Teil 7

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*Romina*

Pünktlich um 14Uhr stehe ich am ausgemachten Treffpunkt, am Mauerpark und warte auf Samu. Nach einigen Minuten sehe ich ihn auch schon von weitem angelaufen kommen. Mir fällt mal wieder auf wie gut er aussieht,  auch wenn er versucht sich mit der Kapuze seines Pullovers zu verstecken. "Hallo schöner Mann" begrüße ich ihn keck und ernte einen kleinen schubser seinerseits. "Hallo schöne Frau" kann er es sich nicht nehmen lassen und wir schlendern schließlich nebeneinander plaudernd durch den Mauerpark. "Hey hör mal" sage ich und mache ihn auf die Musik aufmerksam, bevor ich ihn auch schon hinter mir herziehe. An der Bühne angekommen haben sich schon viele Leute versammelt und lauschen einem jungen Mann der mit seiner Gitarre die Bühne für sich einnimmt. Es ist eine angenehme Stimmung und die Leute haben Spaß. "Der ist echt gut" sagt Samu lobend und wippt mit dem Kopf zum Takt. Als er dann das Lied -can't stop the feeling- anstimmt reißt es die Leute mit und es gibt es auch für mich kein Halten mehr. Ich fange an zu tanzen und mitzusingen. Was Samu mit einem breiten grinsen quittiert. "Komm" fordere ich ihn auf mitzumachen. "Ich kann nicht tanzen" - "Klar kannst du. Schalt deinen Kopf aus und lass uns Spaß haben." Ich animiere ihn weiter und beziehe ihn mit ein. Und siehe da, er tanzt und singt. Zufrieden grinse ich und es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Es folgt ein Lied nach dem anderen und alle haben augenscheinlich sehr viel Spaß. Irgendwann nimmt Samu meine Hand und dreht mich unter seinem Arm hindurch, was wir noch einige Male lachend wiederholen. Ein paar Lieder später verabschiedet sich der junge Künstler unter lautem Applaus. "Was jetzt" fragt mich Samu. "Wie wärs mit einem Eis? Ich hätte mich ja in eine Beachbar gesetzt aber ich will dich nicht noch mehr Menschen aussetzen. Also....Gleich hier in der Nähe ist eine Eisdiele, da können wir uns was holen und danach an die Spree" - "Das klingt gut. Und danke das du so umsichtig bist" - "Dafür musst du dich nicht bedanken. Ich kann mir zwar nicht annähernd vorstellen wie es sein muss in der Öffentlichkeit zu stehen aber habe volles Verständnis dafür das man auch mal etwas Privatsphäre will" - "Das ist nicht selbstverständlich. Hier in Deutschland ist es recht schwierig sich frei zu bewegen ohne ständig angesprochen zu werden. Da ist es bei mir zuhause in Finnland entspannter" erzählt er und ich höre ihm aufmerksam zu. "Wo kommst du genau her?" frage ich neugierig. "Helsinki. Warst du schonmal dort?" - "Nein, leider nicht" - "Du musst unbedingt mal hin. Es ist wunderschön dort. Vielleicht hast du ja irgendwann mal einen Grund oder suchst ein Reiseziel." - "Vielleicht komm ich dich auch einfach mal besuchen" antworte ich keck. "Auch das sehr gerne. Ich melde mich freiwillig zum Tourguide."
Bei der Eisdiele angekommen bestellt jeder von uns sein Eis. Als die Verkäuferin uns den Preis nennt zücken Samu und ich fast zeitgleich unsere Geldbörse, doch ich winke ab. "Pack das weg,  ich lad dich ein" sage ich und reiche auch schon das Geld zum bezahlen rüber. Etwas verdutzt guckt er mich an hat aber keine Möglichkeit mehr etwas dagegen zu unternehmen. Gemeinsam schlendern wie ein Stück nebeneinander her, ehe Samu das Wort ergreift. "Danke Romi. Du hättest aber ruhig mich bezahlen lassen können." - "Du brauchst dich nicht bedanken, ich hab es gerne gemacht." - "Ich bin es einfach nicht gewohnt das mich jemand einläd. Schon gar nicht eine Frau." - "So hast du auch geschaut" lache ich und rede weiter "aber nur weil du weitaus mehr Geld als ich hast, heißt das noch lange nicht das dich nicht einladen kann. Außerdem war es ein Eis und kein Auto." Samu schaut mich während ich rede einen Moment sehr intensiv an wendet sich dann lächend wieder von mir ab. "Du bist wirklich besonders. Ich hab schon lange niemanden mehr wie dich kennengelernt" sagt er irgendwann, nach einem Moment des Schweigens. "Was meinst du?" frage ich verwundert. "Du bist so echt. So zuvorkommend und lieb. Ich liebe die Gespräche mit dir. Bei dir brauch ich mich nicht verstellen und versuchen jemand zu sein der ich eigentlich gar nicht bin. Es ist einfach erfrischend nicht aufpassen zu müssen was man sagt und keine Angst haben zu müssen das einem die Worte im Mund umgedreht werden. Oder gar Angst haben zu müssen ausgenutzt zu werden. Und weißt du...ich treffe viele Menschen, bei denen die Absichten nicht so rein sind. Jemanden zu finden der es wirklich ernst mit einem meint ist nicht einfach. Aber das bringt mein Job leider mit sich. Doch je mehr Zeit ich mit dir verbringe desto mehr schätze ich dich als Menschen. Das meine ich wirklich ernst. Du musst so bleiben wie du bist, dass musst du mir versprechen. Du bist eine tolle Frau." Ich höre ihm aufmerksam zu und bin von seinen Worten unheimlich berührt. Obwohl wir uns erst seit kurzer Zeit kennen ist unsere Bindung von der ersten Minute an sehr vertraut. Unsere Gespräche waren immer sehr tiefgründig und wir haben viel vom jeweils anderen erfahren. Umso schöner ist es jetzt solch lieben Worte von ihm zu hören. Zwar überraschend aber schön. Ich bleibe schließlich abrupt stehen, gehe auf ihn zu und umarme ihn ganz fest. Auch er legt seine Arme um mich und hält mich fest. Als ich mich langsam von ihm löse macht er keine Anstalten mich loszulassen. Sachte streicht er mir eine verirrte Haarsträhne hinter das Ohr und wir schauen uns einen Moment einfach nur an. Die Zeit scheint einen Moment stillzustehen und es gibt nur uns beide. Irgendwie ein magischer Moment. Aber ob er das genauso empfindet? Warscheinlich ist er einfach nur freundlich. Um nicht weiter in meinen Gedanken festzuhängen ergreife ich schließlich das Wort "Danke für deine lieben Worte Samu. Du bist auch ein wundervoller Mensch. Ich verbringe unheimlich gern Zeit mit dir und mag unsere Gespräche. Es ist nicht einfach nur oberflächlich. Und es tut mir leid für dich das du solch schlechte Erfahrungen machen musstest und wahrscheinlich immer noch machen musst. Ich kann dir versprechen das du bei mir immer du selbst sein darfst, denn so mag ich dich am liebsten. Der Rest, ob du nun berühmt bist, Geld hast oder was auch immer ist mir völlig egal. Ich sehe immer einfach den Menschen selbst und nicht das drumherum." - "Und genau das macht dich aus. Es müsste mehr Menschen wie dich geben." - "Du überteibst...ich bin einfach nur ich selbst." - "Genau so musst du bleiben." - "Ich verspreche es."
Wir lösen uns voneinander und laufen weiter.
Am Ziel angekommen lassen wir uns an das Spreeufer sinken. Unsere Beine baumeln die Mauer herunter und wir genießen den restlichen Tag noch munter plaudernd.
Als es schon recht spät ist brechen wir langsam auf und machen uns gemeinsam auf den Nachhauseweg. Samu wollte mich unbedingt noch bis nachhause bringen, somit bleibt uns noch etwas mehr Zeit zusammen. Wir albern den halben Weg herum und lachen sehr viel.

let's call it loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt