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Jungkook's PoV.:

Die Sonne war bereits untergegangen, als wir aus den Stallungen kamen. Jimin schloss die schweren Doppeltüren ab und ließ den Schlüssel in seine Hosentasche gleiten. Dann machten wir uns auf den Weg zu Wolsook. Ich lernte, dass es zwischen den beiden Stalljungen ein unausgesprochenes Gesetz war, mindestens jeden dritten Tag dorthin zu gehen. Es war ihr Mittel, um dem Tag ein schönes Ende zu setzen und Stress abzubauen. Ich hatte nichts dagegen. Ganz im Gegenteil, denn ich freute mich sogar darauf. So kam ich endlich mal wieder raus und konnte etwas anderes sehen, als immer nur den Stall und seine Pferde. Vielleicht konnte ich die Gelegenheit auch nutzen und mit Jimin über seine Tricks zum Flirten reden.

Als ich die Tür zu der Gaststätte aufdrückte, empfing uns eine warme und stickige Luft. Es roch nach Bier, aber vor allem nach Schweiß und Kotze. Eine ganz üble Mischung. Ich rümpfte die Nase, während wir uns einen Weg zwischen die langen, beladenen Tische bahnten. Jede Bank war besetzt. Es gab keinen freien Fleck, wo wir hätten sitzen können. Doch Jimin ließ sich davon nicht einschüchtern. Er quetschte sich zwischen eine Gruppe Männer und klopfte so kräftig auf den Tisch, dass die Becher wackelten. Er bat um Platz und die Männer rückten beiseite. Es geschah wie ein Wunder. Ich konnte bloß darüber lachen, als ich mich neben ihn auf der Bank niederließ. Es war eng, aber besser als gar nichts.

„Du bist der Wahnsinn", grinste ich in Jimin's Richtung. „Das höre ich gerne", der Ältere zwinkerte mir zu. „Woher kennst du all diese Leute?", fragte ich ihn. „Man lernt sich kennen, wenn man nur oft genug bei Wolsook vorbeischaut", er zuckte mit den Schultern. „Ich könnte mir niemals ihre Namen merken", gestand ich ehrlich. „Weißt du, ein paar der Namen weiß ich auch nur, weil ich sie nachts zu oft gestöhnt habe", er grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich öffnete den Mund, doch es kam nichts weiter als ein ersticktes Stottern heraus. Meine Wangen glühten und ich wendete mich blitzschnell von ihm ab. Daraufhin landete mein Blick auf Taehyung. Er hatte sich wieder gegenüber von uns hingesetzt. Gerade in diesem Moment hob er die Hand und bestellte uns drei Biere. Als sich unsere Blicke trafen, legte er den Kopf schief. „Alles in Ordnung? Du bist so rot im Gesicht", merkte er an. „Alles gut", ich legte beide Hände auf meine Wangen, „Mir ist nur warm. Hier ist es doch warm, oder nicht? Und eine stickige Luft...".
„Ich habe ihm gerade erzählt, woher ich die ganzen Namen der Leute hier kenne", erklärte Jimin und grinste immer noch, als gäbe es kein morgen mehr. „Na hoffentlich hast du ihm keine Details genannt", meinte Taehyung. Ich hielt es nicht für möglich, aber meine Wangen glühten noch wärmer.

Ich war heilfroh, als uns schließlich das Bier gebracht wurde. Die dunkle Flüssigkeit roch zwar keinesfalls appetitlich, aber dafür war sie eine schöne Erfrischung. Ich trank in großen, langen Zügen, bis es mir über die Mundwinkel lief. Dann stellte ich den Krug mit einer schwerfälligen Armbewegung zurück auf den Tisch. Taehyung sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank und Jimin schmunzelte amüsiert.

„Ich gehe Shogi spielen. Man sieht sich", mit einem Mal erhob Taehyung sich von seinem Platz. Er schnappte sich seinen Bierkrug, stieg über die Bank und verschwand in der Menschenmenge. Die Männer, zwischen denen er gesessen hatte, rückten sofort wieder auf. Ich sah zu Jimin. „Geht er immer Shogi spielen, wenn ihr hier seid? Er scheint es ja nicht mal eine halbe Minute an diesem Tisch auszuhalten", stellte ich fest. „Taehyung war schon immer so", Jimin winkte ab und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier, „Er hasst es zwischen so vielen Menschen eingeengt zu sitzen. Es macht ihn verrückt. Außerdem spielt er viel lieber Shogi. Das ist ein Spiel, wo man nachdenken muss. Voll sein Ding". Der Ältere schüttelte den Kopf, als könne er Taehyung nicht verstehen. Ich musste mich instinktiv daran erinnern, was Jimin zu Taehyung's Schnitzerei gesagt hatte.

„Naja, wenn es ihm gefällt, warum nicht?", ich nahm ebenfalls einen Schluck von meinem Bier. Jimin sah mich an. Ich konnte seinen durchdringlichen Blick spüren, doch er sagte nichts, sodass ich meine Aufmerksamkeit anderer Dinge widmete. Ich hörte den Leuten bei ihren Gesprächen zu. Sie erzählten von ihrer Arbeit, oder welche Wildtiere sie gefangen hatten. Manche flirteten auch ganz unverblümt miteinander.

My Time // TaeKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt