Decisions

Embossing

Pauls Sicht: 

Die Nachtschicht war sowas von unnötig gewesen. Es war nichts aufregendes passiert und Embry und ich lagen einfach nebeneinander, ohne irgendetwas zu tun. Naja, außer uns hin und wieder gegenseitig aufzuwecken, weil wir am Einschlafen waren. Außerdem fühlte ich mich mies, wegen der kleinen Auseinandersetzung mit Sky gestern. Ich wollte sie nicht so dreckig behandeln, aber ich war extrem gefrustet gewesen. Ich hatte ihr gestern nicht einmal mehr geschrieben, als ich nach Hause gekommen war. Nicht weil ich auf sie sauer war, sondern ganz einfach, weil ich zu müde war und es vergessen hatte. Aber noch mehr leid tat es mir, dass ich ihr, als ich gegangen bin, nicht gesagt hatte, dass ich sie liebte. In diesem Moment war es allerdings meine Art sie zu bestrafen, für etwas, wo sie gar nichts dafür konnte.

Mürrisch stand ich auf und ging in die Küche um mir einen Kaffee und was zu essen zu machen. Ich probierte Sky anzurufen, aber sie ging nicht an ihr Handy. Eh klar, vermutlich war sie sauer auf mich, wäre ich an ihrer Stelle auch. Ein Blick auf die Uhr lies mich diesen Gedanken aber verwerfen, sie war bestimmt schon mit Jacob und Isabella unterwegs. Wie konnte sie sich freiwillig so quälen? Ich meine sie hätte uns zusammen für eine Nachtschicht einteilen können, aber nein, stattdessen übernahm sie die Tagschicht mit Jake. Heute Abend gibt es bei Sam wieder ein Lagerfeuer und ich hoffte, dass Sky dort sein würde. Nachdem ich fertig war mit meinem Frühstück, räumte ich alles weg und machte mich dann auf den Weg zu Sam. 

,,Hey, was ziehst du denn für ein Gesicht?" fragte mich Sam als ich bei ihm am Tisch saß. ,,Stress mit Sky?" fragte mich Jared, welcher gerade aus dem Wohnzimmer kam. ,,Nein, nicht so wirklich Stress," sagte ich. ,,Sondern?" fragte Jared. ,,Eher eine Meinungsverschiedenheit," sagte ich und zuckte die Schultern. ,,Um was gings?" fragte Sam. Musste ich wirklich mit meinem Alpha über mein Sexleben sprechen? Mein Zögern schien Sam anscheinend bereits eine Antwort zu geben. ,,Verstehe," sagte er und seufzte. Er ging in die Küche und ich hörte die Kaffeemaschine. Guter Mann. ,,Also was ist los bei euch?" fragte Jared, als Sam uns allen einen Kaffee gemacht hatte und sich wieder zu uns gesetzt hatte. ,,Leute, muss ich da wirklich mit euch drüber sprechen?" fragte ich sie gequält. ,,Mit wem willst du sonst drüber reden? Deinem Vater?" fragte Jared amüsiert und ich verzog das Gesicht. Na unbedingt wollte ich mit meinem alten Herrn darüber sprechen. Sam sah mich abwartend an. Ich seufzte und erzählte den beiden was gestern zwischen Sky und mir vorgefallen war. 

,,Warte, stopp. Und weswegen genau bist du jetzt sauer auf sie?" fragte mich Sam. ,,Ich bin nicht sauer auf Sky, sondern nur darauf, dass sie immer so tut als ob ihr das egal wäre," sagte ich. ,,Oder sie kann ihre Gefühle besser zügeln als du," sagte Jared und Sam und er mussten lachen anfangen. ,,Haha, macht euch ruhig lustig drüber," sagte ich genervt und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. ,,Wieso sprichst du sie nicht einfach darauf an, dass dich das verletzt?" fragte mich Sam. ,,Damit ich dastehe wie das größte Weichei? Danke Sam, aber auf den Rat kann ich gut verzichten," sagte ich. ,,Paul, du brauchst dich doch vor ihr nicht verstellen. Sky liebt dich so wie du bist. Hast du von deiner letzten Lüge nichts gelernt?" fragte mich Jared und ich knurrte leise. Ich wollte nicht an den Scheiß erinnert werden. ,,Jared hat recht, Paul. Sag ihr wie du dich fühlst. Ich glaube, dass ihr nicht bewusst ist, dass ihr Verhalten dich frustet," sagte Sam. ,,Es frustet mich nicht, ok?" sagte ich scharf und mir entfuhr erneut ein knurren. ,,Nein, natürlich nicht. Belüg dich doch nicht selbst Alter," sagte Jared und ich atmete einmal tief durch um mich zu beruhigen. Vermutlich hatten sie recht.

,,Sam wozu gibt es die Prägung eigentlich?" fragte Jared irgendwann. Diese Frage hatte ich mir noch nie gestellt. Sie war einfach da, Punkt. So wie Emotionen einfach da waren. ,,Es gibt verschiedene Theorien dazu," sagte Sam nur knapp. ,,Du weißt nicht mal selbst wozu die gut ist?" fragte ich ihn verwirrt. ,,Wirklich wissen tut das niemand, es hat nie jemand etwas dazu aufgeschrieben," sagte er und zuckte die Schultern. ,,Und was ist deine Theorie?" fragte Jared Sam interessiert. ,,Ich glaube sie dient dazu den Fortbestand des Rudels zu sichern. Der erste Teil der Prägephase ist der wo man es langsam angeht und sich kennenlernt. Doch ihr wisst beide so gut wie ich, dass irgendwann ein Verlangen nach mehr dazukommt," sagte Sam und wir nickten. Sams Theorie kann zwar auf die anderen zutreffen, aber auf Sky und mich nicht. Wobei, bei Leah hatte es ja auch geklappt, also warum sollte es unmöglich sein? ,,Billy hat die Theorie, dass uns die Prägung stärker macht. Sie soll unsere Schwächen ausgleichen," sagte Sam. ,,Aber wie soll ein Mensch, der nichts übernatürliches in sich trägt, Schwächen ausgleichen?" fragte ich. ,,Deswegen ergibt diese Theorie für mich keinen Sinn," sagte Sam und ich nickte. ,,Aber ihr könnt euch ja selbst dazu Theorien überlegen, die für euch Sinn ergeben. Manchmal ist das was für einen anderen Sinn ergibt, nicht das sinnvollste für einen selbst," sagte Sam.

,,Na was macht ihr drei? Vater-Sohn Gespräche?" fragte Emily belustigt, als sie bei der Tür reinkam. ,,So in etwa," sagte Sam grinsend und gab Emily einen Kuss als sie an ihm vorbeiging. ,,Sollen wir dir bei etwas helfen?" boten Jared und ich gleichzeitig an, als wir sahen, das Emily die Einkaufstüten abstellte. ,,Ja, es ist noch einiges im Auto, wäre lieb wenn ihr das reinbringen könntet," sagte sie und wir nickten. 

Sam und Emily waren wirklich unsere zweiten Eltern geworden. Sie hatten unsere schwierigste Zeit miterlebt, uns mit Essen und Kleidung versorgt und wir hatten bei den beiden immer ein Bett gehabt, wenn wir nicht nach Hause wollten. Von den langen, intensiven Gesprächen ganz zu schweigen. Ich glaube jeder junge Wolf brauchte einen Sam und eine Emily in seinem Leben. Nicht nur jeder junge Wolf, sondern generell jeder Wolf. 

,,Also, redest du mit Sky drüber?" fragte mich Jared, als wir gerade zum Auto gingen. ,,Ja, werde ich wohl müssen," sagte ich. ,,Du quälst dich nur selbst wenn du es nicht tust," sagte Jared und schnappte sich die ersten Tüten. ,,Hast ja recht," sagte ich und half mit die Tüten ins Haus zu tragen. Na das konnte ja was werden.