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Haruka.

Schwer atmend stehe ich auf dem Eis, die Scheinwerfer blenden, die Menge jubelt, genau das sollte mein Moment werden, die perfekte Kür, doch das einzige, was ich wahr nehme, ist der stechende Schmerz in meinem Knöchel. Direkt noch dem ersten Sprung war er da der dieser wohlbekannte Schmerz, wie ich ihn schon so oft verspürt habe.
Ohne mir etwas anmerken zu lassen, verlasse ich das Eis. Mein Coach klopft mir lächelnd auf die Schulter.
"Gut gemacht Haru".  Schwach erwidere ich sein Lächeln und nicke.

Auf dem Weg zur Punktevergabe kämpfe ich mit den Tränen, das Pochen in meinen Knöchel wird immer schlimmer. Jeder Schritt und jede kleine Belastung wird zur Qual und trotzdem lächle ich in die Kamera, winke meinen Fans zu. "Bloß nichts anmerken lassen" immer wieder wiederhole ich diese Worte stumm in meinen Kopf. So darin vertieft bekomme ich erst durch die Umarmung meines Coaches mit, was gerade passiert ist. Die Punkte. "Ich wusste, du schaffst das Haru ".

Mein Blick richtete sich auf den Bildschirm. In meinem Kopf beginnt es zu rattern und auf einmal brechen alle dämme Tränen laufen über mein Gesicht. Ich bin erster, ich habe es geschafft, endlich. Solange habe ich für diesen Moment gearbeitet, so viel gelitten und endlich hat es sich bezahlt gemacht. 

Adrenalin pumpt durch meinen Körper, lässt mich den Schmerz vergessen. Der Klang der Nationalhymne erklingt und zeigt mir ein letztes Mal das, dass es kein Traum ist. Das hier ist alles, was ich je wollte. Das ist mein Platz in dieser Welt und ich liebe es, ich liebe es so sehr, dass es mich zerstört. Ich habe meinem Körper und meiner Seele alles für diesen Moment abverlangt und vielleicht war es zu viel.

Nachdem der ganze Trubel auf dem Eis vorbei ist, kann ich endlich in die Umkleidekabine. Langsam öffne ich die Schnüre meines linken Schlittschuhs. Unsicher blicke ich mich nochmal um, um wirklich sicherzugehen, dass ich allein bin.
Zischend ziehe ich die Luft ein, als ich meinen Fuß aus dem Schuh gleiten lassen. Ohne weitere Zeit zu verlieren, ziehe ich meinen Socken aus.
Der Anblick, der sich mit bietet, lässt mich Stocken schon bei der Hälfte des Socken entblößt sich lila verfärbte haut, die Schwellung darunter ist so groß, dass man meinem Knöchel kaum noch erkennen kann.

Schnell krame ich in einer Tasche Rum, suche die Schmerzsalbe und ein paar Tabletten.  Vorsichtig Creme ich die geschwollene stelle ein, bevor ich den Socken wieder darüber ziehe. Fürs Erste muss es reichen.
Kaum habe ich beide Dinge wieder in meiner Tasche verstaut, öffnend sich die Tür. " Haruka beeil dich und zieh dich um. Die Pressekonferenz wartet und alle wollen den neuen Weltmeister sehen".
Und schon ging sie Tür wieder zu.

Kaum zu glaubend, dass das nun schon zwei Jahre her ist.  Dieser eine Tag, der mein Leben komplett verändern sollte.

Ohne weiter auf meinen Knöchel zu achten habe ich weiter trainiert weiter an Wettbewerben teilgenommen bis zu dem Tag, an dem mein Körper kollabiert.

Mit brummenden Schädel wache ich auf. Grelles Licht und ein nerviges Piepen sind die ersten Dinge, die ich war, nehme.
Kaum habe ich mich orientiert, öffnet sich die Tür. Meine Mutter. Sichtlicht verwirrt blicke ich in ihr weinendes Gesicht. Ihr Blick richtet sich auf mich und es laufen mehr Tränen über ihr Gesicht. " Haruka".

Schnell läuft sie auf mich zu und nimmt mich in die Arme, immer wieder murmelt sie wie leid es ihr tut und das das leben trotzdem weiter geht.
"Mum was hat das alles zu bedeuten, und warum bin ich hier".

Verweint hebt sie ihr Gesicht. "Warum hast du nichts gesagt haruka, warum hast du einfach weitergemacht wie vorher". Verlegen blicke ich auf die Bettdecke versuche die richtigen Worte wir meine Taten zu finden.

"Haruka laut den Ärzten ist deine Eiskunstläufer Karriere vorbei. Dein Knöchel hält keine weiteren Belastung dieser Art durch. Es tut mir so leid, haru".

SnowdropWo Geschichten leben. Entdecke jetzt