Chapter 10 - Decision

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Ich kann es nicht glauben! Erschrocken starre ich meine Mutter an. Ich war doch nur kurz weg! Wie kann sie da sowas tun? Wie kann etwas zu schnell schief gehen?

„Dann kommen sie nächste Woche vorbei." Ängstlich sehe ich herunter. Meine Mutter hat mal wieder etwas entschieden ohne an andere zu denken. Hat auf Wunsch von Deianira entschieden, das Laurent und Lorcan mit zu uns kommen dürfen. Sie sollen mit uns leben bis ich mich für einen von ihnen entscheide. Wie konnte sie sowas tun? Nicoli in unser Haus einladen? Wo bei uns so viele Ilaria leben? Nevan ist doch jetzt schon immer so nervös. Er wird das nicht aushalten.

„Eine Bedingung habe ich." Sage ich leise an meine Mutter gewannt. Sie blickt wütend zurück, aber fragt trotzdem was es ist. „Ich möchte Malachi anstatt Nevan bei mir. Nevan soll sich ausruhen." Sage ich leise, aber jeder hat es sicher gehört. Meine Mutter rollt mit den Augen und nickt dann. „Such dir aus wen du willst." Gut. Malachi ist auch ein Ilaria und er kann mich genauso beruhigen. Er ist nur auch ein Krieger, ein richtiger Aufpasser. Er kann nicht so leicht verletzt werden wie Nevan und er ist auch schon viel älter. So reif wie ich ungefähr und nicht so unschuldig.

„Dann erwarten wir sie." Sagt meine Mutter und steht auf. Ich tue es ihr gleich. Will doch einfach nur weg hier. Plötzlich fällt mir was ein. Ich sehe zu Laurent rüber. Dieses Mal sieht er nicht direkt weg. „Lässt du mich sie heilen?" Frage ich vorsichtig und zeige auf seine Hand. Nach längerem Zögern nickt er. Ich setze mich also wieder hin und lasse mir seine Hand geben. Vorsichtig wickle ich den Verband ab. Ich habe vorher noch nie einen Nicoli angefasst. Laurent ist gar nicht so kalt wie ich gedacht habe. Seine Haut ist ganz angenehm kühl.

Unter dem dunklen Verband kommt eine sehr blutige Hand zum Vorschein. Ein paar seines Klans sehen schockiert aus. Besonders seine Eltern sind es. Ich lächle sie beruhigend an. „In ein paar Sekunden ist alles wieder wie vorher." Sage ich tröstend und halte dann Laurents blutige Hand. Lege meine Handfläche über das Loch in seiner.

Heilen fiel mir vor ein paar Jahren sehr sehr schwer. Aber ich habe es immer und immer wieder geübt und jetzt ist sowas schon ganz leicht. Nach zehn Sekunden gähne ich erschöpft und lasse Laurent wieder los. Beobachte wie er seine Hand inspiziert und seine Finger bewegt. „Das hat gar nicht weh getan." Stellt er überrascht fest. Ich weiß. Man merkt nicht wie es heilt. Plötzlich ist die Wunde einfach weg. „Gut." Sage ich und gähne nochmal. Dann stehe ich müde auf. Heilen ist anstrengender als es von außen aussieht.

„Das hab ich ja kommen sehen. Jetzt schläfst du den ganzen Rückweg." Ich lache leise über die Empörung meiner Mutter. „Ist doch super. Ich mache die Augen zu und wenn ich sie wieder öffne bin ich schon wieder zu Hause."

So passiert es dann auch wirklich. Wir kommen an ohne das ich auch nur ein Stückchen des Weges gesehen habe. Und es ist schon echt eine schöne Strecke. Über die Mond Schlucht, die Glockenfelder, das Sprudelwasser und die Tiegermauer. Selbst den Wald der tanzenden Pilze habe ich verpasst, dabei sieht der aus der Kutsche so wunderschön aus. Riesige leuchtende Pilze, die sich bewegen zu dem was du ihnen vorsingst. Ich bereue es ein bisschen die Wattewasserfälle nicht gesehen zu haben und den Flug über die Pyramiden nicht bemerkt zu haben, aber wenigstens musste ich nicht zehn Stunden lang aus dem Fenster gucken.

Zu Hause renne ich sofort zum Trakt der Wachen und suche nach Malachi. Ich muss ein bisschen rumfragen bis ich ihn draußen finde. Er ist dabei Jacken für die Trainingsschüler aufzuhängen. Sie haben sie wohl gerade im Fluss gewaschen. „Malachi." Rufe ich ihn und er dreht sich überrascht zu mir um. Er war schon für mich da als ich noch ganz klein war. Er ist jetzt 40 Jahre alt. Sieht genauso jung aus wie ich, aber hat ganz blaue Augen und ist viel ernster. „Mutter will dass ich einen Nicoli heirate." Platzt es aus mir heraus. Malachi starrt mich fassungslos an. So eine Reaktion sollte man von jedem bekommen dem man sowas erzählt.

„Einen Zuko auch noch." Langsam lässt Malachi die Wäscheleine los und kommt zu mir stolziert. Wie jeden Tag trägt er eine weiße Uniform und ein großes Schwert am Gürtel. In seinen Haaren ist ein kleines silbernes Diadem. Das haben nur Admirale. „Hast du schon einen Plan?" Fragt er und ich schüttle mit dem Kopf. Früher hatte ich einen riesigen Crush auf ihn. Wenn ich versuche ich zu beschreiben versteht es doch trotzdem keiner. Malachi ist ein Ilaria durch und durch. Er ist unbeschreiblich schön. Wie eine Porzellanfigur.

„Sie kommen hier her. Zwei von ihnen, weil ich mich zwischen ihnen entscheiden soll." Erkläre ich schnell außer Atem weiter. „Der eine ist ihr Erstgeborener und dem wurde ich eigentlich versprochen, aber weil ein anderer sich in mich verliebt hat, kommen jetzt beide." Malachin sieht besorgt aus. Ich bin es ja auch! „Und sie sind beide schrecklich. Ganz furchtbar." Meckere ich und umarme ihn dann einfach. Lege meine Arme um ihn und meinen Kopf auf seine eingekleidete Brust. „Ich hab gesagt, dass sie Nevan wegschicken sollen. Ich will nicht dass ihm was passiert, wenn sie kommen. Kannst du stattdessen auf mich aufpassen? Du bist doch viel mutiger und stärker." Bittend sehe ich zu ihm hoch. „Natürlich mache ich das." Sagt er versichernd und ich drücke ihn direkt nochmal.

Wenn Malachi da ist, dann fühle ich mich sicherer. Er ist mein Engel.

Blumen sind für die SchwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt