„AUFSTEHEN!" schrie der Wächter, wie jeden Morgen und riss mich damit aus meinem tiefen aber viel zu kurzen Schlaf.
Das hieß, dass sich alle Menschen versammeln müssen. Jeden Morgen zapften uns die Vampire Blut ab. Keine einfache Blutabnahme, nein, mit ihren scharfen spitzigen Zähnen tranken sie von uns, wie es ihnen beliebte. Die einen hatten Glück und die anderen wurden bis zur Bewusstlosigkeit ausgesaugt. Wenn sie überlebten, war gut, ansonsten war es den Vampiren auch egal. Es gab genug Menschen hier von denen sie trinken konnten. Sie mussten keine Rücksicht auf uns nehmen.„Freya, meine Schöne" begrüßte mich Markus, einer der grausamsten Vampire hier. An mir hat er besonders Gefallen gefunden. Ob das gut oder schlecht war, wusste ich nicht. Ohne Rücksicht rahmte mir Markus seine Zähne in den Hals und trank mein Blut. Nach kurzer Zeit ließ er von mir ab. „Dein Blut ist so süß. Das darf nicht verschwendet werden." meinte er, bevor er ging, was mir mehr als recht war. Es hat auch schon andere Tage gegeben.
Seit sechs Jahren waren die Vampire an der Macht. Der Werwolfskönig Raphael Delariva wurde besiegt und seine Mate in einen Vampir verwandelt. Silvester hieß sie. Die Werwölfe verabscheuten sie und gaben ihr die Schuld am Untergang ihrer Herrschaft.
Egal ob Vampire oder Werwölfe die Menschen hatten es nie leicht. Wir waren einfach um einiges schwächer.
Auch die Hexen waren hier gefangen von den Vampiren. Sie trugen Handschellen, welche ihnen das Hexen verwehrten. Ihre Hexenbücher wurden verbrannt und es durfte keinen Hexenunterricht mehr geben. Die wohl mächtigste unter ihnen hieß Anastasia Veron. Aber egal wie mächtig gegen die Handschellen kam auch sie nicht an.
„Und jetzt ran an die Arbeit" schrie ein Vampir. Schnell begab ich mich ins Schloss und fing an den Boden zu schrubben. Eine der besseren Aufgaben meines Erachtens. Andere mussten die Vampire bedienen und immer wieder mussten sie von sich trinken lassen. Wenn sie zu langsam waren oder ein Missgeschick passierte bekamen sie Schläge oder wurden sonstig misshandelt. Ich hatte heute also Glück.
Jeden Tag wurden wir zu anderen Arbeiten verdonnert. Am Abend wurden diese kontrolliert. Und so schrubbte ich so gut ich konnte. Mit jeder Stunde wurde ich langsamer. Ich war zwar hartes arbeiten gewohnt. Aber der tägliche Blutverlust, das magere Abendessen und der kurze Schlaf machen allen von uns stark zu schaffen.
„Freya, komm zu mir!" rief mich plötzlich Markus. Schnell eilte ich zu ihm. Er strich mir über die Wange. „Es ist schade, dass du ein Mensch bist. Dein Blut ist zwar gut. Aber du bist so zerbrechlich." Er strich mir über die Wange und nahm dann mein Handgelenk, worin er seine spitzen Zähne versank. Den Schmerz waren wir mittlerweile alle gewohnt.
"Der König verlangt nach dir!" meinte er als er sich von mir löste. Mit diesen Worten zog er mich mit sich mit. Was der König wohl von mir wollte? Er hatte mich noch nie zuvor zu sich gebeten. Aber das hieß nichts Gutes. Lange konnte ich nicht grübeln, da waren wir schon da. Markus stieß mich in einen Raum und ich knickte gleich auf den Boden ein. Markus hatte recht, wir Menschen waren einfach so zerbrechlich, im Vergleich zu ihrer Stärke. Nicht wissend, wie ich mich zu verhalten hatte, blieb ich einfach auf dem Boden knien.
"Warst du es die gestern den königlichen Garten gepflegt hat?" herrschte mich der König an. Ich wagte es nicht aufzusehen. Ja ich war gestern im Garten tätig, hatte ich etwa was falsch gemacht? Der Garten war schon immer meine liebste Aufgabe. "Ja eure Hoheit" antwortete ich dem König, ohne ihn lange warten zu lassen. "Und warum sind die Rosen heute welk?" wollte er von mir wissen. "Hast du sie etwa vergessen zu gießen?" fragte er harsch. Ich zitterte vor Angst. Was wollte der König von mir? Es wurde Herbst. Die Rosen und auch die anderen Blumen werden langsam, aber sicher verblühen. Kein Wasser der Welt konnte sie davor bewahren. "Was ist? Hast du sie gegossen oder nicht?" wiederholte sich der Vampirkönig diesmal lauter. Ich wagte es aufzusehen und zwei wütende rötliche Augen blickten mir entgegen. "Ich habe sie gegossen, eure Hoheit. Nur der Herbst kommt heuer wohl etwas früher." versuchte ich ihm mitzuteilen. "Das sind faule Ausreden! Schafft sie zu den Wölfen. Ich möchte das Mädchen nicht mehr sehen." wütete der König Markus an.
"Wie ihr wünscht" murmelte dieser und packte mich. Als er mich aus dem Thronsaal führte, drückte er mich an die nächste Wand. "Oh Freya, ab heute wird sich dein Leben gewaltig ändern. Noch eine letzte kleine Mahlzeit." sprach er dicht an meinem Ohr, bevor er seine Zähne zum dritten Mal an diesem Tag in mir versenkte. Ich war vor Angst erfüllt und nicht in der Lage mich zu wehren.
Es gab Gerüchte. Kein Mensch der zu den Wölfen kam überlebte lange. Dort war es voller Gefahren. Die Wölfe bekamen nichts zum Fressen. Anders als wir Menschen. Wir bekamen einmal am Tag, die Reste der Vampire und das zu Abend. Die Wölfe aber mussten sich mit den Leichen der Menschen begnügen.
"Bitte tu mir das nicht an. Ich mache auch alles." meinte ich. Markus horchte kurz auf und hielt inne. "Wirklich alles?" hakte er nach. Ängstlich schaute ich ihm in die Augen. "Was würdest du denn von mir wollen?" wollte ich wissen. Belustigt starrte er mich an und strich mir wie heute schon einmal über die Wange. "Freya, alles, was du mir geben könntest, könnte ich mir auch einfach nehmen. Der König hat nun mal über dein Schicksal bestimmt." lachte er dann und packte mich.
Es war eine kreisförmige Mauer, die das Reich der Wölfe umgab. Sie wurden nach dem Krieg eingepfercht, damit sie keinen Aufstand mehr anzetteln konnten. Markus schloss eine Türe auf und schubste mich hinein. "Viel Spaß, kleine Freya" rief Markus über die Mauer hinweg und ließ mich alleine.
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In a difficult world
ParanormalEs herrscht zwar kein Krieg aber auch kein Frieden. Werwölfe, Hexen und Menschen werden unterdrückt und versklavt. Wobei letzteren wohl am meisten darunter litten. Findet ein Werwolf seinen Seelengefährten oder seine Seelengefährtin, so werden dies...