Wasserspiele

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POV Ju
Wie auf der Hinfahrt fährt Rezo auch dieses Mal wieder. Es ist surreal was zwischen uns passiert ist. Wir haben zwar gestern gesprochen, doch hatten wir uns nicht über die nächsten Tage unterhalten. Wir waren uns beide einig, dass da mehr ist, doch leben wir es auch aus? Funktioniert es überhaupt in unserem Alltag? Würde es auffallen? Diese Frage führt zur nächsten: Wie verhalten wir uns den anderen gegenüber? Wie verhalten wir uns überhaupt? Das Leben muss immer irgendwelche Fragen haben, denn wenn man gerade welche beantworten kann, kommen die Nächsten. Im Gegensatz zur Hinfahrt kann ich jetzt nicht schlafen, vielleicht liegt es an meinem Gedankenkarussell oder einfach, dass ich Rezos Präsenz genieße "Du machst dann wieder mit Songs aus der Bohne weiter?" Reißt mich der besagte Blauhaarige aus meinen Gedanken "Ja, nächste Woche bist du ja noch dabei" ein Nicken seinerseits.
Während der Fahrt habe ich ihn nicht darauf angesprochen. Ich kann mir selbst nicht erklären, wieso. Vielleicht Unsicherheit? Oder Angst vor seiner Antwort? Egal was es war, es hat mir nicht erlaubt, darüber zu sprechen. Doch ich wünschte, ich hätte einfach dieses Gefühl überwunden, denn dann würde ich jetzt nicht hier in meiner Wohnung sitzen. Ich würde schon in meiner Wohnung sitzen, aber ich hätte diese Gedanken nicht. Diese Gedanken, die mich verrückt machen. Gestern war es so perfekt, wieso muss es jetzt auf einmal so kompliziert sein? Doch viel weiter kann ich mich in meine Gedanken nicht reinsteigern, da mein Handy klingelt. Sofort nehme ich ab "Ja?" Thomas Stimme erklingt "Hi, bist du schon zurück?" "Ja, gerade angekommen" "Komm sobald du kannst" Meine Stirn legt sich automatisch in Falten "Ist was passiert?" "Organisatorisch wird's kompliziert" "Komme" Mit dieser Antwort lege ich auf, ziehe meine Schuhe an und mache mich auf den Weg.
Meiner Meinung nach öffne ich viel zu spät die Tür des Hauses und laufe, während ich mir noch schnell die Schuhe abstreife, ins Hauptbüro, welches sich unten befindet. Als ich die Tür öffne sind Shawn, Joon und Thomas verteilt sitzend im Raum "Was gibt's?" Wende ich mich sofort dem Problem zu. Mein Bruder beantwortet meine Frage "Die Brücke, die wir eigentlich für Lidiro nehmen wollten, ist nicht mehr für uns zugänglich. Anwohner haben mich und Thomas gestern beim Auskundschaften gesehen und gedroht, die Polizei zu rufen, wenn wir unerlaubt filmen. Irgendwas wegen Privatgelände" Meine rechte Hand wandert in meine Haare "Können wir eine Genehmigung kriegen?" Von allen kommt ein Kopfschütteln, Joon erklärt "Wir müssten die Stadt und Einwohner anfragen. Abgesehen von dem Aufwand dauert es viel zu lange" Mein Kopf fängt an zu rattern, dass ich immer noch im Türrahmen stehe, ignoriere ich. Die Brücke war einfach perfekt, wie sollen wir so schnell eine neue finden? Hier im Umkreis war es die einzige, die so perfekt war, denn sonst ist entweder die Brücke nicht aus Holz oder man sieht zu viele Häuser und Gärten. Nun meldet sich Thomas auch zu Wort "Ich hab schon bisschen recherchiert, in Maastricht gäbe es eine Brücke, die in die Richtung geht" Während er redet, tippt er auf seinem Handy und hält es schließlich hoch. Es ist eine Holzbrücke mit einem kleinen Fluss, der darunter durchfließt, etwas Grün ist auch drum herum. Shawn nimmt Thomas das Handy ab und inspiziert das Bild etwas genauer "Könnte gehen" sagt mein Bruder schließlich "Und da gäbe es solche Probleme nicht?" "Soweit ich das von hier aus beurteilen kann, nein. Jemand sollte aber nochmal hinfahren und sich das ganze anschauen" Wir stimmen Thomas zu und bevor wir etwas neues ansprechen können, klingelt mein Handy. Ich entziffere die Buchstaben Rezo auf dem Display und nehme an "Hey, Haben doch gerade erst gesprochen" ein Lacher von der anderen Seite "Was machst du?" Nun grinse ich "Bin gerade im Haus, wir müssen ein paar Sachen klären" Während ich telefoniere sind alle drei Augenpaare auf mich gerichtet und mustern mich interessiert "Natürlich arbeitest du wieder, was habe ich anderes erwartet? Also passt es nicht, wenn ich jetzt komme?" Ich sehe einmal in die Runde, wodurch mein Blick auf den idyllischen Pool fällt "Doch! Alles gut, kannst kommen... bring deine Badehose mit" "Wird gemacht!" Ich lege auf und sehe erst jetzt ihre verwirrten Blicke "Was?" Shawn kann sich aus seinem Starren holen und antwortet "Nichts, nichts. Nur was hast du mit Ju getan?" "Was?" Frage ich nochmal und wieder spricht mein Bruder "Ich weiß nicht..." Er tut so, als ob er überlegen müsste "Vielleicht, dass du deine Arbeit unterbrichst? Und das gerade jetzt" Jetzt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen "Ich wollte eh erst morgen richtig anfangen-" Joon unterbricht mich "Weil du auch immer deine geplanten freien Tage einhältst", doch ich tue so, als ob er nichts gesagt hätte "Und was meinst du mit >gerade jetzt<?" Nun gestikuliert Shawn auf mich "Na alles! Seit wann nimmst du einen Anruf so gelassen an, wenn du vom Arbeiten unterbrochen wirst?" Thomas ergänzt ihn "Während du mit anderen Leuten im Raum bist. Du telefonierst nie mit anderen Leuten im Raum!" Darauf nicken alle drei und sehen mich erwartungsvoll an, ich zucke nur mit den Schultern und versuche das Thema zu wechseln "Gibt's noch was zu besprechen?" Die Anderen brauchen kurz um sich wieder zu konzentrieren, Joon ergreift das Wort "Ja, die Premiere, allgemein das Video, ging absolut durch die Decke" Stimmt, nachdem mich Rezo erfolgreich abgelenkt hatte, habe ich kein einziges Mal mehr daran gedacht. Shawn holt mich aus meinen Gedanken "Warte, warte, warte! Das war neu für dich?" Ich verteidige mich "Was!? Nein!" Ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht "Du weißt, dass ich sehe, wann du lügst" Thomas geht nun auch darauf ein "Seit Jahren hast du dich nicht von der Arbeit ablenken lassen... außer du hattest jemanden" Sofort werden meine Wangen heiß, wieso muss ich auch immer rot werden!? Nun grinsen sich alle drei an "Wer ist die Glückliche?" Hakt Joon nach "Geht euch gar nichts an!" Auf einmal hat Shawn dieses Grinsen. Er hatte es damals, als wir klein waren, oft gehabt, immer wenn er mir unbedingt ein Geheimnis entlocken wollte - oder er mich dazu bringen wollte, irgendwas mit ihm zu machen. "Shawn, nein!" Warne ich ihn "Ach komm schon! Sag uns wenigstens, ob du sie wieder triffst. Oder war es einmalig?" Die ganze Situation überfordert mich gerade extrem, ich weiß doch selber nicht wo wir stehen. Doch zum Glück ertönt ein Klingeln und ich wende mich um zum Gehen. Erleichtert öffne ich Rezo die Tür, die drei Detektive können uns von hier aus nicht hören "Du rettest mir echt den Arsch" Der Blauhaarige grinst daraufhin zweideutig "Immer doch!" "Aber jetzt mal im Ernst. Nachdem du angerufen hast, haben die irgendwas gemerkt, die denken, ich hätte jemanden kennengelernt" "Hast du ja in gewisser Weise auch" Nun verdrehe ich die Augen. Doch lange kann ich mich nicht zurückhalten und frage ihn schließlich "Was machen wir jetzt eigentlich?" Er sieht mich etwas verwirrt an "Na in den Pool gehen" Und wie gestern weicht er meiner Frage aus "Nein, ich meine... uns" Nun sieht mein Gegenüber ein, dass es keinen Sinn hat meiner Frage auszuweichen und versucht eine Antwort zu finden "Ich finde es fühlt sich gut an... atemberaubend" Automatisch bildet sich ein lächeln auf meinen Lippen und mein Herz wird etwas schneller "Da kann ich dir nur zustimmen" kurz breitet sich eine Stille aus. Nicht wissend, was man sagen könnte, bis Rezo doch wieder das Wort ergreift "Aber lassen wir es langsam angehen. Wir können über alles ehrlich und offen reden" Ich nicke. Unsicher, ob die Gedanken von mir ausgesprochen werden sollten. Rezo nimmt meine Hände in seine warmen "Alles, ok? Auch jetzt" ich nicke nochmal und setze schließlich an "Können wir es erstmal für uns behalten? Nicht, dass ich mich schäme oder so... aber ich fühl' mich noch nicht bereit" Ein warmes Lächeln umspielt Rezos Lippen "Kein Problem... Süßer" Und dann küsst er mich, ganz zart haucht er seine Lippen gegen meine. Sofort will ich den Kuss vertiefen, doch der Blauhaarige zieht sich kichernd zurück "Die Anderen könnten jeden Moment kommen" Mit diesen Worten zieht er mich ins Haus und schließt die Tür.
Schnell ziehe ich mir die erste Badehose an, die ich finde - meines Bedauerns nach ist es die blaue Enten Badehose geworden -, greife nach zwei Handtüchern und laufe wieder runter. Den Blauhaarigen finde ich im Büro mit den anderen redend vor, Joon lächelt mir ehrlich zu. Etwas verwirrt betrete ich hinter Rezo den Raum, der Asiate erklärt mir sein Verhalten "Du hattest ein erholsames Wochenende?" Ich nicke und klopfe dem Verantwortlichen dafür auf die Schulter "Ja, Rezo hat mich zum entspannen gezwungen" Dieser winkt ab, Shawn klinkt sich ein "Haben gehört, dass du geholfen hast, ihm jemanden zu finden" Er nickt nur und wendet sich dann an mich "Pool?" "Pool" Wir lassen die Anderen alleine und gehen raus in den Garten "Danke" "Kein Problem aber eine Sache hast du beim Hauskauf nicht beachtet" Ich ziehe ihn hinter mir Richtung Pool "Und was?" "Wir müssen uns die ganze Zeit hier am Pool zurückhalten, weil in dem der Raum, der Wände aus Glas hat, gerade drei Menschen sind, die uns beobachten und noch nichts von uns wissen sollen" Mein Blick wandert an Rezo vorbei zu Shawn, Thomas und Joon "Dann dürfen wir uns eben nicht erwischen lassen" Zum Glück sehen die Rezo nur von hinten, denn sonst würden die jetzt sein absolut verräterisches Grinsen sehen "War das eine Herausforderung?" Er zuckt mit seinen Schultern "Wenn du dich traust" Ohne mir Zeit zu lassen, um ihm zu antworten, schubst mich der Blauhaarige rücklings in den Pool. Sofort stoße ich mich vom Boden ab und durchbreche die Wasseroberfläche wieder und ziehe die verlorene Luft tief in meine Lungen "Das wirst du bereuen!" "Hoffe ich doch" Mit diesen Worten springt Rezo neben mir in den Pool und steht kurz darauf vor mir. Viel zu nah sind wir uns. An einzelnen blauen Haarsträhnen tropft Wasser herunter und seine Augen mustern mich gierig, gerade noch rechtzeitig stemme ich meine Hände an seine trainierte Brust und stoße mich so etwas von ihm ab. Ich spüre immer noch die Blicke von den drei Hobbydetektiven auf uns und ich will ihnen keinen Grund geben, uns weiter beobachten zu wollen "So schnell gibst du auf?" Neckt mich Rezo "Spricht das nicht für dich?" Bei diesen Worten meinerseits leckt er sich unterbewusst über seine Lippen. Um bevorstehendes zu verhindern, spritze ich ihm Wasser ins Gesicht "Eyy!" Ich fange an zu lachen "Was?" Ohne Vorwarnung springt er auf mich und drückt uns beide unter Wasser. Ein Kampf entsteht, in dem wir beide immer mal wieder uns gegenseitig runterdrücken, nur um dann kurz nach Luft zu schnappen. Kurze Zeit später lässt Rezo von mir ab und versucht sein Lachen unter Kontrolle zu bekommen, mein letzter Akt des Kampfes ist ein kleiner Spritzer Wasser in sein Gesicht - wie meine erste Aktion "Lebst du noch?" Erkundige ich mich beim immer noch kichernden Rezo, er nickt. Daraufhin fällt mein Blick auf das Büro, Thomas und Joon besprechen irgendwas am PC während Shawn mit einer dampfenden Tasse - wahrscheinlich Kaffee mit einem Schuss Milch und keinem Zucker - uns weiterhin auf dem Sofa sitzend beobachtet. Schnell wende ich mich wieder Rezo zu "Wie lange kannst du eigentlich bleiben?" Jetzt fangen seine Augen an zu leuchten "Bis morgen" Ich ziehe meine Augenbrauen hoch "Hattest du nicht Morgen Früh ein Meeting?" Mein Gegenüber zuckt mit den Schultern "Meetings lassen sich verschieben" Und wieder denken wir beide viel zu sehr an unsere Gegenseitigen Lippen, wenn wir uns nicht bald unter Kontrolle kriegen, wissen es in den nächsten Minuten alle "Du denkst zu viel" Weißt mich der Blauhaarige auf das Offensichtlich hin "Das sagst du immer" Nun verdreht er die Augen "Weil es stimmt" Kurz denkt er nach "Weißt du, wie ich dich jetzt ungesehen küssen kann?" Die Frage ist rhetorisch und genau deswegen schüttel ich etwas verängstigt meinen Kopf, was Rezo kichern lässt. Mal wieder ohne Vorwarnung drückt er uns beide unter die Wasseroberfläche, doch bevor ich mich wieder nach oben stoßen kann, spüre ich seine Lippen. Trotz des Wasser öffne ich kurz meine Augen und was ich sehe, lässt mein Herz tausendmal schneller schlagen. Wie kann ein einzelner Mensch so schön sein? Seine blauen Haaren treiben im Wasser, während ich seine Hände an meiner Brust und in meinem Nacken spüre. Ich schließe meine Augen wieder und genieße seinen warmen Körper im Kontrast zum vergleichbaren kalten Wasser, doch kurz darauf müssen wir uns voneinander lösen und schnappen an der Oberfläche nach Luft "Das nächste Mal mit Ankündigung!" Doch wieder ohne Ankündigung befinde ich mich durch ihn wieder unter Wasser, sofort stoße ich mich wieder nach oben ab "Das ist unfair!" Sage ich, sobald es meine Lunge zulässt "Vielleicht" Dieses eine Wort reicht, damit ich mich wieder auf den kichernden Blauhaarigen werfe.
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Während ihr verzweifelt auf's Kapitel gewartet habt, habe ich einer der unwirklichsten Erfahrungen meines Lebens gehabt: Ich wurde hypnotisiert. Wenn ihr mal die Möglichkeit dazu haben solltet, nutzt sie! Man muss es mal selbst erlebt haben (auch wenn man im Nachhinein fast nichts weiß xD).
Jetzt zum Kapitel, hoffe es ist angemessen und lesbar (bin mir da öfters nicht so sicher).
Ich wünsche euch noch einen schönen Mittwoch <3
-DeguKing

Eine Auszeit nehmenWhere stories live. Discover now