Mein Blick wanderte zur Uhr. 15:25 Uhr. Fünf Minuten und dann hätte ich diese Schule hinter mir. Zumindest für diesen Tag.
Der Lehrer hatte einen gelangweilten und monotonen Ton an sich, dass nicht nur mich, sondern selbst dem Streber in unserer Klasse zum einschlafen bringt.
Meine Aufmerksamkeit widmete sich der Außenwelt. Es machte keinen Sinn mehr dem Lehrer zuzuhören.
Als ich aus dem Fenster blickte, konnte ich meinen Augen nicht glauben. Das konnte nicht sein. War sie es wirklich?Mein Herz fing an zu rasen und mir wurde ganz warm. Wahrscheinlich wurde ich auch leicht rot. Etwas peinlich berührt versuchte ich dies durch mein Rollkragenpullover zu vertuschen.
Nun wollte ich aber auch, dass der Unterricht noch schneller beendet. Mein Blick wanderte langsam zum Lehrer, der noch etwas an der Tafel zeigte.
„Gut. Für heute würde ich den Unterricht beenden. Bitte lernt für morgen noch. Ich erinnere euch nochmal, dass ihr einen Test schreibt.", sagte er nach einer kleinen Pause.
Alle Schüler fingen an ihre Taschen zu packen und das Getuschel wurde immer lauter.
„Einen schönen Nachmittag noch." Hörte ich den Lehrer noch sagen, als ich aus der Tür sprintete.
Ich war so darauf fixiert, das Mädchen meiner Träume nicht zu lange warten zu lassen.Mein Herz pochte vor Aufregung, als ich durch die Ausgangstür ging. Ich versuchte noch einmal tief Luft zu holen.
Mir war wieder ganz warm und als ich sie erblickte und ihr Blick auf mich traf, wurden meine Beine ganz weich und zittrig.
Dieses Mädchen brachte mich um den Verstand. Ich wollte sie. Nur sie allein.Diesmal trug sie eine Skinny-Jeans und einen weiten schwarzen Hoodie. Ihre braunen Haare waren zu Braids geflochten. Es stand ihr einfach so unfassbar gut.
Sie kam auf mich zu und ich musste anfangen zu grinsen. Auch sie grinste.
„Hey na! Alles schick? Wie war dein Schultag?", fragte sie mich.
Sofort wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Zu gerne hätte ich jetzt einen Kuss von ihr bekommen. Ihre Nähe gespürt und ihre Hand gehalten.
„Hey! Ja.. war ganz okay. Schule halt.", sagte ich etwas verlegen.
„Verstehe." Sie lachte kurz. „Hast du Lust den Nachmittag zu verbringen?"
Ich überlegte kurz. Eigentlich müsste ich für den Test morgen lernen. Meine Noten waren nicht die Besten, allerdings müsste ich mir Mühe geben, wenn ich mein Abi schaffen möchte.
Allerdings würde ich viel lieber mit ihr den Nachmittag verbringen. Lernen könnte ich ja noch am Abend und am Morgen vor der Stunde.
„Ja, sehr gerne. Wo soll es hingehen?", fragte ich und schaute direkt in ihre Augen. Sie leuchteten so unglaublich schön. Wie Bernsteine in der Sonne.
Lucy, der Name des Mädchens, schnappte sich meine Baskenmütze und setze sie sich selber auf und grinste frech dabei.
„Ich hätte da so eine Idee." Erschrocken versuchte ich meine Haare wieder zu ordnen. Ich war bestimmt ziemlich rot. Es war mir peinlich und meine Haare, die jetzt bestimmt hässlich aussahen, machten es nicht besser.
„Ich komme aber nur mit, wenn du mir meine Mütze wieder gibst." Ohne Widerworte setzte sie meine Mütze auf mein schwarzes Haar.
„Na dann los.", sagte sie, kehrte um und lief los.„Wo führst du mich bitte hin?" Wir waren im Stadtpark. Allerdings ging es gerade bergauf und um uns rum waren viele Bäume.
„Wirst du gleich sehen.", sagte sie, ohne sich umzudrehen.
Mein Blick wanderte über ihren Körper. Von oben nach unten. Auch von hinten sah sie einfach perfekt aus. Ich vermisste ihre Nähe, auch wenn ich diese noch nie zuvor gespürt hatte.
Plötzlich blieb sie stehen und ich wäre beinahe in sie hineingelaufen. Es fehlten nur noch wenige Zentimeter.
Dann schaute ich langsam hinter ihr hervor und mein erschöpftes Gesicht wandelte sich in ein erstauntes um.
Man konnte von hier oben einfach die ganze Altstadt sehen. Und durch die Sonne sah es einfach so unglaublich schön aus.
„Wow.", flüsterte ich schon fast.
„Wusste gar nicht, dass es hier so einen Platz gibt. Wie hast du den gefunden?"
„Ich war hier mit Freunden oft. Bisschen trinken und so.", sie schaute zu mir und fing an zu lächeln. Aber sie schaute nicht lange, denn kurz danach machte sie sich weiter, um sich auf einem umgefallen Baumstamm zu setzen. Mit einer kleinen Handbewegung zeigte sie mir, dass ich mich neben sie setzen sollte. Das tat ich auch.
„Wie geht es dir eigentlich?", fragte ich nach einer kurzen Zeit des Schweigens.
„Ach. Es ist soweit alles gut. Ich weiß nur nicht gerade mit meinen Gefühlen so richtig hin." Sie schaute mich nicht an. Stattdessen schaute sie zum Ausblick der Stadt. Ich vermerkte, dass sie mit ihren Fingern spielte. War sie nervös? Was war los? Was für Gefühle? Bin ich damit gemeint?
Mir schossen so viele Fragen durch den Kopf.
„Was ist los? Du kannst es mir ruhig erzählen.", sagte ich ruhig und hoffte so, dass ich ihr vertrauen bekommen könnte.
Es ertönte ein kurzes leises Lachen. Ihr Blick senkte sich zu ihren Fingern, die noch immer nervös zappelten.
Wollte sie es mir nicht sagen? Hab ich was falsch gemacht?
Mein Blick wendete sich von ihr ab und blickte zur Stadt hinunter.
„Ich glaub ich hab mich verliebt.", kam es leise von ihr. Noch immer war ihr Blick gesenkt.
Verliebt? In wen? Hatte sie jemand anderen? Meine Chance sie in meiner Nähe zu haben, schienen zu dem Zeitpunkt bei null zu liegen. Ich würde niemals ihre Hand halten können. Erinnerungen und Abenteuer erleben. Wie soll ich ihr noch in die Augen sehen können? Es würde nur schmerzen. Ihren Duft würde ich immer mit Schmerzen verbinden. Und ich würde niemals herausfinden wie sich ihre Lippen anfühlten.
Meine Hände krallten sich in mein Rock ein.
„Aber ich glaube diese Person möchte nichts von mir.." Sie machte eine kleine Pause.
„Aber das ist egal. Wir sind nicht da um zu trauern." Ein gefaktes Lachen kam aus ihr hervor. Ich schaute sie an und lächelte etwas hilflos. Genau in dem Moment schaute sie auch mich an und unsere Blicke trafen sich.
Mein Bauch kribbelte. Als würden hunderte von Schmetterlinge in mir tanzen. Mir fiel fast die Luft zum Atmen weg.
Wie kann man nicht in diesem Mädchen verliebt sein? Wenn sie meine Freundin wäre, würde ich sie auf Händen tragen. Ihr Geschenke bringen, für sie kochen und ihr unendlich viel Aufmerksamkeit schenken. Ich könnte nicht anders. Ich liebe dieses Mädchen.
Lucy runzelte grinsend die Stirn. Hatte ich was im Gesicht? War ich rot?
„Was ist?", fragte ich panisch. Sie sagte nichts. Starrte mich nur für paar Sekunden an, als sie dann ihren Mund leicht öffnete. Sie sah so aus, als würde sie überlegen was sie sagen sollte.
„Was machst du dieses Wochenende?", fragte sie mich.
„Ich ähm.. Ich werde mit meinen Freunden feiern gehen." Sie nickte nur.
„Warst du schon mal so betrunken, dass du jemand einfach so geküsst hast?", fragte sie plötzlich. Nun runzelte ich leicht die Stirn. Wie kommt sie jetzt auf diese Frage.
„Nein. Nicht das ich wüsste." Sie nickte wieder.
„Würdest du es mal machen wollen?" Was waren das für fragen? Aber ich überlegte trotzdem. Würde ich? Ich glaube schon. Wenn ich Lucy auf einer Party sehen würde, würde ich ihr glaube einen Kuss schenken. In dem Moment wäre es mir bestimmt egal was sie von mir halten würde, aber um ihre Lippen zu berühren, um ihr nah zu sein, würde ich das riskieren.
„Ich denke schon.", murmelte ich.
„Gäbe es da eine bestimmte Person an die du gerade denkst?" Ich hörte ein Grinsen in ihrer Frage und ich errötete mal wieder. Ich könnte es ihr ja indirekt sagen.
„Ein... Mädchen vielleicht." Mein Blick senkte sich zu meinen Händen. Hoffentlich war es okay, dass ich mich jetzt indirekt bei ihr geoutet hatte. Ich schielte leicht zu ihr. Das Gefühl wollte nicht nachlassen, dass sie ein perverses Grinsen auf ihren Lippen hatte.
„Oha echt? Ich glaub ich könnte das nicht. Also bi Oder lesbisch sein?" Sie drehte sich von mir weg und hielt ihr Gesicht in die langsam untergehenden Sonne. Sie schloss die Augen und genoss die letzten Sonnenstrahlen.
Mein Herz zerbrach in dem Moment in tausend Stücke. Sofort fühlte ich mich unwohl und wollte nur weg von hier. Diese Worte haben mich so verletzt. Ich biss mir auf die Unterlippe, damit ich nicht anfing zu heulen. Doch ich merkte wie sich immer mehr Tränen anbahnten. Ich muss hier weg.
„Du ähm... Es tut mir leid, dass jetzt sagen zu müssen. Aber ich hab voll vergessen, dass ich morgen eine wichtige Arbeit schreibe. Ich würde gerne noch etwas lernen wollen." Ich stand ruckartig auf und richtete meinen Rock. Danach nahm ich meinen Rucksack und schaute zu ihr.
Sie schaute mich etwas verdattert an.
„Oh okay. Soll ich dich zum Bus begleiten?" Ich schüttelte hastig den Kopf.
„Nein. Brauchst du nicht. Alles gut. Wir sehen uns." Ich hab die Hand zum Abschied und drehte mich schnell weg, um den Weg zur Stadt zurückzugehen. Ich achtete nicht mehr auf sie. Ich wollte einfach nur noch weg von hier. Meinen Tränen freien Lauf lassen. Für mich war es gerade wie ein Weltuntergang.
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Love OneShots - Lesbian Version
Short StoryLiebe. Es kann ein schönes Gefühl, aber zugleich auch ein schreckliches Gefühl sein. Manche haben ihr Glück gefunden, sind glücklich verliebt. Andere haben es schwer. Trauern ihr hinterher oder hat kaum Gefühle für diese eine Person, die man doch...