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Müde kämpfe ich mich aus dem Bett. Auf in die Hölle, die sich mein Leben nennt.
Das Einzige von dem glanzvollen Dasein als Eiskunstläufer übrig ist der Scherbenhaufen vor meinen Füßen. Jeden Tag dasselbe aufstehen, frühstücken Dan Physiotherapie, Mittag wieder Physiotherapie, zwischendurch Gespräche mit Therapeuten um mein Leben aufzuarbeiten und mich auf mein neues Leben vorzubereiten was ein fällig anderes sein wird wie, das  was ich bis vor kurzem noch hatte. Nur leider bringen diese ganzen Gespräche rein gar nichts, das einzige, was in meinem Kopf existiert ist der Wunsch wieder aufs Eis zu können. Ich will nicht darüber reden, dass das nie wieder der Fall sein wird, jedes Mal wenn das Thema angesprochen wird blocke ich ab, machen komplett dicht und verliere kein einziges Wort mehr.
Meinem Körper scheint diese Ruhe jedoch  gut zutuen mein Knöchel schmerzt nicht mehr so wie zuvor trotz weniger Schmerz Medikament.

Immer wieder wollen sie mit mir sprechen ,wollen, das ich mich ihnen öffne, ihnen verraten, warum ich niemanden von dieser Verletzung erzählt habe. Doch das einzige, was ich will, ist zurück aufs Eis, rein in die Kälte, die sich für mich wie eine warme Umarmung anfühlt. Ich will mich wieder frei fühlen, stattdessen fühle ich mich wie in Ketten gelegt. Als hätte ich keinen eigenen Willen mehr. Egal wie sehr ich darum Bettle wieder auf die Schneeweise Fläche zu dürfen, die Antwort ist immer dieselbe . "Nein Haruka".

Jedes Mal wenn ich aus dem Fenster sehe, kann ich sie sehen, die Eishalle. So nahe und doch so fern. Das Sportklinikum ist eins der besten in diesem Land und trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie mir nicht helfen können. Dass sie mich absichtlich quälen wollen.
Jeder Blick auf das Gebäude lässt mich tiefer in meine Gedanken versinken.

Plötzlich ergreift mich eine Idee. Vielleicht kann ich sie wenigstens dazu überreden. Ich muss nicht aufs Eis, ich möchte einfach nur in der Halle sein, die kalte Luft in meinen Lungen spüren.
Ruckartig setzte ich mich auf, schnappe mir keine Krücken und laufe Richtung Schwesternzimmer.

Wie es eigentlich zu erwarten war, muss ich erst auf das nächste Gespräch mit meinem Physiologen warten, aber allein dieser kleine Hoffnung-Schimmer, dass er vielleicht ja sagen könnte, lässt mich diesen Tag überstehen.

Endlich. Endlich ist es so weit, das nächste Gespräch. Bevor wir wirklich anfangen, platzt es aus mit heraus. "Kann ich in die Eishalle? Bitte ich möchte nur dort sein, ich muss nicht aufs Eis, aber ich möchte dort sein".
Ich rede so schnell, dass ich mir Nichtmal sicher bin, ob er mich wirklich verstanden hat. "Bitte, ich bin mir sicher, dass es mir danach besser gehen wird. Ich sitze seit Woche nur in diesem Zimmer ich fühle mich eingesperrt".

Kurz bemerke ich, wie sich seine Augen vergrößern,  "Haruka". Seine Stimme ist ernst.
"Eigentlich sollte ich das nicht tun, aber ich weiß wie sehr du dich danach sehnst. Wir werden gehen, aber unter einer Bedingungen".
"Welche" Platz es aus mit heraus.
"Für die nächsten zwei Wochen wirst du dich anstrengen, sowohl bei der Physio als auch bei unseren Gesprächen. Wen ich der Meinung bin, dass du dein Bestes gegeben hast, werde ich dir deinen Wunsch erfüllen.
Lächelnd sehe ich ihn an.
" Danke"

SnowdropWo Geschichten leben. Entdecke jetzt