Sorry dass es so lange gedauert hat. Ich war im Urlaub und ich komme momentan kaum zu schreiben. Ich versuche mein bestes diese Geschichte trotzdem laufend zu halten. Dafür ist das Kapitel extra lang :-)
-Slayerkaro-
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Der Anzug den Kara geliehen hat, ist royal blau. Sie legt ihn aufs Bett und daneben das einfache weiße Shirt und betrachtet die Kombi. Sicher ist das Shirt alleine langweilig, aber nicht unter dem blauen Jackett, das mit seinen goldenen Manschettenknöpfen alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Kara lässt das Handtuch fallen, welches sie um ihren Körper gewickelt hat und dabei fallen ihre Haare auf ihre nackten Schultern. Die Spitzen hat sie bereits geföhnt, den Rest lässt sie lufttrocknen. Ihre Haare fühlen sich weicher an als sonst, vielleicht liegt es ja am Wasser in Norwegen. Sie schlüpft in das Outfit und schlägt den Anzug an den Ärmeln um, wo er etwas zu lang ist. Dann schminkt sie sich. In den Spiegel wird sie erst schauen, wenn sie sich geschminkt hat und damit ihr gesamtes Aussehen perfekt ist.
Erstmals betont sie ihre Augen und benutzt Wimperntusche. Sie übt ein paar Mal ihren Augenaufschlag und kaut Kirschkaugummi dazu, weil er die Lippen rot färbt. Eigentlich wollte sie Lena fragen, ob sie ihren Lippenstift benutzen darf, überlegte es sich dann aber anders. Sie möchte Lena überraschen. Ihr Spiegelbild schaut überrascht zurück. Mit der Schminke und den schicken Sachen sieht sie definitiv älter aus. Kara geht zwei Schritte zurück und betrachtet sich in voller Gänze vor dem Spiegel. Die Verwandlung ist unglaublich. Sie sieht fesch aus. Nein, mehr noch. Sie sieht verdammt gut aus.
Zufrieden übt sie ein letztes Mal den Augenaufschlag und ihr Spiegelbild zieht eine Augenbraue nach oben. Sie wird immer besser darin und eines Tages wird das die Antwort für Lena sein.
Sie begegnen sich im Gang. Kara fängt genau den Augenblick ein, als Lena sie sieht, denn Lena stockt der Atem. Sie atmet hastig ein, aber eine ganze Weile nicht mehr aus. Ihr Blick richtet sich abwechselnd auf den Anzug, huscht über auf Karas Gesicht und ihre Augen werden groß. Lena sieht entzückt dabei aus, ihr gefällt, was sie sieht.
Kara selbst hat auch Probleme, ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Lena trägt ein kurzes schwarzes Kleid, trotz der Temperaturen. Es ist knielang und eine goldene Schnalle betont ihre Taille. Der Ausschnitt ist tief und Kara schluckt über den leisesten Ansatz von schwarzer Spitze, die hervorlugt. Schnell blickt sie nach oben. Lena ist dezent geschmickt. Wimperntusche mit Lidschatten und ein wenig Rouge auf den Wangen. Natürlich fehlt ihr prominenter Lippenstift nicht. Er hat dieselbe Farbe, wie bei ihrem ersten Treffen, damals in der Küche bei L-Corp, seitdem Lenas Mund Kara nicht mehr aus den Gedanken geht. Lenas Haare sind aus ihrem Gesicht heraus gekämmt und oben zu einem Knoten zusammengebunden. Es betont ihre Wangenknochen und hüllt sie in eine reizvolle Aura. Lena sieht sexy aus und Kara ist bereit, von ihr verführt zu werden.
„K-Kara Darling, du siehst sehr hübsch aus. Der Anzug steht dir sehr gut." Lena stolpert minimal über ihren Namen. Sie lächelt es schüchtern weg und kommt dann näher. Sie hält beide Hände ausgestreckt, mit den Handflächen nach oben und Kara kommt ihr den letzten Schritt entgegen und legt ihre Hände in Lenas. Kara überlegt nicht lange, sondern findet es plötzlich ganz natürlich. Sie küsst Lenas Wange, als hätte sie es tausend Mal zuvorgetan.
„Du siehst auch sehr hübsch aus, Lena."
Lena drückt ihre Hände. „Danke." Sie hält ihren Fokus weiter auf Kara und beißt sich auf die Lippe dabei. „Hmm, ich finde, da fehlt etwas. Ich wollte eigentlich damit warten bis zum Essen oder zur Nachspeise, aber ich halte es nicht länger aus und ich finde, du sollest es jetzt schon bekommen."
Kara zieht fragend die Augenbrauen zusammen. „Was denn?" Lena lächelt nur und zieht Kara wissend an der Hand mit sich und führt sie in den Eingangsbereich. Dort öffnet sie ihre Handtasche und holt ein kleines Geschenk hervor. Es ist eine samtene Schmuckschachtel, die sie in Karas Hände legt. „Alles liebe zum Geburtstag," flüstert sie.
„Noch ein Geschenk?"
Lena nickt unschuldig, doch ihre Wangen werden rosafarben. „Ich hab dir gesagt, dass ich ein paar Geschenke besorgt habe."
Kara spürt, dass es ein besonderer Moment ist und ihr Herz klopft aufgeregt. Neugierig löst sie die rote Schleife und öffnet die Schachtel.
Kara schnappt nach Luft. Es kann nicht sein, kann es? Das Schmuckstück ist ein silberner Anhänger, der ihr Familienwappen zeigt. Das geschwungene Symbol, dass einem 'S'gleicht, steht für das Haus von El. Ihre Familie von Krypton. Von dort wo sie her kommt. Es hängt an einer wunderschönen Silberkette und schon fließen die Tränen. Aber es sind gute Tränen aus Emotionen heraus, die allesamt gut sind.
„Lena."
„Als Clark, als Baby auf die Erde kam, war er in eine Decke eingehüllt mit dem Familienwappen. Er hat die Decke immer behalten und nie weggegeben. Sie ist kostbar für ihn und ich dachte, du möchtest vielleicht auch etwas haben. Da deine Familie nicht mehr hier ist, dachte ich, dass es dir vielleicht gefällt einen Anhänger zu tragen."
Kara nickt gerührt. Sie fummelt mit dem Verschluss und Lena hilft ihr, indem sie die Kette aus den zittrigen Händen nimmt. Vorsichtig öffnet sie den Verschluss und legt dann Kara behutsam die Kette um den Hals. Sie streift mit den Fingern die Haare aus dem Nacken, ganz zärtlich und langsam. Kara schließt die Augen und als Lena fertig ist, blickt sie an sich hinab und hält den Anhänger in ihren Fingern. Anschließend fällt sie Lena um den Hals. „Oh Lena. Danke. Danke. Ehrlich. Danke. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll." Sie murmelt die Wörter an Lenas Hals an ihren Lieblingsplatz und drückt sich an Lena und versucht, nicht zu weinen, da sonst das Make-Up verschmieren könnte. Stattdessen schluckt sie den Konten hinab und freut sich. „Es ist das schönste Geschenk, was ich jemals bekommen habe."
Ehe sie gehen verweilt Kara lange vor dem Spiegel und betrachtet die Kette mit dem Familienwappen, die nun um ihren Hals liegt. Lena zieht so lange an ihr, bis Kara sich von dem Anblick abwendet und Lena folgt.
Das Restaurant liegt auf einer kleinen abgelegenen Insel, auf welche man nur mit einer Autofähre hinkommt. Lena hat einen Fahrer gebucht, der sie zur Fährenanlegestelle bringt und dort weiter zum Restaurant. Auf der Fähre angekommen steigen sie aus dem Auto aus und suchen sich einen Platz an der Rehling mit Blick auf das Wasser. Sobald die Fähre losfährt, haben sie einen wunderbaren Blick auf die Skyline von Oslo.
Kara holt ihr Handy aus der Jackentasche und Lena stellt sich in Pose und Kara fängt mit dem Zoom ihr Gesicht ein und die Grübchen darin. Sie posen gemeinsam vor der Skyline und machen Selfies mit Oslo im Hintergrund. Der Fjord um sie herum ist riesig und weit wie das Meer. Sie lachen und sie sind glücklich, während hinter ihnen die Sonne untergeht.
Das Lokal ist klein und süß auf einem kleinen Hügel, der die Insel umblickt. Im Inneren brennt ein Feuer, es ist warm und es riecht gut. Kara fühlt sich augenblicklich wohl und sie setzten sich auf ihren Platz, ein Separee am Fenster mit Blick auf den Fjord. Die Wände bestehen aus Holz mit kleinen Bildern und mit alten Werkzeugen an der Wand. Es sieht aus, wie in einer anderen Welt. Kellner stehen diskret bereit, als wären sie die einzigen Gäste, die hier bedient werden. Sie wählen beide das fünf Gänge Menü, das der Ober ihnen empfiehlt und lassen sich überraschen, was es für sie bereit hält. Lena bestellt für sich Wein und sie werden gefragt, ob sie ein Glas Sekt als Aperitif wünschen. Lena schaut einen Moment ratlos, dann antwortet Kara. „Ja bitte, das wäre sehr nett." Schon allein, dass der Kellner gefragt hat, ob sie beide einen Aperitif wünschen und Kara für erwachsen hält, lässt sie schweben vor Freude.
Nachdem der Kellner weg ist, blickt Lena sie streng an, doch Kara übergeht es und legt sich gekonnt die Serviette auf den Schoß. Sie ist bereit, für alles, was dieses tolle Restaurant zu bieten hat.
Sie stoßen mit Sekt an und Kara spürt, wie das prickelnde Getränk ihren Körper wärmt. Vielleicht ist es auch die Anwesenheit von Lena und ihr verführerisches Dekolletee oder ihr Mund. Kara fühlt sich leicht und ertappt auch Lena, wie sie guckt und heimliche Blicke stiehlt.
Kara holt ihr Handy heraus und sie sehen sich die Bilder von ihrem Schlittenausflug an. Eins ist witziger wie das andere und sie lachen sich kaputt, als sie die Fotos betrachten.
„Oh nein. Darling sag mit bitte nicht, du hast ein Foto gemacht, als der Schnee plötzlich von der Tanne auf mich hinab regnete," sagt Lena gespielt schockiert.
„Doch Lena. Schau mal wie süß du aussiehst. Deine Mütze ist voller Schnee und sieht dir nur die süßen Flocken in deinen Haaren an. Wie erschrocken du schaust. Das Foto ist herrlich."
„Bitte lösche es. Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche."
„Gar nicht wahr," antwortet Kara und schlägt behutsam Lenas Hände weg, die nach dem Handy greifen.
Sie gehen die weiteren Fotos durch. Von Kara gibt es auch ein paar wirklich lustige. Dann kommen sie zu den Selfies. Sie sind beide eng umschlungen und glücklich abgebildet. Auf manchen sehen sie aus wie ein Paar. Lena wird etwas verlegen und Kara vermutet, das Lena wohl gerade dasselbe denkt.
Ein Gang folgt dem nächsten und ihr Gaumen schmeckt Essen, das sie vorher nie gekannt hat und sich den Namen auch gar nicht merken kann. Lena kaut ihr Essen genüsslich, sie stielen kleine Blicke und unterhalten sich. Manchmal blickt Kara hinaus auf den Fjord und versucht, die Zeit anzuhalten. Sie entdeckt dabei ihr gemeinsames Spiegelbild im Fenster und Kara denkt sich, wie gut sie zusammen aussehen.
Nach der richtigen Nachspeise folgt ein kleiner Geburtstagskuchen mit Kerzen. Das Personal kommt aus der Küche und sie stehen um den Tisch rum und alle singen. „Happy Birthday". Kara ist total gerührt und ehe der Song fertig ist, flüstert Lena in ihr Haar.
„Wünsch dir etwas, Kara."
Kara wünscht sich einen Kuss mit Lena und bläst die Kerzen aus.
Sie essen Kuchen und trinken in Ruhe ihre Getränke aus. Kara möchte nicht, dass ihr Geburtstagsessen zu Ende geht. Sie weiß, was sie möchte.
„Glaubst du Lena, dass Wünsche in Erfüllung gehen?"
Lena schluckt das letzte Stuck Kuchen hinab und antwortet dann. „Natürlich, wenn man fest daran glaubt."
„Lena, ich wünsche mir einen Kuss von dir." Jetzt ist es raus. Kara konnte es nicht länger für sich behalten.
Lena verharrt in der Bewegung, sie sieht Kara nicht in die Augen. Ganz ruhig greift sie nach der Serviette und wischt sich ein wenig Schokolade von ihrem Mund. Kara hätte das nicht gestört, sie würde die Schokolade von ihrem Mund küssen. Dann blickt Lena auf und schaut direkt in Karas wartende Augen.
„Einen Kuss?" Sie legt den Kopf eine wenig zur Seite, als würde sie nicht verstehen, was damit gemeint ist. Dabei gibt es nichts nicht zu verstehen. Kara hat sich eindeutig ausgedrückt. Einen Kuss von Lena, das hat sie eindeutig gesagt. Deshalb lässt sie sich auch nicht verunsichern, sondern bleibt mutig und redet sich selbst gut zu.
„Ja, einen Kuss, Lena. Ich möchte deinen Mund küssen."
Lena wird blass. Für eine Millisekunde fällt ihr Blick auf Karas Mund. Dann verändern sich ihre Gesichtszüge und werden etwas härter.
„Aber Darling, was ist das denn für ein Wunsch. Hast du keinen anderen? Dir fällt bestimmt etwas Besseres ein." Lena tut es ab, als wäre es etwas Alberens, aber Kara bemerkt, wie ihre Hände zittern.
„Nein Lena. Ich denke ständig an deinen Mund. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als meinen ersten Kuss von dir zu bekommen," sagt Kara ernst.
„Kara, nicht. Mach das bitte nicht," flüstert Lena.
Und vielleicht kommt Kara deshalb ihrer Bitte nicht nach oder vielleicht deshalb, weil sie sonst immer ihrer Bitte nach kommt aber nicht dieses Mal. Nicht dieses eine Mal. Jetzt ist sie schon so weit gegangen und nichts wird sie jetzt mehr bremsen. Sie platzt sonst, wenn sie ihren Gefühlen nicht freien Lauf macht.
„Manchmal kann ich kaum atmen, manchmal halte ich es kaum aus, wenn du mich ansiehst. Ich frage mich, wie du schmeckst, wie es sich anfühlt von dir geküsst zu werden. Es ist tief in mir dieses Gefühl. Es ist eine Sehnsucht, die mich verschlingt. Bitte nimm mich ernst, Lena."
Wenn Lena vorhin blass war, weicht nun jede Farbe aus ihrem Gesicht. Sie schluckt und ihre Finger suchen nach der Serviette und spielen hilflos damit.
„Du bist noch so jung, Kara. Du wirst deine Meinung noch in vielen Dingen ändern. Nur weil wir viel Zeit miteinander verbringen und nun zusammen hier sind, fixierst du dich auf mich. Du wirst andere Menschen kennenlernen. Einen Mann zum Beispiel und du wirst dich verlieben und glücklich sein. Du hattest noch nicht die Gelegenheit, aber das ist nicht schlimm. Das hier wird wieder vergehen. Glaub mir, das ist nur eine Phase." Lena blickt sie mit einem gequälten Lächeln an und Kara kann nicht glauben, was sie da hört.
„Sag mir bitte nicht, was ich fühle, und behandle mich nicht wie ein Kind, das nicht weiß, was es will," sagt Kara mit fester Stimme aber nicht unfreundlich. „Ich bin 18 Jahre alt und erwachsen. Ich könnte selbst ein Kind zeugen, wenn ich eins wollte. Ich kenne mein Herz und es ist überflutet. Es weiß, was es möchte und es brennt dafür. Und ich denke, dass du auch so fühlst. Ich hoffe es zumindest." Letzteres schiebt sie etwas leiser hinterher, denn sie kann nicht für Lena sprechen.
„Ich kann dir diesen Wunsch nicht erfüllen. Es tut mir leid Kara. Du kannst alles andere von mir haben, aber dies eine hier nicht."
Kara kann das nicht glauben. Der ganze Tag und der Abend hier, hat sie wirklich alle Zeichen falsch gedeutet, so wie Lena sie angesehen hat. Sie kann doch nicht immer noch ein Kind in Lena sehen. Kara kann sich doch nicht so sehr getäuscht haben.
„Willst du nicht oder kannst du nicht, Lena?" , hackt Kara nach.
„Ich möchte es nicht," sagt Lena leise und sieht dann weg.
Ein Schlag in den Magen. Kara senkt ebenfalls den Blick.
Das ist eindeutig. Kara ist am Boden zerstört. Sie hat all ihren Mut zusammen genommen, nur um so bitterenttäuscht zu werden. Ihre Kehle ist eng und fühlt sich an wie zugeschnürt aber sie wird nicht weinen. Lena hat sie abgelehnt, sie muss das akzeptieren. Lena will keinen Kuss mit Kara. Kara hat gehofft, ein Teil in ihr hat immer gehofft, dass es Lena genauso geht, und deshalb versteht sie nicht.
Sie sitzen nun beide schweigend da. Es ist furchtbar. Dass der Abend nun so endet, wollte Kara nicht. Sie wollte, dass ihr Wunsch in Erfüllung geht und ihr Geburtstag damit perfekt ist.
„Haben die Damen noch einen letzten Wunsch?", fragt der Kellner höflich, der sicher bemerkt hat, dass die Stimmung am Tisch auf ein Mal am Boden ist. Welche Ironie, dass er ausgerechnet nach einem Wunsch fragt.
„Ich hätte gerne einen Scotch," sagt Lena und räuspert sich.
„Ich nehme auch einen," antwortet Kara. Sie ist froh, dass Lena sie lässt und keine Einwände erhebt.
„Sehr gerne," sagt der Kellner und schweigend vergehen weitere Minuten In denen Kara nichts fühlt und nichts sagen kann und dann kommt er plötzlich wieder und hat den Scotch dabei.
Auch wenn der Scotch in ihrer Kehle brennt und furchtbar schmeckt, ist sie froh, dass sie etwas in den Händen hält. Lena scheint auch froh. Gierig nimmt sie den ersten Schluck.
„Kara, ist alles okay zwischen uns?"
Nichts ist okay, denkt Kara. Ihr Herz ist gebrochen, doch dass kann sie Lena nicht vorwerfen und Lena klingt ehrlich besorgt. Aber sie klingt auch traurig, so dass Kara ihren Ärger hinunterschluckt. Was will sie auch machen, Lena will sie nicht küssen. Die Enttäuschung ist groß, aber deshalb hat sie Lena nicht weniger gern, deshalb darf sie nicht sauer auf Lena sein. Das ist Lenas Entscheidung und Kara kann sie nicht zwingen.
„Ich bin enttäuscht, das ist alles. Ich hatte gehofft, dass du auch so fühlst. Ich schätze einen Korb zu bekommen, gehört auch zum erwachsen sein," sagt sie hilflos.
„Das wird vergehen, glaub mir," antwortet Lena.
„Wenn du das sagst," antwortet Kara trotzig. Lena muss es ja wissen, sie ist älter und erfahrener. Pfft. Kara kann nichts dagegen machen, dass sie etwas eingeschnappt ist.
Kara bekommt kaum mit, dass Lena zahlt und sie gehen. Sie steigen in das Auto ein, dass sie zur Fähre bringt und dort angekommen warten sie. Sobald sie auf der Fähre sind, steigt Kara aus dem Wagen aus. Sie kann die Stille nicht ertragen und benötigt frische Luft. Der Wind frischt auf und eine eisige Böe erfasst sie. Wunderbar.
Kara blickt auf den rauen Fjord. Sie muss eben älter werden und auf Lena warten. Da ist ja auch immer noch die Sache mit Clark, auch wenn Lena ihr bereits gesagt hat, dass es eine Zweckehe ist. Wie lange wird Kara warten müssen und älter werden. Ist es okay, wenn sie 20 ist? 21? Glaubt ihr Lena dann?
Wird Lena sie dann küssen? Mit ihr schlafen? Oh verdammt, Kara ist nicht zu helfen, dass sie immer noch Hoffnung hat. Das sie Lena nicht glauben kann und immer noch hofft.
Das Wetter schlägt schnell um, während sie sich von der Insel entfernen. Es ist fast niemand hier. Andere Passagiere bleiben im Auto, denn die Fähre hat keine Kabinen. Es ist eine kleine Fähre für Räder und ca 10 Autos, die Platz haben.
Kara bemerkt eine Frau, die einen kleinen Welpen dabei hat, der zu ihr her läuft und an ihren Füße schnüffelt.
„Och, der ist ja süß," sagt Kara. Die Frau dreht sich um, als sie ihre Stimme hört.
„Wie heißt er denn?" , fragt Kara, während der Welpe sie aufgeregt grüßt und der kleine Schwanz hin und her wedelt. Sein Fell ist golden und Kara beugt sich hinab und streichelt ihn.
„Das ist Flori," sagt die Frau, „er ist noch jung und er ist so neugierig und wirklich eine Hand voll."
Kara lacht und ihre Laune bessert sich. „Hallo Flori," der Welpe bellt aufgeregt und schleckt dann Karas Hände ab. Er ist so süß mit seinen kleinen Kulleraugen und dem weichen Fell. Er lässt sich ein paar Minuten von Kara streicheln, dann erweckt etwas anderes seine Aufmerksamkeit und er läuft davon und die Frau hinter ihm her. Er ist wirklich eine Handvoll, denkt Kara und dankt Flori im Stillen, dass er sie ein wenig abgelenkt hat. Wenigstens kann sie immer noch lächeln und Freude spüren.
Kara seufzt. Natürlich ist sie jetzt mega down, aber irgendwie hat sie das Gefühl, dass dies noch nicht das letzte Wort zwischen ihnen war. Ja es war ein Dämpfer, aber vielleicht hätte Kara nicht gleich nach einem Kuss fragen sollen. Vielleicht hätte sie erst über Gefühle sprechen sollen. Hmm, sie kennt Lenas Gefühle nicht. Und schon merkt sie, wie die Hoffnung zurückkehrt. Kara gibt nicht auf, sie wird herausfinden was in Lena vorgeht.
Kara steht geschützt an der Wand und hüllt sich ihn ihre Jacke ein. Der Wind pfeift nun mehr, doch wenigstens hält er den Regen fern. Das Boot schaukelt bei jeder Welle und Kara lehnt sich an die Wand, damit sie Halt hat und zieht die Jacke weiht nach oben. Plötzlich wirkt das Meer bedrohlich, die schwarzen Wellen schäumen und Kara sieht sich automatisch nach Lena um, ob diese in Sicherheit ist. Es ist niemand mehr hier und Kara überlegt ob sie nicht auch besser in das Auto steigen soll als sie Rufe hört.
„Flori. Nein. Komm her. Flori," trägt ihr der Wind entgegen.
Kara verlässt ihren sicheren Platz an der Wand und sieht nach. Flori ist von der Leine los und durch das Gitter über die Absperrung durch und ist nun hinten am Bug und bellt aufgeregt. Er hat wohl etwas im Wasser gesehen oder vielleicht bellt er auch die Wellen an. Doch er sollte da besser weg. Die nächste Welle lässt die Fähre ein wenig steigen und sobald sie wieder sinkt und der Wind hinzukommt, sieht Kara mit entsetzen zu, wie der kleine Welpe über Bord geht.
Flori ist im Wasser. „Oh Gott."
„Flori. Flori," ruft seine Besitzerin in den Wind hinein und Kara bekommt eine Gänsehaut.
Ich muss ihn retten. Ich muss über Bord springen und ihn aus dem Wasser ziehen. Ich kann das schaffen.
Gerade als sie den Entschluss packt, hält eine Hand sie am Ärmel fest.
„Kara, komm ins Auto. Sofort." Das ist Lena und ihre Stimme ist streng.
„Nein. Der Welpe. Flori ist über Board gegangen. Ich muss ihm helfen."
Kara hört die Besitzerin um Hilfe schreien und löst sich von Lena. Sie entdeckt einen Rettungsring, der an einem Seil am Boot befestigt ist und wirft ihn über Bord.
Ein Angestellter erscheint neben ihr und wirft einen zweiten Rettungsring über Bord. „Mehr können wir nicht tun, sie müssen zurückdrehten, hier hinten ist es zu gefährlich. Gehen sie ins Innere." Gehen Sie vom Heck weg."
Die Frau hält sich die Hände vors Gesicht und schwankt, während sie weint. „Flori. Mein Flori," ruft sie immer wieder. Der Angestellte kümmert sich um die Frau und hilft ihr auf den Beinen zu bleiben. Kara blickt aufs Wasser hinaus und kann Bruchstücke von Flori sehen. Die Wellen sind so groß und es schaukelt so sehr. Kara glaubt nicht, dass er es schafft und einen Rettungsring hat er auch noch nicht erreicht. Sie sieht sich um und blickt zurück, wo die Autos parken und sieht in fassungslose Gesichter die in Sicherheit im Inneren ihres Autos sitzen. Niemand kann bei dem Sturm helfen und etwas tun.
Kara öffnet ihre Jacke, sie muss selbst ins Wasser springen.
„Kara, du kannst ihm nicht helfen. Du würdest das nicht überleben, die Kälte, die Wellen, es ist zu gefährlich."
„Du weißt, ich kann das überleben. Ich hab Superkräfte," zischt Kara. „Wenn ich nichts tue, dann stirbt er," erwidert Kara verzweifelt.
„Ich kann das nicht zulassen. Du darfst dich nicht offenbaren Kara, das ist gefährlich."
„Das ist mir egal," antwortet Kara und löst sich aus dem festen Griff, doch Lena zerrt an ihr.
„Liebling, bitte. Bleib bei mir. Ich flehe dich an, Kara. Meine Süße, bitte mein Liebling."
Kara weiß nicht wie ihr geschieht. Ihr schwindelt der Kopf, als sie Lenas verzweifelte Worte hört. Lena hat sie mein Liebling genannt. Kara ist so verdutzt und starrt Lena an. Lena nutzt das aus und greift nach Kara und drückt sie an die Wand. Dort hält sie sich an ihr wie an einem Rettungsanker fest. Sie beugt sich nach vorne und plötzlich küsst Lena Kara.
Es ist ein verzweifelter Kuss. Anders als Kara es sich vorgestellt hat. Weder langsam noch zart. Lippen beben gegen ihre eigenen, während der Wind um sie herum pfeift. Es ist ein Feuer, stärker als der Sturm, welches ihre eignen Lippen zum Leben erweckt und Kara küsst zurück. Dieser Kuss zieht Kara die Füße unter dem Boden weg. Lena küsst gierig und verheerend. Es verschlingt Kara, und damit jeden Gedanken, den sie noch vor einer Sekunde hatte. Jede Furcht, die sie in sich trägt ist zerstört, denn dies hier ist alles, was sie jemals im Leben finden wollte. Lenas Hände sind in ihrem Haar, an ihrem Rücken und sie drängen Kara an sich, während ihr Mund sie verwüstet. Sie halten sich gegenseitig fest und küssen sich. Kara hat nicht gewusst, dass sich ein Kuss so anfühlen würde. Es flößt ihr neues Leben ein und er spricht. Er erzählt von Leidenschaft und Begehren. Kara ist betört von Lenas Geschmack, von den weichen Lippen, die sich so forsch an sie drängen, von Erdbeergeschmack, der allein von Lenas Lippenstift kommt, von Scotch und von Lena selbst. Kara öffnet ihrem Mund, um Lena zu verschlingen.
Kara vergisst alles andere um sich herum. Sie ist geschockt, als sie Lenas Zunge spürt, geschockt von der Hitze, die sie empfängt und die in ihrem Körper brennt. Es ist mehr als eine Offenbarung und sie verliert sich in diesem Kuss.
Später kann sie nicht sagen, wie lange dieser Kuss dauert. Wahrscheinlich, bis Lena keine Luft mehr bekommt, denn sie löst sich heftig atmend von Kara.
Kara starrt in Lenas Augen und Lena starrt zurück. Ein paar Sekunden vergehen, indem sie sich erholen und nur atmen.
„Lena," sagt Kara so sanft und sie beugt sich nach vorne, um erneut die Süße ihres Mundes zu schmecken. Doch Lena weicht zurück.
Kara erstarrt und plötzlich kehrt alles zurück. Sie sind auf einem Boot, der Wind, der Welpe. Alles, was sie vergessen hat, was Lena sie mit diesem Kuss vergessen lies, kehrt mit voller Wucht zurück und befördert sie einen Abwärtsstrudel der Gefühle. Zudem liest sie Reue und Schuld in Lenas Augen und es versetzt Kara einen Schlag in den Magen. Einen Hieb, so fest, dass ihr übel wird. Es tut weh.
Kara blickt auf das Meer. Flori. Oh mein Gott Flori. Sie hat ihn vollkommen vergessen.
Da sind die Rettungsringe im Wasser, aber sie sind beide leer. Das Bott verlangsamt sich, bald legen sie an. Sie haben es geschafft. Der Sturm ist hier weniger stark als auf dem weiten Fjord. Der kleine Welpe, er ist dort draußen ertrunken. Er war alleine und niemand hat ihn gerettet. Kara hat ihn nicht gerettet, sie hat ihn im Stich gelassen. Lena hat sie geküsst und sie konnte an nichts mehr denken. Und Kara versteht.
„Er ist tot," sagt sie nüchtern.
„Es tut mir so leid, Kara," antwortet Lena und Kara glaubt ihr, aber das macht es nicht besser im Gegenteil, es macht es umso schlimmer, dass es Lena leidtut.
„Ich hab ihn im Stich gelassen."
„Nein, Kara hast du nicht. Du hättest ihn nicht retten können. Es war ein Unfall, ein hässlicher Unfall."
„Ich hätte es versuchen können. Aber du hast mich abgelenkt," ruft Kara gegen den Wind und heiße Tränen laufen ihre Wangen hinab. „Du hast mich nur geküsst, um mich abzulenken," schluchzt Kara und ihr Körper bebt.
„Kara... Ich ... Bitte... Ich wollte das nicht so... aber.. Kara.. wir dürfen doch nicht... ," stottert Lena unter schluchzenden Tränen und ihr Körper bebt ebenfalls.
Hilflos streckt sie die Hände nach Kara aus, doch Kara weicht zurück.
„Nicht," sagt sie und dreht sich um. Kara dreht sich um und verschwindet in der schwarzen Nacht. Sie fliegt. Kara fliegt und sie sucht den Fjord ab. Sie sucht und sie fliegt und sie weint und sie ruft nach Flori, aber da draußen ist nichts.
Kara ist alleine.
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:-(((((((
Gedanken?? Kommentare? Ihr könnt ruhig alles loswerden, aber ich verspreche, ich mach es wieder gut!!
Eure Slayerkaro
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Den Sternen so fern
RomanceKara ist 17 und Waise. Alex ist ihre Betreuerin und verschafft ihr ein Praktikum bei L-Corp. Dort trifft Kara auf Lena Luthor und erstmals erwachen Gefühle in ihr. Es trifft sie völlig unerwartet und ihr fällt auf, sie hat diese Frau schon mal gese...