Vergangenheit

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Lose Blätter, mehrere Arbeiten und unzählige weiterer Kram lagen auf dem Pult herum.
Leichtes Rascheln drang in seine Ohren, er ließ das Handy kurz sinken um zu sehen von wo der Störfaktor kam.
Einer seiner Schüler in der hintersten Reihe lugte nicht gerade vorsichtig zu seinem Sitznachbar rüber.
Die zwei waren wirklich ein Fall für sich, sichtlich konzentrierter sah der andere auf sein Arbeitsblatt. Man sah ihm jedoch an das ein riesen fettes Fragezeichen über seinen Kopf schwebte. Der Blauhaarige sah wohl auch das es da nichts zu spicken gab und wand sich wieder von seinem Nachbarn ab.
Satoru beobachtet den Problemschüler weiterhin.
Er hatte schon von Kollegen mitbekommen das sich die beiden wohl kaum was sagen ließen und aus ziemlich schwierigen Verhältnisse kommen.

Leises Klopfen an der Tür.
Ist jetzt nicht wahr
Sie waren doch gerade mitten in einer Arbeit.
"Herein"
Leise öffnete sich die Tür, und ein Junge mit Rosa Haaren kam zum Vorschein. Sichtlich irritiert blickte er zu dem anderen Schüler mit den Tattoos im Gesicht, dann wieder zurück zu dem an der Tür.
"Sorry, aber ist Ryomen Sukuna da? Es geht um die Familie" flüsterte er leise
Nicht leise genug, den jetzt sahen allesamt auf und waren von Null auf hundert völlig unkonzentriert.
"Ryomen du kannst gehen"
Der Tätowierte sah auf, schnappte sich seine Sachen. Hielt bei ihm aber kurz an.
"Wird angerechnet oder? zumindest die Hälfte?
Satoru nickte ihm zu, was dem Schüler wohl als Antwort genügte und verließ den Raum.

Das waren wohl die berühmten Brüder von denen man überall in der Stadt hörte, überraschender Weise sahen sie sich tatsächlich total ähnlich.
"Sind jetzt noch 20 Minuten"
Ließ er seine Schüler wissen und widmete sich wieder seinem Handy zu.

Seit einer Woche kam Megumi nicht mehr zum Unterricht, was ja eigentlich gut für alle Beteiligten waren.
An seiner Stelle würde ich auch nicht gerne in einem Raum mit meinen Vergewaltiger sitzen, dazu kam auch noch seine Wenigkeit.
Eins Verstand er aber immer noch nicht, zum einen seine Denkweise und zum anderen das er ihn nicht anzeigen möchte.
Im Grunde war es nicht sein Problem, und irgendwie auch doch.
Er wollte ihn beschützen, egal vor wem und egal wie.
Der kleine hatte irgendwas mit ihm gemacht, den ständig geisterte sein Gesicht in seinen Gedanken umher.
Noch immer roch er seinen süßlichen Duft.

Satoru tippte in sein Handy auf die Suchleiste ein.
>Megumi Fushiguro<
Schon ploppte seine Social Media Seite auf.
Er scrollte sich komplett durch.
Das übliche für einen Jugendliche in seinem Alter.
Er fühlte sich von sich selbst ertappt und schloss die Fenster wieder.
Was war los mit ihm?

...vergiss mich und werde glücklich...

Seine längst verblassten Worte hallten ihm durchs Ohr, seine Stimme, die Wärme.
Das er ihn vergessen soll war sein letzter Wunsch aber er konnte ihn nicht einfach ersetzen, dafür war sein Herz zu sehr gebrochen.

"..satoru.." "...Satoru..."
Mürrisch verzog derjenige sein Gesicht, der Wind bließ ihnen durch die Haare. Das lange schwarze Haare wehte wie Seide durch die Luft.
"Ich rede mit dir"
Der Mann schlug ihm leicht auf die Schulter, daraufhin blinzelte er ihn durch das Sonnenlicht entgegen.
"Sei doch nicht immer so gewaltätig"
Spöttisch bließ der andere in die Luft.
"Du hast noch ganz andere Sachen verdient als das"
Schmunzelnd blickte er ihm entgegen, griff mit beiden Händen nach ihm und zog ihn zu sich runter.
"Sa-toruu"
Lachend fiel er auf ihn drauf.
"Wenn du lachst gefällt mir das schon besser"
Lächelnd sah er ihn an.

Genug Tagträumerrei, die gemeinsamen Errinerungen taten weh, so sehr das sein Herz wieder anfing zu schmerzen.
Wieder tippte Satoru durch sein Handy, sah sich alte Fotos an. Und verfluchte sich im selben Moment selbst, warum tat er sich das immer wieder selber an.

Eine Nachricht ploppte auf, von Shoko.

Heute ist sein Tag, kommst du?

Was dachte sie eigentlich jedes Jahr von ihm, natürlich würde er kommen.
Was wäre er den für ein Freund wenn er ihn nicht besuchen würde.
Er schrieb ihr zurück

Natürlich, was denkst du von mir❤️‍🩹

Prompt kam eine Nachricht von ihr zurück.

Es ist Jahre her, hör auf ihn zu lieben.

Zähneknirschend sah Satoru auf sein Handy, legte es zur Seite ohne auf die Nachricht einzugehen.
Seine Augen wurden gefährlich feucht.
Kacke, das konnte er jetzt nicht gebrauchen, verdammte Ieiri.
Der Weißhaarige blickte zu der Schuluhr die über der Tür hang.
"Ihr habt jetzt noch 5 Minuten"
Ein paar standen auf um schon abzugeben, andere wurden jetzt wesentlich nervöser und es entstand wieder etwas Unruhe.
Satoru kratze sich am Kopf, als Schüler waren die kleinsten Probleme was er als nächstes für Essen in der Pause kaufen würde, oder wer mit wem was hatte.
Dieses unbeschwerte Leben würde er gerne noch einmal selbst erleben, dazu war es aber zu spät, deshalb war er froh das sie noch keine richtigen Probleme hatten, den die kamen früher oder später.

Schrilles Läuten, die Schulglocke ertönte. Jeder in der Klasse ließ wie auf die Sekunde genau die Stifte sinken und packten ihre Sachen um ins Wochenende zu verschwinden.
Die einen schneller und die anderen langsamer.
Er wartete bis allesamt gegangen waren, und stand dann selbst auf und die Arbeiten einzusammeln.
Vielleicht schaffte er dieses Wochenende zumindest die vorherige Arbeiten zu korrigieren.
Alle Arbeiten eingesammelt schlurfte Satoru wieder nach vorne um sie in seine Aktentasche zu verstauen. Dann verließ auch er den Raum um ins Wochenende zu gehen.

In Gedanken verloren lief der Weißhaarige am Lehrerzimmer vorbei, ehe er bemerkte wer davor stand.
Der große breit gebaute Mann den er vor kurzem schon einmal gesehen hatte stand mit seinem Sohn, Megumi, vor der Tür.
Megumi sah ihn nicht an, schaute weg, verwunderlich war seine Reaktion nicht nachdem was war.
Sein Vater hingegen begrüßte ihn nur knapp, dann gingen beide in die entgegengesetzte Richtung.
Hmm..!

Heute war er nicht in Stimmung über solche Sachen nachzudenken, und beschloß nicht weiter sich den Kopf darüber zu zerbrechen.

Einen kleinen Abstecher im Blumenladen seines Vertrauens, und schon war er auf dem Weg zu ihm.

Vor dem Friedhof warteten schon Shoko, Nanami und Haibara.
Wenigstens waren sie immer noch zu viert, einer fehlte jedoch.
"Ooii, sato du bist zu spät"
Shoko winkte ihm vom weitem schon zu, sie war immer so unglaublich ungeduldig. Neben ihr stand der mürrische Blonde, hinter den beiden war der kleinste in ihren Freundeskreis.
"Ja, ja ich hab noch Blumen besorgt, ihr kommt ja immer ohne"
Jetzt kam der kleine hinter Nanami vor und hielt ebenfalls einen Strauß in seiner Hand
"Stimmt doch gar nicht"
Erfreut darüber stürmte Satoru auf seinen kleinen Freund zu und wuschelte ihm durch die Haare.
"Wenigstens ist auch dich verlass, yu.
Jetzt schaltete sich Nanami ein.
"Hört auf zu Trödeln" schon Schritt er voraus, haibara folgte ihm.
Die letzen im Bunde waren er und seine beste Freundin, Shoko!
"Du hast sie gelesen, meine Nachricht!
Satoru blickte nach vorne, wieder bahnten sich Tränen nach außen
"Klar hab ich das" antwortet er nur knapp.
"Darling, du musst ihn endlich gehen lassen und ihn vergessen"
Nicht mehr weit und sie würden wieder vor seinem Grab stehen.
Satoru blickte starr geradeaus, jedes Jahr an diesem Tag war unerträglich, er wusste das er nicht ewig so weiter leben konnte.
Schließlich kamen sie zum stehen, und blickten auf sein Grab.
Haibara ging wortlos in die Hocke und legte behutsam seinen Strauß hin.
"Sato..." Ihre weiteren Worte bekam er nicht weiter mit.
Still liefen ihm Tränen über die Wange und tropften auf den Grabstein. Warum? Brach es krächzend aus ihm, Shoko hielt ihm am Arm fest.
Warum wurde ihm der einzige Mensch der ihn so viel bedeutet hatte einfach weggenommen. Er kam sich so leer ohne ihn vor, und wie jedes Jahr zerriss es ihm sein Herz noch weiter. Wie lange würde er das noch ertragen müssen, die Worte seines letzten Wunsch hallten wie sooft durch den Kopf.
Er konnte nicht, denn dafür musste er ihn vergessen und das wollte er einfach nicht.
Der sonnst so starke Alpha ließ den Strauß fallen, die Blumen flogen neben dem Grab zur Boden, und lagen verstreut davor.
Wie jedes Jahr, er hatte sich nicht geändert, jedes Jahr ertrug er diesen Schmerz einfach nicht.
"Sato, bitte beruhig dich" kam jetzt auch schluchzend von seiner Freundin.
Völlig verzweifelt schlug er sich die Hände vor sein Gesicht, und betete das sein Tod nicht umsonst war, das er wenigstens gut gelebt hatte, auch vor seiner Zeit.
Shoko klammerte sich an seinen Arm und versuchte ihn zu beruhigen indem sie sanft über sein Gesicht strich.
Bis dann alle Dämme vollends brachen, laut schluchzend sackte der Weißhaarige vor ihm zusammen, vor ihm, seiner Liebe des Lebens.

Secret Love ☆ GofushiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt