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Hey ich bin Nova und vor nem halben Jahr 15 geworden. Ich wohne, oder besser gesagt ich wohnte in Berlin.
Wir zogen nun aufs Land, da mein Vater davon überzeugt war, dass ich und meine ein Jahr jüngere Schwester Ari, in einem besseren Umfeld aufwachsen sollten.
Ehrlich gesagt glaubte ich, dass es eher daran lag, dass er unser altes Leben vergessen wollte. Mama und er hatten sich vor kurzem geschieden. Sie war nun schon wieder mit irgendeinem Typen verlobt und nach Italien gezogen. Ich und Ari sollten bei unserem Vater bleiben.
Ihm kam es wohl sehr gelegen, dass wir ein Haus von irgendeinem verstorbenen Grossonkel geerbt hatten. Denn so konnte er schön vor der Realität flüchten. Mit seiner Arbeit war es leider auch kein Problem, denn er war Webentwickler und konnte so alles von Zuhause erledigen. Ich hoffte, dass dort der Empfang so schlecht war, dass wir sofort zurück mussten. Denn ich wollte auf keinen Fall in dieses beschissene Kaff ziehen. Ich vermisste meine Freunde, insbesondere Alice und mein Leben hier in Berlin jetzt schon.

Ich war gerade dabei meine letzten Sachen wie in Zeitlupe einzupacken und hoffte darauf, dass noch ein Wunder geschehen würde; wir doch nicht umzogen. Doch da hörte ich schon ein Hupen. „Ich komm ja schon" schrie ich genervt die Treppe runter. Nahm den letzten Karton, sah mich ein letztes mal in meinem alten Zimmer um und lief zum Auto und stieg ein. Ich ignorierte es, dass mein Vater die ganze Zeit versuchte ein Gespräch mit mir anzufangen und setzte mir meine Kopfhörer auf. Ich versuchte in die Welt der Musik einzutauchen, wie so oft. Doch es wollte mir nicht so recht gelingen, denn Ari machte ununterbrochen irgendwelche Fotos, die sie ihren Freunden schicken wollte.
Nach zwei Stunden Fahrt, kamen wir dann in Loitsche an, so hiess der Ort in den wir gezogen waren.
Was für ein beschissener Name dachte ich mir nur, dass wird ja immer besser.

Mit immer noch derselben Einstellung sass ich gerade in meinem neuen Zimmer und räumte Kiste für Kiste aus. Zum Glück hatten die Umzugshelfer schon alle Möbel in meinem Zimmer aufgebaut. Und mein Klavier, mühsam die Treppe herauf geschleppt und in mein Zimmer gestellt. Es wäre ja noch schöner gewesen, wenn ich das selbst machen müsste. Ich weiss es klingt total verwöhnt aber ich habe ja niemanden darum gebeten hier in dieses beschissene Dorf zu ziehen.
„Endlich" murmelte ich und zog die vielen Fotos und Poster meiner Lieblings Bands und Sänger aus einem Karton. Krampfhaft versuchte ich dann diese mit Hilfe von Reißzwecken an der Wand zu befestigen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Immer wieder fielen sie zu Boden, oder ich verbog die Reißzwecken so, dass sie nicht mehr in die Wand gingen. Plötzlich hörte ich ein lachen, „du kannst mir ja auch helfen, anstatt mich hier auszulachen" motzte ich Ari an. Immer noch lachend nahm sie mir das Poster aus der Hand und hatte es innerhalb weniger Sekunden an der Wand befestigt. „Siehst du so macht man dass" Sagte sie triumphierend. „dann kannst du ja gleich alle befestigen" Zickte ich und drückte ihr den Stapel mit Fotos und Postern in die Arme. „Was krieg ich denn dafür?" fragte sie frech. „Meine Dankbarkeit," startete ich einen schlechten Versuch sie zu überreden. „Nö, die hab ich schon." Ich verdrehte die Augen, „also von mir aus die Ohrringe die du schon immer willst." Seufzend nahm den Stapel entgegen und macht sich an die Arbeit.

(Eine Stunde später)

„Soo ich bin fertig" trällert sie „wie kannst du nur so gut gelaunt sein?" fragte ich sie und unterdrückte einen genervten Tonfall, immerhin hat sie mir eine ganze Stunde lang geholfen meine Poster aufzuhängen. Mit einem vorgetäuschten, gehässigen Betonung, meinte sie dann: „Jetzt habe ich dich endlich für mich alleine, denn bestimmt will keines der Dorfkinder freiwillig nur die selbe Luft wie du atmen." „Du bist doch echt bescheuert," ich nahm mir ein Kissen von meinem Bett und pfefferte es in ihre Richtung. Sie war allerdings darauf gefasst gewesen und schleuderte es sofort zurück, direkt in mein Gesicht. Dass Ganze endete in einer Kissenschlacht die natürlich doch noch ich gewann, weil Ari sich nach zehn Minuten nach Luft schnappend, geschlagen gab. So lagen wir eine Weile auf dem Rücken in meinem Bett und starrten an die Decke.
„So Mädels das Abendessen ist fertig," rief unser Vater aus der Küche. „Wer zuerst unten ist,"Ari sprang währenddessen sie dies sagte schon auf und rannte los.  „Du bist echt kindisch"  entgegnete ich, aber konnte sie ja natürlich nicht gewinnen lassen und sprinte ihr hinterher. Auf der Treppe hatte ich sie dann eingeholt. „Du solltest vielleicht bisschen mehr Sport machen," sagte ich beim vorbei rennen. Sie streckte mir nur noch die Zunge raus und setzte sich dann auf meinen Lieblingsstuhl.

Nach dem Abendessen ging ich wider in mein Zimmer und räumte noch ein paar Sachen aus und setzte mich anschliessend auf meinen kleinen Balkon. Ich zündete mir eine selbstgedrehte Zigarette an und begann zu rauchen. Während ich den hellen Rauch inhalierte, schaute ich ins hell erleuchtete Nachbarhaus. Ich liebte es Menschen zu beobachten, ich dachte mir dann immer direkt eine ganze Lebensgeschichte für sie aus und änderte diese immer wieder um, wenn ich ein neues Detail entdeckt hatte.
Ich hoffte, dass dort nicht so spiessige Rentner oder nervige Karens wohnten, aber was machete ich mir vor, ich lebte jetzt in nem Dorf da waren doch alle so drauf.
Weil mir langsam ziemlich kalt wurde drückte ich die Zigarette aus, die sowieso schon bis zum Filter niedergebrannt war und ging schnell zurück in mein Zimmer.

Im Schatten des Erfolges ☆ Bill Kaulitz ff ☆ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt