzollernbrücke und blickte auf den Fluss. Das Wasser, die Natur und die Freiheit, so etwas sah ich in diesem Moment. Gedanken schwebten durch meinen Kopf. "Kommt sie? oder Nicht?", fragte ich mich leise und beobachtete weiter das, irgendwie sehr beruhigende Wasser unter mir. Nach langer zeit, ich hatte mich auf das Geländer gesetzt, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich sprang auf den Weg und ging auf die Person zu. Es war Susanne, zum Glück.

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