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Jungkook's PoV.:

Ich schwebte auf Wolke Sieben. Jeder Schritt und jeder Atemzug brachten die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Flattern. Die Welt wirkte so farbenfroh, wie noch nie. Ich hatte ein Dauergrinsen im Gesicht, welches mir in den Wangen weh tat, doch es störte mich nicht. Ich fühlte mich gut. Ich fühlte mich so gut, wie noch nie. Und das Gefühl wuchs jedes Mal, wenn ich in Taehyung's Richtung sah und er meine Blicke mit einem niedlichen Lächeln erwiderte. War das Liebe? Fühlte es sich so an, verliebt zu sein? Mein Herz stimmte zu, doch mein Kopf redete dagegen an. Ich war mir immer noch unsicher, obwohl die Zeichen eindeutig schienen.

„Ich fasse es nicht. Er tut es schon wieder", hörte ich Jimin sprechen. Wir hatten gerade wieder die letzten zwei Pferde auf die Weide gebracht. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich gedankenverloren und grinsend in den strahlend blauen Himmel hochgeschaut, doch nun drehte ich mich zu dem Älteren um. „Was meinst du?", wollte ich wissen. Aber Jimin antwortete mir nicht. Stattdessen stapfte er sichtlich wütend zurück in den Stall. Dorthin, wo Taehyung gerade wieder das Pferd aufsattelte, welches wir gestern auf unseren Ausritt mitgenommen hatten. Eine unbändige Vorfreude explodierte in meiner Brust. Ich rannte los, geradewegs an Jimin vorbei und auf Taehyung zu.

„Machen wir wirklich wieder einen Ausritt?", fragte ich, als ich bei ihm angekommen war. „Natürlich. Das Wetter ist gut und es gibt immer noch diesen einen Ort, den ich dir zeigen möchte", lächelte Taehyung, während er den Sattel nachgurtete. „Und was ist mit mir?!", rief Jimin hinter uns. Er hatte die Arme ineinander verschränkt und schmollte. Allerdings war es nicht die süße Art von Schmollen, sondern eine traurige und verletzte. Er meinte es ernst. „Wir bleiben bestimmt nicht den ganzen Tag weg. Dann können wir heute Abend...", versuchte ich ihn zu beschwichtigen. „Doch, wir bleiben den ganzen Tag weg", funkte Taehyung dazwischen, „Wir werden erst spät abends zurückkommen. Ich wäre dir also sehr verbunden, wenn du die Pferde alleine reinbringst".

„Was soll das? Kann ich nicht mitkommen?", flehte Jimin. „Das geht nicht. Jemand muss hier die Stellung halten, falls der Bote zurückkommt, oder ein anderer Bote losgeschickt wird", wimmelte Taehyung ihn an. „Ihr lasst mich immer zurück. Ich fühle mich wie das dritte Rad am Wagen", seine Stimme brach am Ende des Satzes und er biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen. Ich bekam ein schlechtes Gewissen.

„Tae, wollen wir nicht wann anders...?", fing ich leise an, doch er ließ mich nicht zu Ende sprechen. „Nein. Wir werden keine andere Chance bekommen. Wirklich nicht, Jungkook. Das hier ist einer der letzten Tage, an dem wir ausreiten können", sagte Taehyung mit fester Stimme. Er hatte recht. Zum einen, weil das Wetter immer schlechter werden würde, und zum anderen, wegen dem Krieg, der bald ausbrechen würde. Ich schluckte trocken. Mein Blick fiel wieder auf Jimin, der nach wie vor wie ein getretener Hund dastand. „Jimin...", sprach ich. „Vergiss es. Macht doch was ihr wollt", schnaubte er und dampfte wütend an uns vorbei. Ich schaute ihm nach, bis er über die Treppe auf dem Dachboden verschwand. Ein schweres Seufzen verließ meine Kehle.

„Mach dir keine sorgen um ihn. Er hat mich auch schon mehrere tausend Mal versetzt", meinte Taehyung und im nächsten Moment spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. Die Berührung schickte einen elektrisierenden Schock durch meinen Körper und plötzlich schwebte ich wieder auf Wolke Sieben. „Na schön. Aber morgen bleiben wir zur Abwechslung mal hier. Das wäre sonst echt gemein", entgegnete ich. „Wenn du meinst", er zuckte mit den Schultern, als würde er klein beigeben. Dann zog er mich behutsam ans Pferd und führte meine Hand zum Sattelknauf. „Weißt du noch, wie du aufsteigen musst?", raunte seine Stimme hinter mir. „Mit dem linken Fuß in den Steigbügel und hochschwingen", erklärte ich knapp. „Du lernst schnell", lobte er mich. „Ich habe ja auch einen guten Lehrer", das dämliche Grinsen in meinem Gesicht kehrte unweigerlich zurück. Taehyung erwiderte es und so starrten wir uns einen Moment lang einfach nur an. Schließlich löste ich mich von seinem Antlitz, um auf das Pferd zu steigen. Als ich sicher im Sattel saß, machte Taehyung die Zügel los und schwang sich mit einem eleganten Sprung hinter mich.

My Time // TaeKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt