Die große Ungewissheit

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Am nächsten Morgen mache ich mich früh los auf einen Spaziergang und hoffe jemanden zu treffen, da mir mittlerweile daheim nur dunkle Gedanken so allein kommen.

Als ich nach 10 Minuten, ohne einen Ziel draußen herum irre, und immernoch niemanden getroffen habe, entscheide ich mich Richtung Stall zu laufen. Tiere geben einem etwas, das Menschen nicht können. Ein wohliges, weiches Gefühl, eines das fasziniert. Denn ich muss die Tiere nicht kennen, um sie mehr zu lieben, als jeden Menschen. Tiere sind rein und ehrlich und man weiß woran man ist. Sie spiegeln einen selbst. Sie erschaffen schöne Sachen. Und Menschen? Ja die zerstören sie. Furchtbar.

Im Hintergrund höre ich lautes Gezanke.
"Vergiss es!" Sagt die eine.
Die andere entgegnet "Bleibe mir vom Hals. Ich werde dich verraten, wenn du nur ein falsches Wort über mich oder meine Familie verlieren vermagst!"
"Das würdest Du nicht!"

"Miss Alicia?" Die raue Mädchenstimme erkenne ich sofort.
Ich mache auf den Absatz kehrt "Miss Eloise." Ich verneige mich kurz.
Die orangenen Haare erkenne ich mittlerweile auch "und Miss Featherington"
Sie nickt "mein Beileid. Das konnte ich Ihnen noch nicht wünschen. Ich... Ich bin... Sie können mich Penelope nennen. "sie verneigt sich leicht vor mir.
Eloise zischt sie an, wie eine wütende Python "wag es nicht, dein Wort an Miss Carlisleham zu richten!" Warnend hebt sie ihren Zeigefinger.
Eloise hebt ihr Kleid und läuft geschwind neben mich "darf ich Sie, Miss Carlisleham, auf Ihrem Weg begleiten? Ich habe hier nichts mehr zu walten."
Wie ein wütendes Kind schnaubt sie durch ihre geweiteten Nasenlöcher und kalter Nebel entweicht durch die feuchte Herbstmorgenluft.
Ich bejahe perplex und gehe ein Stück vor  und als wir einige Meter von Miss Penelope entfernt sind, hake ich nach "ist bei Ihnen alles in Ordnung Miss Eloise"
Dann platzt es sofort aus ihr raus "hör mir zu! Sie war meine beste Freundin! Hab sie immer in Schutz genommen. Und sie, jawohl sie höchstpersönlich, hat mein Leben zerstört. Welcher Mann will ein Weib, welche ohne Anstandsdame mit einem Bürgerlichen Zeit verbracht hat. Ach! Was erzähle ich, du kannst das sicher nicht nachvollziehen!"
Ich muss kichern "du bist erfrischend, Eloise. "
Sie packt sich an den Kopf "oh natürlich! Verzeihen Sie mir. Sie, als die ältere, müssten mich zuerst duzen."
Ich lache weiter "das Problem kenne ich nur allzu gut. Aber gewiss, ich hatte noch nie ein Verhältnis zu einem bürgerlichen... Geschweige denn zu jemand anderem. "
Sie beäugt mich "was ist mit meinem Bruder?"
Wen meint sie? Anthony?
"Benedict und du? Wirst du dich mit ihm vermählen? Ich habe ihm gesagt, er solle sich anstrengen. Du wärst die beste Partie, die er je abbekommen könnte "
Natürlich meint sie Benedict. Warum sollte sie Anthony meinen "er stellt sich sehr gut an. Er ist wie ein sehr guter Freund und mein Vater meinte, man solle jemand nehmen, der dein Freund ist. Dann würde die Ehe sehr erträglich sein."
Eloise lacht laut auf "Ha! Das ist also der Sinn einer Hochzeit? Die Ehe könnte erträglich sein? Nein, dann bleibe ich bei den bürgerlichen!"

Wir sind fast am Stall angekommen und da muss ich sie nochmals fragen "wie meinst du das, dass Miss Penelope daran Schuld ist... Ich gehe Mal davon aus, dass wegen ihr es alle wissen."
Eloise atmet tief durch und wieder bildet sich eine große Nebelschwade vor ihrem Gesicht "Kannst du es für dich behalten?"
Ich nickte nur, damit ich nichts falsches sagen kann. Ich liebe es Geheimnisse erzählt zu bekommen. Das gibt ein gutes Gefühl. Ein schönes Kompliment, wenn jemand einem vertraut, nicht wahr?
"Penelope Featherington ist Lady Whistledown."
"Wirklich?" Meine Augen weiten sich "und wer weiß es noch!? Ist die Königin nicht wütend? Warum nimmt sie einen Decknamen? Wahrscheinlich weil sie alle verspottet... Hat sie noch nie etwas schlechtes über ihre eigene Familie geschrieben?" Es quellen immer mehr Fragen aus meinem Mundwerk hervor.
Eloise versucht mir alles ruhig zu erkläre. Und ich bin total buff und bringe während der Beantwortung der Fragen nur einzelne Wörter hervor, wie zum Beispiel "sag bloß!" Oder "was!?".
"Danke, dass du mir zugehört hast" Eloise kullert eine Träne über die Wange.
"Bitte nicht, Eloise. Es ist mir eine Ehre, dass du mir so sehr vertraust!" Ich nehme sie seitlich in den Arm.
"Ich liebe ihn" sagt sie aus dem Nichts.
Ich überlege kurz, aber mir fällt nicht ein, wen sie meinen könnte"Wen?"
"Den Druckergehilfen. Er heißt Theo. Ich liebe ihn. Von meinem ganzen Herzen. Ja wenn ich könnt. Ich würd' alles aufgeben. " Schwärmt sie vor sich hin.
"Warum kannst du nicht?" Frage ich ernst, doch sie lacht nur auf "ist das dein Ernst? Ach ich hörte davon. Du hast nicht den adligen Unterricht bekommen, oder? Ich würde damit nicht nur meine Existenz in Gefahr bringen, sondern das Ansehen und die Zukunft aller meiner Geschwister. Das könnte ich meiner Familie nie antun."
Ich überlege kurz "aber dir kannst du das antun?"

Der Vizegraf und das Gänslein (Anthony Bridgerton FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt