Kapitel 7

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Noah sah ich den restlichen Tag nicht mehr, was vielleicht gar nicht so schlecht war. Nachdem was vorhin passiert war, wollte ich ihn jetzt nicht unbedingt sehen. Mein Plan ging auch langsam aber gut auf. Dran arbeiten musste ich wahrscheinlich trotzdem noch ne Weile.

Ich war gerade dabei die Speisekammer neu einzurichten, bis ich aus dem Esszimmer lautere Stimmen hörte. Vorhin saß Milan am Tisch und schnupfte irgendein Zeug. Die Frage was das war hab ich mir gespart.
Leise tapste ich zur Tür und lauschte.
„Ihre Anwesenheit stört einfach!"
1) Milan
2) Ich bin wieder Gesprächsthema Nummer Eins
„Kann doch dir egal sein! Was mischt du dich überhaupt ein? Vielleicht kann sie noch für irgendwas nützlich sein. Wir werden schon sehen."
Noah.
„Du willst sie doch sowieso nur vögeln, da du es dir sonst immer selber machen musst. Henry genauso."
„Das stimmt nicht!"
Henry.
„Das glaubst du doch selber nicht! Du kriegst nur bei ihrem Anblick nen Ständer. Wundert mich. Ehrlich. So hässlich wie sie ist"
Stille.
„Sie ist halt scheisse heiß, no front.", meinte Henry doch Milan seufzte nur genervt. „Komm schon man! Du kannst doch nicht sagen das sie nicht hot as fuck ist!"
„Die verlogene Schlampe ganz sicher nicht!"
Innerlich lachte ich sarkastisch.
Stille.

Da ich sowieso fertig mit der Speisekammer war ging raus.
3 Augenpaare fielen auf mich.
„Ich bin fertig mit der Kammer, aber man bräuchte eventuell wieder neue Lebensmittel sonst müsst ihr verhungern."
„Ok. Henry kauft ein. Schreib ne Liste."
„Warum ICH!?",meldete sich Henry sofort zu Wort. „Ich kenn mich da nicht aus. Soll sie doch selber gehen."
„Wer hat dir eigentlich ins Gehirn geschissen Henry? Klar, wir lassen sie alleine gehen. Sehr gute Idee!"
Stille.
Ich bemerkte, dass Noah bisher nichts gesagt hatte. Er zog mich direkt mit seinen Augen aus. Das war leider nicht der Plan Noah.

„Ich kann ja vielleicht mit Henry mitkommen. Ich mein: Komm schon, was bringt es mir weg laufen?"
Milan mustert mich mit Schlitzaugen. Er überlegt.
Ich hatte wirklich nicht vor weg zu laufen. Es entspricht nicht meinem Plan, und den musste ich strikt durchziehen.
„Du vertraust mir nicht oder?",brach Henry die Stille.
„Nein tu ich nicht. Deswegen werde ich mitkommen."
Henry fing an zu kichern. „Du? Du willst mit zum Einkaufen kommen? Ich pass auf sie schon auf."
„Das geht mir sowas von am Arsch vorbei! Ich gehe euch ganz sicher nicht nach wie ein Schaf! Ich brauche selber ein paar Sachen."
Henry musterte Milan skeptisch nickte dann aber anerkennend.

**

Ich wartete bis Milan und Henry sich umgezogen hatten, als sie runterkamen stockte ich. Beiden waren ganz ins schwarz. Schwarze Jeans. Schwarzer Hoodie. Schwarze Schuhe und Mütze.
„Is jetzt nicht euer Ernst oder? Wollt ihr das man gleich denkt ihr seit Kriminelle?"
„Wo sie Recht hat, hat die Recht." Noah. Bei seiner Stimme bekam ich Gänsehaut. Er lehnte gegenüber von mir am Esstisch.
„Wir haben keine Zeit uns nochmal umzuziehen!",seufzte Milan genervt.
„Wir haben genug Zeit! Außer ihr wollt auf Anhieb erkannt werden. Mir egal."

Die Jungs wechselten fragende Blicke, dann ging Henry nach oben und Milan folgte ihm genervt. Ich hörte wie er irgendwas murmelte, was bestimmt mit mir zutun hatte.

Schweigend stand ich an der Küche, während ich auf meine dreckigen Air Force starrte. Auch wenn ich nicht hinsah spürte ich Noahs Blick auf mir.
Ich wollte nicht aufschauen. Ich werde auch nicht aufschauen. Zu spät. Mein Blick ging etwas höher und er fiel zuerst auf seine Hose, wo vorne eine leichte Beule zu sehen war. Perversling!
Schnell schaute ich wieder auf meine Schuhe.

„Du machst gar nichts und das turnt mich an. Wie du hier stehst und versuchst nicht auf meinen pochenden Schwanz zu starren."
Scheisse.
Noah war heiß. Oh ja das war er zu 100% aber irgendwas an ihm macht mir etwas Angst. Vielleicht ist es seine Ausstrahlung oder wie er spricht. Diese bestimmte Härte und Tiefe in seiner Stimme. Ich spürte wie sich eine Gänsehaut auf meiner Haut ausbreitete.

Schließlich warf ich doch einen Blick in sein Gesicht. Er hatte ein dreckiges Grinsen auf seinen Lippen was mich fast schmunzeln ließ.
Jungs haben nie Interesse an mir gezeigt. Als ich irgendwann nicht mehr zur Schule ging war ich sowieso selten draußen.
Noah und ich hielten Augenkontakt. Mindest eine Minute bis mein Blick wieder zu meinen dreckigen Schuhen ging. Trotzdem schweiften meine Augen kurz nochmal zu der Beule in seiner Hose. Zum Glück bin ich gleich weg.

„Wie gern hätte ich dich jetzt deinen Mund um-" Im selben Moment kam Henry die Treppe runter gepoltert. Der Typ kann diese Treppe echt nicht normal rauf und runter gehen. „So. Besser Frau Neunmalklug?"
Mein Blick schweifte über sein neues Outfit. Die schwarze Hose ist geblieben. Doch jetzt trug er einen dunkelblauen Hoodie mit einer verbleichten Schrift vorne drauf und Taschen in denen er seine Hände vergrub. Seine ebenfalls dreckigen weißen Schuhe sind auch gleich geblieben. Statt der Mütze trug er jetzt eine Cap.
„Viel besser. Nächstes mal sag ich gar nichts uns ich schau euch wie er von der Polizei abgeschleppt werdet zu."

Henry kam mit einem Grinsen auf mich zu und lehnte sich neben mich.
„Aber du würdest mich doch bestimmt aus dem Knast holen oder?",sagte er verschmitzt. „Ganz. Sicher. Nicht!"
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

Eine peinliche Stille hing nun über uns. Ich schaute vorsichtig zu Noah. Er starrte Henry mir hoch gezogen Augenbrauen an. Mein Blick ging zu Henry der ebenfalls seine Augenbrauen nach oben gezogen hatte. Die Beiden stritten sich glaub ich über Gedankentelepathie.

„Wo bleibt Milan verdammt? Sonst wird das heute wirklich nichts mehr!"
„Keine Ahnung. Er ist wütend in sein Zimmer gestürmt nachdem wir hochgegangen sind."
Ich verdrehte die Augen. „Was für ne Dramaqueen.",murmelte was nur Henry hören konnte.
Er ließ ein belustigtes Schnauben raus.

Kurze Zeit später kam Milan mit einem lauten Krach runter und in dem gleichen Outfit wie vor 15 Minuten.
Wir schauten ihn verdutzt an.
„Hä? Was soll das werden wenns fertig ist? Schwarz ist nicht die Einzige Farbe auf der Welt. Oder hast du jetzt nach einem perfekten Shoppingoutfit gesu-"
„Halt die Fresse!",brachte Milan Henry zum Schweigen. In drei Schritten war Milan vor mir und ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. So nah war er mir.
Mit großen Augen starrte ich in sein wutverzerrtes Gesicht.
„Ich lass mir doch nicht von einer Frau sagen was ich zu tun habe!!! Ich glaub es hackt! Hör auf hier die besserwissende Schlampe zu spielen nur weil du jetzt mehr Freiraum hast! Niemand sagt mir was ich zu tun oder zu lassen habe! Du kleine hässliche Bitch! Hast du mich verstanden!!?" Die letzten Worte brüllte er mit einer Lautstärke.

Fuck. Ich spürte wie meine Augen wässrig wurden. Genauso behandelten mich meine Eltern seit ein paar Jahren.
„ANTWORTE MIR! HAST DU VERSTANDEN!"
„J-ja. Es tut mir L-"
Bevor ich überhaupt das letzte Wort über die Lippen brachte schlug er mich, mit seiner flachen Hand und voller Wucht, ins Gesicht.
Ich schrie auf weil es so plötzlich war. Bevor ich mich überhaupt erholen konnte schlug er nochmal zu sodass ich das nach rechts taumelte. Mit meinen zitternden Händen stützte ich mich auf dem Boden ab.

Milan packte einen Schopf Haare und zog meinen Kopf nach oben sodass ich in sein Gesicht sehen musste. Ich wimmerte leise.
Er kam ganz nah an mein Ohr und zischte: „Halt dich von meinen Brüdern fern! Hast du mich verstanden!?"

Ich nickte was nur so halb klappte.
Er warf meinen Kopf nach vorne, dass ich mir am Boden meine Stirn anhaute. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich blieb einfach liegen. Im Hintergrund hörte ich Stimmengewirr doch das war nur leise. Eher hatte ich ein stechendes Piepen im Ohr.
Was war nochmal passiert?
Ich fühle mich so komisch. An meiner Wange spürte ich etwas wässriges. War das Wasser? Keine Ahnung.
Ich konnte nicht länger meine Augen offen halten. Die Stimmen waren schon längst verstummte.
Bin ich tot?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 27, 2023 ⏰

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