Chapter 12 - Arrival

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Sie kommen auf großen schwarzen Pferden an. Es sind nicht die, die wir kennen mit Seepferdchen Gerippe und Flossen. Es sind viel größere schwarze Biester mit Krallen an den Zehen. Ihre Mähne ist wild gelockt und ihr Schweif liegt hinter ihnen auf dem Boden als lange Schleppe. Lorcan steigt zuerst herab. Er klopft dem armen Tier nicht mal auf den Hals obwohl es ihn gerade 10 Stunden getragen hat. Hinter ihnen ist ein Wagen mit einem angespannten Elefanten. Ein wütendes Tier. Er faucht die ganze Zeit und versucht sich loszureißen.

So ein Tier habe ich auch noch nie gesehen. Er hat ganz kleine Ohren. Unsere Elefanten sind nicht schwarz, sondern ein sehr schönes pastelliges Grün und sie haben weiße Linien auf ihren Ohren. Schöne Muster. Ihre Ohren sind zu dem viel viel größer. So das sie einem Schatten geben können, wenn die Tiere sie aufstellen. „Hey." Kommt von der Seite und ich drehe mich schon nervlich fertig zu ihm um. Laurent der Lockenkopf oder wie ich ihn zuvor genannt hatte: Cassius der vergeudete.

Er kommt auf mich zu und steckt mir dann seine geheilte Hand hin. Fragend sehe ich ihn an. Dann hoch zu Malachi. Dieser schmunzelt belustigt auf mich runter. „Du sollst sie schütteln." Schütteln? Verwirrt greife ich zwei von Laurents Fingern und schüttle kräftig seine Hand. Kommt da jetzt irgendwas raus? Als nichts passiert lasse ich ihn einfach wieder los. Laurent starrt mich perplex an. Hätte was rauskommen sollen und er wundert sich wieso es nicht klappt?

„In Ender schüttelt man keine Hände." Erklärt Malachi an Laurent gewandt. Dieser blickt kritisch zurück und mustert meinen Freund dann mit abfälligem Blick. Und sowas soll ich heiraten? Niemals. „Lass gut sein, Malachi. Das verstehen sie nicht." Sage ich und stecke meine Hand zurück in meine Hosentasche. Sie haben sich also nicht mal über unsere Bräuche informiert. Nicoli schütteln keine Hände. Sie fassen sich zur Begrüßung gar nicht an. Ich weiß nicht wie er darauf kommt, dass Naida sowas tun. Ich warte bis ihre Leute alle Sachen aus dem Wagen gehoben haben.

Lorcan kommt endlich zu uns und stellt seine Tasche ab. Genau wie Laurent trägt er einen der schwarzen Mäntel seines Klans. Sie haben hohe Kragen, sind lang und unten weit ausgestellt. Ihr Stoff ist dick, aber nicht warm, weil die Nicoli die Kälte so lieben. Auf den gesamten Stoff sind Sternenkonstellationen mit silbernem Faden bestickt. Als ich näher an Lorcan ran gehe, fällt mir auf, dass es kein Faden ist. Schockiert starre ich zu ihm hoch. Sein Gesicht direkt über meinem. „Bist du dir im Klaren darüber, dass dein Mantel mit Ilaria Haar bestickt ist?" Haar welches niemals ausfällt, sondern nur abgeschnitten werden kann. So silbern wird es nur, wenn wir sterben. Wenn wir nicht aus Alter gestorben sind.

Malachi kommt plötzlich von hinten und zieht mich zwei Meter zurück. Lässt seine Arme um mich gelegt, weil ich mich schon wieder aufrege. „Ihr kommt mir euren Mördergewändern hier an?" Frage ich schockiert und beängstigt. Lorcan sieht an sich herunter als hätte er keine Ahnung davon. Ich drücke mich noch fester an Malachi ran. Wenn ich mit einem von denen nach Hause gehe, werde ich sterben und dann schneiden die meine Haare ab und besticken damit den Mantel für den nächsten grausamen Nicoli.

„Hey." Flüstert Malachi sanft und drückt mich fester. Ich atme tief durch. Das hat mir Angst gemacht. „So könnt ihr hier nicht rein." Sagt Malachi ruhig, aber ich spüre die Wut auch in ihm. Es ist wirklich sehr sehr selten, dass Ilaria wütend werden und selbst dann ist es im Vergleich zu den anderen Arten bloß eine kleine Quängelei. Lorcan beginnt seinen Mantel auszuziehen was ich nicht erwartet habe. Ich atme tief durch als beide ihre Jacken an ihre Diener abgeben und jetzt in schwarzen eng anliegenden Stoffen vor uns stehen. Das ist wenigstens nicht aus anderen Lebewesen gemacht. Malachi lässt mich wieder los und stellt sich wieder neben mich. „Ich werde ordern, dass sie ihnen neue Kleidung bringen und ihre Taschen in ihre Gemächer tragen." Ich nicke bestätigend und dann ruft Malachi sie schon.

Ilaria rufen ohne Ton. Naja, ich kann es schon hören, aber Naida und Nicoli können es nicht. Es geschieht auch ohne das Bewegen der Lippen und klingt allein wie eine Melodie. Man muss lernen welches Lied was bedeutet. Jede Tonabfolge hat einen Grund. Zusammen bilden sie Sätze. Es ist zum Glück ganz leicht für Ilaria das zu lernen, weil wir mit einem super Gehör für Töne geboren werden. Alle meine Schlaflieder wurden so gesungen. Es gibt mir ein Gefühl von Zuhause.

Lorcan kommt plötzlich vorgelaufen und begrüßt mich wirklich auf unsere Art. Legt seine Handballen aufeinander und schlägt wie Flügel seine Handrücken zusammen bevor sich seine Handflächen aufeinander legen und er sich verneigt. Ich tue es ihm überrascht gleich und auch Malachi ist so höflich und begrüßt ihn. Einer hat sich also wenigstens ein bisschen Mühe gegeben.

Zehn Ilaria kommen zu uns getrabt und nehmen den Nicolidieniern vorsichtig die Taschen ab. Dabei versuchen sie so viel Abstand wie nur möglich zu halten. Man kann eine riesen Wolke von Angst um sie spüren. Ich bin mir sicher, dass die Nicoli es riechen können. Angst zu riechen ist so feige. Sie bemerken, dass sie da ist ohne sie selbst dafür fühlen zu müssen. Ihnen fehlt jegliche Empathie.

„Die gewünschten Gewänder wurden in den Gemächern hinterlegt." Sagt ein kleiner Ilaria mit rosanen, kurz geschorenen Haaren. Der arme! Wer hat ihm denn die Haare so kurz geschnitten? „Soll ich sie wieder wachsen lassen? Du kannst sagen, dass es meine Order war." Damit lügt er nicht wirklich, weil ich ihm diese Worte in den Mund lege. Der kleine lächelt mich schüchtern an. „Okay." Glücklich laufe ich zu ihm und lege meine Hände auf seinen Kopf. Das Haar von Ilaria braucht viel Energie. So wie er aussieht wird er nicht gut genug behandelt und sieht nicht genug Sonnenlicht damit es schnell nachwächst.

Es muss einer meiner Geschwister gewesen sein, der ihn so zugerichtet hat. Es macht Ilarian Angst, wenn ihre Haare genommen werden. Wahrscheinlich war einer meiner Geschwister hungrig nach mehr. Das ist eine dieser Dinge, die ich zum Glück nicht brauche. Mich von der Energie anderer zu ernähren indem ich sie ihnen mit schlechten Gefühlen entlocke. Zum Glück kann ich meine Energie einfach spenden um seine Haare wieder wachsen zu lassen. In einer halben Minute sind seine Haare wieder Schulterlang und glänzen gesund. „Vielen Dank, Prinzessin." Sagt der kleine und verbeugt sich ganze drei Mal. Ich lache leise. Es ist schön ihn so glücklich zu sehen.

„Für sie." Sagt er und hält mir eine rote Blume hin. Sie ist direkt aus seinen Händen gewachsen. Etwas, was ich leider nicht kann. „Vielen Dank." Sage ich und stecke sie mir oben ins Haar. Ungläubig sieht er mich an und verbeugt sich gleich nochmal. Malachi neben mir lächelt sanft. Dann läuft der kleine weg und schwebt hüpfend zum Anwesen zurück. Ich streiche einmal durch meine Haare und bin froh, dass sie noch dran sind. Dann deute ich Malachi an los zu gehen.

Blumen sind für die SchwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt