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Der Tag danach war... komisch? Warum überhaupt der Tag danach, immerhin ist nichts passiert.
Trotzdem fühle ich mich immer noch wie elektrisiert, als ich nach unten laufe, um mit allen zusammen zum Flughafen zu fahren. Mit mir schleppe ich unteranderem einen kleinen Koffer mit ein paar Sachen für die drei Tage und eine extra Tasche mit den Akten meiner Jungs. Darin stehen alle Informationen über die Fitnesschecks und die physische Verfassung der Spieler. Nachdem ich in den Bus gestiegen bin, gebe ich diese den Trainern ab und setze mich dann selber relativ weit nach hinten. Die Fahrt zum Flughafen dauert auch nicht lange und nachdem ich mich kurz mit Jamal Unterhalten habe, der sich neben mich gesetzt hatte, sind wir auch schon da.
Wir alle nehmen wieder unser Gepäck und laufen dann in Richtung des Gates. Nach ein paar Metern kommt Leroy an meine Seite und warnt mich vor:„Da werden jetzt einige Fotografen und Fans stehen, nur zur Information." dabei zwinkert er mir einmal zu und ich nicke. Irgendwann mal habe ich ihm erzählt, dass mich diese ganze Öffentlichkeit ziemlich einschüchtert und ich am liebsten nur meinen Job machen würde, aber am liebsten ohne, dass ich in die Öffentlichkeit gezogen werde.
Ich lächle ihn dankend an und ziehe mir dann die Kaputze der Trainingsjacke über den Kopf und möglichst tief ins Gesicht. Leroy tut mir den Gefallen und läuft weiterhin neben mir so, dass ich auf der Seite laufen kann, wo keine Fotografen stehen.
Als die Mannschaft inklusive mir bei der Menge ankommt, staune ich nicht schlecht und beobachte, wie die Spieler treu zu ihren Fans gehen und diesen Autogramme unterschreiben und Selfies machen. Die Aufmerksamkeit liegt gerade auf ihnen und das kommt mir nur zu Gute, denn so kann ich durch.
Leroy wird schließlich auch von seinen Fans gerufen und ich nicke ihm zu, dass er gehen kann. Wegen mir sollen sie nicht auf ihre Fotos verzichten müssen.
Ich schaffe es einige Meter echt gut durchzukommen, bis ich wenige Meter vom Ausgang entfernt bin. Dann steht plötzlich ein Reporter mit einem Mikrofon vor mir und hält es mir direkt in mein Gesicht. So perplex wie ich bin, bleibe ich stehen und genau da liegt mein Fehler; tausende Fragen prasseln von allen Seiten auf mich ein. Ich weiß gar nicht wo ich zuerst hinschauen soll, beantworten will ich die Fragen gar nicht, aber mein Kopf schnellt von einer Richtung in die andere.
Plötzlich und schnell nähern sich mir Schritte von hinten, jemand legt seine Hand auf meinen unteren Rücken und schiebt mich sanft vorwärts.
„Einfach weitergehen.",summt Karims Stimme bestimmt in mein Ohr und wie automatisch höre ich darauf.
Zu zweit entfliehen wir der Menschenmenge und kommen schließlich als erste vor dem Flugzeug und dessen Treppe an. Als ich gerade einsteigen möchte, ruft Flick mich zu sich.
„Was sagst du zu einem Einsatz von Sané heute?",fragt er und blättert gerade durch seine Akte. Hinter mir kommen gerade alle anderen Spieler an und steigen lachend ins Flugzeug.
Ich muss erst ein wenig überlegen, bis ich meine Einschätzung abgebe:„Ein kurzer Einsatz würde für ihn definitiv in Frage kommen, eine ganze Halbzeit würde ich nicht riskieren."
Er nickt und geht dann ohne ein weiteres Wort zu sagen auf seine Trainerassistenten zu. Ich deute dies als ein Zeichen für mich, zu gehen und laufe dann auch als eine der letzten ins Flugzeug rein.
Zum Glück ist neben Leroy noch etwas frei, den mag ich inzwischen sogar richtig gerne. Während einer seiner Behandlungen habe ich sogar seine Freundin kennengelernt, die wie das passende Gegenstück für ihn wirkt. Ich konnte ihre Verliebtheit durch das Telefon spüren  - was süß war, aber einige Kommentare von Leroy hätte ich mir ruhig ersparen können.
Ich lasse mich neben ihm nieder und bemerke erst dann, das in der Mitte am Gang Karim sitzt, quasi direkt neben mir.
Bevor ich mich in einen Gedanken reinsteigern kann, fängt Leroy auch schon an zu reden.

Zwischendurch döse ich auch mal ein bei Leroys Erzählungen, muss aber schließlich doch lachen, als er mir Spieler von England als Potentielle Partner vorstellt:„Wie wäre es denn mit Kane? Oder Mason Mount, der ist wohl auch sehr beliebt..",er scheint noch was nachzudenken und sagt dann etwas lauter:„Oder Jude Bellingham, der passt auch vom Alter besser. Wie alt bist du nochmal?"
So schnell wie Le redet, komme ich manchmal gar nicht nach, trotzdem ist es ziemlich amüsant.
„Ich bin 19 und im Moment nicht auf der Suche nach einem Freund.",erinnere ich ihn und wollte damit eigentlich das Thema abschließen, aber er macht immer weiter:„Bei der Deutschen haben wir natürlich auch ein paar nette. Jamal? Schlotti? Karim, wie sieht's bei dir aus?"
Irgendwie hat Sané ein Talent dafür, immer genau ins Schwarze zu treffen und ich hoffe sehr, dass Karim irgendwie aus dieser Situation rauskommt.
„Danke, ich bin bestens bedient.",seufzt dieser und wirkt genervt. Genau den letzten Teil unserer Unterhaltung hat natürlich Thomas mitbekommen und gibt direkt seinen Senf dazu:„Immer noch die, die auch beim letzten Bayern gegen Dortmund da war?"
Jetzt muss ich tatsächlich meine Zähne zusammen beißen und warte gespannt auf eine Reaktion von Karim.
Doch später wäre es wohl besser gewesen, ich hätte einfach weggesehen, denn Karim nickt und sieht sogar stolz aus.

𝒔𝒕𝒊𝒍𝒍 𝒂𝒏𝒅 𝒆𝒗𝒆𝒓 𝒇𝒂𝒍𝒍𝒊𝒏𝒈 // 𝑲𝒂𝒓𝒊𝒎 𝑨𝒅𝒆𝒚𝒆𝒎𝒊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt