Angst

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Der Herbst neigt sich langsam dem Ende. Nun wo Vater nicht mehr hier ist fehlt etwas. Heute ist alles anders. 

Kein Feuer im Kamin, keine nervigen Stimmen der Radiomoderatoren, kein Gebrüll von Mutter.

Stille? Nein! Schritte. Ich höre wie, sie sich meinem Zimmer nähern. Verängstigt kauere ich in der dunkelsten Ecke des Zimmers. Die Vorhänge zugezogen, dunkle Wände, einen schwarzen Teppich und dunkle Möbel. So ist mein Zimmer eingerichtet. Nicht so fröhlich wie bei anderen zehnjährigen. Nein. Düster, düstrer und am düstersten.

 Knarrend und quietschend öffnet er die Tür. Sein Schatten breitet sich in dem Raum aus.

"Schwesterherz...Komm raus und spiel mit mir. Hab keine Angst. Mutter wird dir nie wieder weh tun können und ich bin doch dein großer Bruder. Ich verspreche dir...Ich werde dich beschützen.", ertönt seine liebliche Stimme in meinen Ohren. Trotzdem hört mein Körper nicht auf zu zittern.

"Wo bist du onee-chan? Komm her zu mir."

Mit wackeligen Beinen stehe ich auf und gehe langsam auf meinen Bruder zu. Sein weißes Hemd ist mit Blutspritzern übersäht und seine marineblaue Hose ist zerrissen. In der rechten Hand hält er ein Messer, welches er jedoch fallen lässt als er sieht wie verängstigt ich das blutige Messer anstarre. Lächelnd breitet er die Arme aus und umarmt mich als ich unmittelbar vor ihm stehe.

Zögernd frage ich ihn, "Hast du Mama umgebracht? Ist sie jetzt bei Papa im Himmel, Kaito?" Er lässt mich los und nimmt mein Gesicht in seine Hände. "Ja ich habe Mutter umgebracht, aber sie ist nicht bei Vater. Das hat sie nicht verdient. Sie wird jetzt in der Hölle schmoren.", antwortet er mit kühler Stimme. Ich reiße mich los und laufe los. So weit weg wie mich meine Beine tragen.

Kaito brüllt mir noch etwas hinterher. Ich glaube er ruft, "Du kannst mir nicht entkommen!", oder so.

Sklaverei (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt