Sicher wollte Frau Mama Antonius nun langsam an die Arbeit eines Familienoberhauptes, des Erben des Namens, heran führen. Vater stand verdutzt da und starrte mich dann an"wir beide sollen die zukünftige Hausherrin suchen. Na wenn das Mal kein Reinfall wird. " Er bemerkt meine Enttäuschung, dass er mir so wenig zutraute "also weil ohne Antonius Anwesenheit eine Dame für ihn zu suchen und dann noch wir beide, wo ich doch die Zwischenmenschlichkeit deiner Mutter überlasse und du ja auch lange nichts mehr mit dem Royalen leben am Hut hattest... Du weißt schon"
Ich nicke etwas verständnisvoller. Vater widersprechen würde ich in der Regel nicht "Ja ich verstehe, Vater."
Ich schlendere los und lasse ihn hinter mir zurück und begebe mich auf die Suche nach Sir Benedict. Den Abend passierte kaum noch etwas aufregendes, außer dass die Queen nicht verstand, warum ihr Juwel verschwunden sei.Die meisten Männer gingen nach der Festivität in das Lokal von Mister Mondrich. Hier durfte ich auf jeden Fall nicht auf eine rein männlich belastete Feier. Beim hochgehen in mein Zimmer, konnte ich durch die offene Tür ins Lokal blicken. Ich blieb kurz stehen und ich würde darauf wetten, dass beinahe jeder Mann sich hier aufhält und sich mit einer Dame niederen Standes umgibt. Ich konnte auch Sir Anthony sehen, welcher gerade einen großen Schluck Whiskey trank und sich auf einen Sessel mit einer Dame niederließ, die ihn am Nacken unsittlich berührte. Ein Stück weiter sah ich, wie sogar Sir Benedict mit einer Lustdirne gerade dabei war, ein Schlafgemach aufzusuchen. Ich musste lächeln bei diesem amüsanten Anblick. Diese ganzen Frauen, die nicht einmal einen falschen Tanzschritt machen dürfen, verlieben sich in die Männer, die hier ihren Gelüsten nachgehen. Anscheinend wurde ich von Sir Anthony bemerkt. Dieser sprang auf "so etwas ist für Damen, wie Sie es eine sind, kein geeigneter Anblick" und so verschloss er sofort die Tür.
Die nächsten Tage versuchten Vater und ich uns anzustrengen normal und anständig zu wirken, obwohl wir nur darauf warteten, dass die anderen von ihrer Reise nach Sussex zurück kehrten oder jedenfalls einen Brief sendeten. Doch keines trat ein. Nicht einmal eine ganze Woche danach hatten wir von Ihnen gehört. Mittlerweile war ich auch im Landhaus in London meiner Eltern mit eingezogen. Vater und ich waren am Abendessen, da wir für den heutigen Abend keine Einladung erhalten hatten. Ich biss gerade in eine Kartoffel, als plötzlich sicher 10 Wachmänner in unserem Esszimmer stehen und ihre Wachmeisterhüte herunter nehmen und sich allesamt vor die Brust halten. Einer von ihnen trat hervor "Lord Carlisleham, Miss Carlisleham. Wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Frau und Ihre Kinder bei einem unglücklichen Kutsch-Unfall verstorben sind. Ich wünsche Ihnen mein Beileid und viel Kraft in ..." Doch weiter kam er nicht, denn Vater sprang auf, genauso geschockt wie ich es war und sagte erst leise "was?" Der Blick des Wachmeisters wanderte gen Boden und nun schrie mein Vater "raus, raus! Alles Raus. Sofort."
Nur Catharina, William, also die Leibeigenen und ich waren noch da, doch ich saß geistesabwesend, wie versteinert am Tisch. Konnte mich keinen Zentimeter bewegen und ließ meine Gabel auf den Teller fallen. Alles war ruhig, außer ein Gemurmel von Vater. Der kam schnellen Schrittes auf mich zu, packte mich am Kleiderkragen und zog mich hoch "Du musst dir nun einen Gatten auswählen. Verstanden? Ich werde dich einarbeiten und wir suchen dir schnellstmöglich einen Gatten, der das Sagen übernehmen kann, falls mir etwas passieren sollte. Hörst du? Sonst stehst du da und hast gar nichts." Ich schlucke erstmal und zu realisieren, dass dies hier gerade wirklich passiert. Vater ließ mich einfach so stehen, riss die Türe auf und knallte sie auch augenblicklich wieder hinter sich zu. William lief ihm nach, doch kam einige Stunden - zumindest fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, wahrscheinlich waren es jedoch nur Minuten - später zurück und berichtete, dass Vater sich im Arbeitszimmer eingeschlossen habe. Ich stand immer noch genau so da, wie Vater mich hingestellt hatte. Immernoch versteinert. Catharina kam vorsichtig und fasste mir auf die Schulter "kann ich irgendetwas für sie tun?" Ich kann weder antworten, noch mich rühren. Doch plötzlich überkommt mich ein Drang. Ich hebe meinen Kleidersaum an und renne los, durch die Eingangstür hinaus in den Garten. Es stürmt füchterlich und ich bleibe im starken Herbstregen stehen und beginne lauthals zu schreien Ahhhh und dann verstumme ich und lege mich mitsamt meines Kleides in den Matsch und die durchfeuchteten Blätter unter mir und starre in den Himmel. Es brennt wie Feuer in den Augen, doch ich kann mich nicht bewegen. William und Catharina kommen rausgerannt mit noch 2 Bediensteten und packen mich unter den Armen "Sie wird doch krank, man müsse Sie rein tragen."
So taten sie auch und ich wollte gehen, doch meine Beine blockierten.
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Der Vizegraf und das Gänslein (Anthony Bridgerton FF)
RomanceAlicia kommt wohl aus einem angesehenen Haushalt, dennoch aus einer großen Familie. Sie hatte nie den Ausblick auf eine große Hochzeit in der high-society neben ihren 5 Geschwistern. Doch wie es die Tragödie so will, wird die junge Studentin auf den...