Kapitel 11

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Schluchzend öffnete ich die Tür zu unserer Wohnung und trat ein. Schnell kickte ich meine Schuhe von den Füssen und ging in mein Zimmer, wo ich meine Tasche einfach achtlos zu Boden schmiss und mich auf mein Bett fallen liess. 

Ich kauerte mich zu einem kleinen Ball zusammen und begann fester zu weinen.

Ich wollte noch immer nicht glauben, dass mich mein Boss rausgeworfen hatte. Ich wusste zwar, dass er mich nicht immer fair behandelt hatte, und die anderen Tänzer bevorzugt hatte, aber trotzdem tanzte ich seit mehr als zwei Jahren in diesem Club und es war ein riesiger Teil meines Lebens. 

Als Jackson mich dahin geholt hat, wusste ich sofort, dass ich genau das machen wollte. Dass ich dort auf dieser Bühne vor all diesen Menschen tanzen und von ihnen angesehen werden wollte. 

Viele andere würden sich an meiner Stelle jetzt vermutlich einfach einen anderen Club suchen und dort dann weitermachen, doch das wollte ich nicht. Kein anderer Club war wie dieser. 

Ich hatte gut verdient, viel mehr als bei allen anderen Clubs. Ausserdem hätte ich nirgends diese Freiheiten. Man würde mir vorschreiben was und welche Choreo ich tanzen sollte, und genau das wollte ich eben nicht. Ich wollte selbst entscheiden, was ich tanzte. Nur dann fühlte ich mich richtig frei dabei. 

Auch wusste ich, dass es der einzige gay Club war, der hier in der Nähe war. Und das machte schon einiges aus. Jede Nacht eine Stunde fahren, um zur Arbeit zu gehen, kam nicht in Frage. Es gab also keine Möglichkeit für mich, so weiter zu tanzen, wie ich es gerne würde. 

Ich schlang meine Arme noch enger um meine Beine, die ich an meinem Oberkörper gezogen hatte und schluchzte erneut auf. Immer mehr Tränen liefen mir über die Wangen, doch ich versuchte gar nicht erst, sie zurück zu halten. 

Ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Einen normalen oder anderen Beruf, kam für mich nie in Frage und das tat es auch jetzt nicht. Und trotzdem musste ich irgendwie Geld verdienen. Jackson verdiente zwar auch gut, doch er könnte die Miete nicht alleine bezahlen. Oder ich würde es nie von ihm verlangen. Bisher hatten wir uns diese immer aufgeteilt und uns auch sonst immer um alles zusammen gekümmert. 

Wenn ich jetzt aber meinen Teil nicht mehr dazu beitragen könnte, müssten wir uns irgendwo eine andere Wohnung suchen oder uns etwas ganz anderes überlegen. Und das kam nicht in Frage. Ich wollte Jackson nicht in eine solche Situation bringen, nur weil ich mich nicht an Regeln halten konnte. Ich wollte ihm das nicht aufhalsen. 

Und doch musste ich mir etwas überlegen, denn jetzt einfach ohne einen Job und ohne Geld zu verdienen, weiter zu machen, konnte ich nicht. 

Jedoch war ich gerade viel zu fertig, um mir darüber Gedanken zu machen und weinte mich dann bereits einige Minuten später in einen traumlosen Schlaf. 

________

Erst als mein Handy klingelte, schreckte ich auf und sah mich etwas desorientiert um. Dann sah ich auf mein Handy und nahm nach kurzem Zögern den Anruf an. "Hallo? Minho?"

Man hörte mir genau an, dass ich geweint hatte und ich räusperte mich, um die Heiserkeit loszuwerden. 

"Sungie was ist los? Geht es dir gut? Wo bist du?" 

Ich fuhr mir durch die Haare und konnte ein erneutes Schluchzen nicht unterdrücken. "I-ich bin zu Hause...", murmelte ich leise und wischte die Träne weg, die sich bereits einen Weg über meine Wange bahnte.

"Ist etwas passiert?", fragte er leise und ich hörte wie es im Hintergrund leiser wurde. "I-ich... k-kannst du zu mir kommen?", fragte ich dann einfach und antwortete gar nicht auf seine Frage. "Natürlich, ich bin in weniger als 10 Minuten bei dir."

Ich bedankte mich noch schnell, ehe ich den Anruf beendete und dann einfach ins Leere starrte. Für den Moment unterdrückte ich die Erinnerungen an das Gespräch mit meinem Chef vor ein paar Stunden und stand dann einfach schnell auf, um mir was anderes anzuziehen.

Da ich aber nicht wirklich Lust hatte mich zurecht zu machen, zog ich mir einfach einen übergrossen Hoodie an und meine Jeans aus. Um aber noch eine vernünftige Hose anzuziehen, hatte ich keine Energie und tapste dann ins Badezimmer.

Um nicht komplett furchtbar auszusehen, entfernte ich noch hastig meine völlig verschmiertes Make Up und schlurfte dann mit gesenktem Blick ins Wohnzimmer. Gerade als ich mich auf die Couch fallen liess, klingelte es bereits an der Haustür und ich ging in den Eingangsbereich und zur Sprechanlage, um Minho herein zu lassen.

Bereits wenige Sekunden später stand er vor meiner Wohnungstür und als er mich sah, zog er mich sofort in seine Arme. "Oh Gott, was ist passiert Sungie? Magst du mir erzählen was los ist?"

Ich drückte mich einfach an ihn und begann wieder zu weinen, krallte mich gleichzeitig haltsuchend in seinem Shirt fest. Allerdings nickte ich einfach und holt zittrig Luft, bevor ich versuchte es ihm zu sagen.

"M-mei... ...ef h-a... mi-mich rau...worf-fen." Ich schluchzte so heftig, dass man wahrscheinlich kein Wort verstand und beruhigend fuhr mir Minho durch die Haare. "Shh Baby, ganz ruhig. Tief durchatmen und dann sag es nochmal." 

Ich nickte leicht und löste mich dann von ihm, schloss hinter uns die Tür. Ich schniefte immer wieder und tapste dann einfach weinend ins Wohnzimmer, um mich dort auf die Couch fallen zu lassen.

Minho setze sich sofort zu mir und zog mich wieder zu sich, so dass ich mich in seine Arme kuscheln konnte. Er wartete geduldig darauf, dass ich mich wieder beruhigte und strich mir liebevoll durch die Haare und über den Rücken. 

"M-mein Chef... e-er hat mi-mich v-vorher... vorher r-rausge-geworfen", schluchzte ich und wieder ging ein Beben durch meinen Körper und ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Minho schien etwas überfordert mit meinen Worten zu sein, doch dann drückte er mich einfach fest an sich und schlang seine Arme schützend um mich. 

"Oh Sungie... warum hat er das getan?"

Ich schluchzte wieder und wischte mir meine Tränen von den Wangen. "I-ich hab m-mich mehrfach ni-nicht an die R-regeln gehalten u-und dann h-hat er r-rausgefunden wa-was w-wir vor ein p-paar Tagen i-in meiner Umkleide gemacht h-haben u-und dann hat e-er mich ei-einfach rausgeworfen..." Ich schmiegte mich haltsuchend an ihn.

"U-und ich w-weiss j-jetzt nicht wa-was ich machen s-soll w-weil i-ich l-liebe e-es zu tanzen u-und ich wi-will nichts anderes ma-machen, a-aber ich k-kann nirgends a-anders hin u-und ich k-kann es doch n-nicht einfach s-sein lassen u-und au-aufhören, w-weil i-ich n-nichts a-anderes kann und-"

"Hey Jisung, ganz ruhig. Es wir alles gut, mach dir keine Sorgen", flüsterte er mir zu und gab mir einen sanften Kuss auf den Haarschopf. Ich nickte nur leicht und klammerte mich einfach an ihm fest. 

Die ganze Zeit streichelte er sanft über meinen Rücken und mit der Zeit beruhigte ich mich langsam und schlief dann irgendwann einfach wieder ein.

Dance for me BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt