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Jungkook's PoV.:

Am Abend tat mir alles weh. Ganz besonders mein Hintern und meine Oberschenkel, denn ich war noch nie so lange geritten, wie an diesem Tag. Den Weg nach Hause watschelte ich eher, als dass ich lief. Und als wir angekommen waren, ließ ich mich sogleich auf der Sitzbank am Feuerplatz nieder. Ich ächzte und verzog schmerzhaft mein Gesicht. Taehyung, der mich während des ganzen Weges gestützt hatte, und sich nun neben mich setzte, fing an zu kichern.

„Was hast du mit ihm angestellt?", fragte Hyojin, die gerade das Abendessen zubereitete. Sie rührte in dem Kessel, der über dem Feuer hing. „Wir haben einen Ausritt gemacht", schmunzelte Taehyung. „Wirklich? Ihr alle drei?", hakte sie nach und holte ein paar Schüsseln vom Esstisch. „Nein, nur Jungkook und ich. Er war noch nie reiten und hat jetzt ziemlich schmerzen", antwortete er. Das doofe Schmunzeln war immer noch in seinem Gesicht. Am liebsten hätte ich ihn von seinem Hocker geschubst. „Du bist schuld. Ich glaube mir würde es besser gehen, wenn wir die letzten Meter nicht galoppiert wären", brummte ich. „Hey, ich habe dich vorher extra gefragt, ob du schneller reiten möchtest", verteidigte er sich. „Ja und ich habe so lange gezögert, bis du dich selbstständig gemacht hast. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig am Sattel festklammern", erwiderte ich. Ich wollte wütend sein. Ich wollte wirklich wütend sein, aber Taehyung sah in dem sanften Licht des Feuers so wunderschön aus. Und dieses Lächeln in seinem Gesicht brachte mich geradezu zum Schmelzen.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Hyojin mir eine Schüssel mit Suppe hinhielt. Ich konnte mich nur schwer von Taehyung's Antlitz losreißen. Schließlich wandte ich mich mit einem Seufzen von ihm ab und nahm die Schüssel entgegen. Die Suppe war warm und duftete herrlich.

„Das klingt, als hättet ihr Spaß gehabt", sagte Hyojin, ehe sie auch Taehyung eine dampfende Schüssel reichte. „Mir hat es Spaß gemacht. Wir haben sogar einen Hirsch gesehen", erzählte er aufgeregt. „Der war echt schön", stimmte ich zu. „Einen Hirsch? Da habt ihr aber großes Glück gehabt. Normalerweise treiben die sich nicht so nah am Dorf herum", nun schöpfte Hyojin sich auch eine Schüssel voll Suppe ein. Dann setzte sie sich gegenüber von uns auf den Hocker und ließ die Suppe in ihren Schoß sinken: „Lasst uns jetzt beten, bevor das Essen kalt wird".

Zum ersten Mal, seit ich hierhergekommen war, wollte ich auch beten. Ich wusste nicht genau, ob es an meiner guten Laune lag. Daran, dass ich heute so viele wunderbare Dinge gesehen und erlebt hatte, oder ob ich wirklich anfing meinen Glauben an Gott wiederzufinden. Da war ein kleiner Funken Hoffnung in meinem dunklen Herzen. Ein Funken, der mit jedem Herzschlag heller schien. Also betete ich mit. Ich hatte die Wörter nicht vergessen und sie kamen mir leichter über die Lippen, als gedacht. Es fühlte sich auch nicht falsch an, die Wörter nach so langer Zeit wieder aufzusagen. Ganz im Gegenteil, denn es fühlte sich gut an. Als würde ich nach sehr langer Zeit einen Freund wiedersehen, der mich mit einem Lächeln und offenen Armen empfängt.

„Amen", beendeten wir schließlich unser Gebet. Ich öffnete meine Augen und spürte ein Lächeln in meinem Gesicht, welches mich selber ein bisschen überraschte. Hyojin, die auf der anderen Seite saß, erwiderte das Lächeln. „Dann wünsche ich uns einen guten Appetit", hörte ich Taehyung sprechen. Kurz darauf war sein schlürfen und seufzen zu hören. „Schmeckt es gut?", fragte Hyojin, während ich ebenfalls kostete. Es schmeckte genauso gut, wie es roch. Die Suppe war cremig, mit Möhren und anderem Gemüse, welches ich nicht erkennen konnte, weil es so klein geschnitten war. Es wärmte mich bis in die Fußspitzen. „Mega lecker", schmatzte Taehyung. „Einfach der Wahnsinn", stimmte ich zu. Daraufhin wurde Hyojin's Lächeln so breit, dass es ihre Augen erreichte. Doch plötzlich wurden ihre Augen ganz rot und glasig und sie fing an zu schniefen, als würde sie weinen.

Taehyung und ich stoppten inmitten unserer Bewegungen.

„Mama? Ist alles gut?", fragte Taehyung vorsichtig nach. Sie schniefte wieder und wischte sich mit einer freien Hand über die Wangen. „Mama...", wiederholte Taehyung leise. Er blickte mich hilfesuchend an. Allerdings hatte ich keine Ahnung, was plötzlich mit seiner Mutter los war, weswegen ich unsicher mit den Schultern zuckte. „Mama, was ist los?", hakte Taehyung nach. „Ich... Ich...", schluchzte sie und ihre Unterlippe bebte, „Ich habe dieses Gerücht gehört...".
„Welches Gerücht?", wollte Taehyung wissen. Mittlerweile hatte er seine Schüssel mit der Suppe auf den Boden abgestellt, um sich voll und ganz auf seine Mutter zu konzentrieren.

My Time // TaeKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt