Niemand wechselte ein Wort mit dem Anderen. Sie waren zu sehr verzweifelt, zu versunken in den Gedanken, die sie allmählich auffraßen. Salzige Tränen rannten über ihre Wangen, Seungcheol schluchzte vor sich hin, während Jeonghan versuchte, seine Schwäche so wenig wie möglich zu zeigen. Doch es war dieser Punkt, dieser eine wunde Punkt, den jeder hatte und dem man nicht entkommen konnte.
"Hast ... du alles von Anfang an geplant?", fragte Seungcheol, nachdem er sich zwang, seine Tränen zu verhindern und seine Gefühle wieder im Griff zu haben, wobei dies gar nicht so einfach war.
"...", für wenige Sekunden zögerte der Blondhaarige, es war für sie beide schwer, in diesem Moment ehrlich zu sein, denn mit jeder weiteren Minute zerstörten sie ihre glückliche Beziehung, welche bis zu diesem Tag hielt.
"Nachdem Jisoos Eltern mich adoptierten und ich heran wuchs, wurde mir bewusst, dass meinem Vater Unrecht getan wurde. Es war alles geplant und sie halfen mir auch dabei.", gestand Jeonghan schlussendlich und senkte seinen Kopf.
"Das war der Grund, warum du behauptestest, dass du bei ihnen im Café arbeitest. In Wahrheit ..."
"In Wahrheit suchte ich nach Beweisen in dem Büro deines Vaters. Unsere Beziehung vereinfachtete es mir, ohne Verdacht ab und zu in der Firma deines Vaters zu sein.", mit seinem Handrücken wischte er sich die fast vertrockneten Tränen von seinen Wangen, die auf seiner Haut so brannten.
"Du hast mich ausgenutzt. Gegen meinen eigenen Vater."
"Die Person, die dich letztens verfolgte.", bei der Erwähnung riss Seungcheol mit einem Male seine Augen weit auf und schaute den Anderen erwartungsvoll an, "Es war Jisoo. An dem Tag versuchte ich unbemerkt in das Büro deines Vaters zu gelangen. Jisoo sollte dich nur beobachten, um sicher zu gehen, dass du nichts erfährst. Allerdings wusste ich nicht, wie groß deine Angst in diesem Moment war."
Einige Sekunden lang starrte Seungcheol den Anderen an. Auch wenn sein Blick in Trauer versunken war, liebte der Blondhaarige immer noch die Augen seines Freundes. Sie waren ungewöhnlich, ihre dunkelbraunen Farben ließen sie noch größer erscheinen. Am meisten jedoch liebte Jeonghan seine Wimpern, seine langen, zarten Wimpern, die Seungcheols Augen noch schöner machten, als sie es ohnehin schon waren. Er wollte sie für ein letztes Mal bestaunen, denn nach diesem Tag gäbe es wahrscheinlich nie mehr eine Möglichkeit, sie vom Nahen zu betrachten.
Seungcheol bereute es. Er bereute es gesagt zu haben, dass es die Schuld des Schicksals war, obwohl sein Freund selbst die ganze Zeit den Schlüssel zu allem in seiner Hand hielt. Oder vielleicht war es auch seine Schuld, den Schlüssel vor Liebe nicht gesehen zu haben. Und doch konnte er nicht sagen, dass er seine Liebe zu Jeonghan bereute. Er war nichts ohne den Blondhaarigen, nichts weiter als ein einsamer Mensch, gefangen in einem abgeschlossenen Raum, dessen Schloss er selbst in seiner Hand hielt, jedoch nicht entkommen konnte.
Aus irgendeinem Grund lief es falsch. Es lief alles falsch und sogar der Braunhaarige wusste in diesem Moment nicht, was aus ihrer Zukunft werden würde. Er liebte Jeonghan, ohne Zweifel liebte er Jeonghan, doch nun schmerzte sein Herz. Unerträglicher Schmerz, der sich in seiner Brust so schnell wie eine Krankheit ausbreitete.
"Ich bin ein Narr, dich geliebt zu haben.", seufzte Seungcheol, sein Blick wand sich dem Boden während erneut sich Tränen sammelten. Es war dumm von ihn.
Er drehte sich um und lief langsam los. Genau jetzt gaben sie alles auf, was sie sich bis jetzt aufbauten. Ihre Erinnerungen, ihre gemeinsame Zeit, ihre Beziehung, ihre Freude. Seungcheol war zu anhänglich, um nun von alledem loslassen zu können. Bevor er weiterging, hielt er inne und drehte sich in Richtung Jeonghans.
"Jeonghan. Yoon ... Jeonghan."
Nachdem der Braunhaarige seine Tränen davon blinzelte, schaute er dem Anderen in die Augen. Ihre kalten Blicke trafen sich, hinter ihren monotonen, ausdruckslosen Mienen verbarg sich ein Chaos, der Abgrund, vor dem sie gerade standen, eine überwältigende Trauer. Plötzlich war diese Nähe, die sie davor teilten, völlig unvertraut, die Distanz zwischen ihnen ließ sie wie Fremde erscheinen.
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SCHICKSALSSYMPHONIE ✓
Fiksi PenggemarDinge kommen und gehen, Seungcheol jedoch ist überzeugt davon, dass Jeonghan für immer bliebe. Viele fürchten das Schicksal; das erbarmungslose Schicksal, dessen Wandel kaum ein Mensch vorhersagen kann. Es ist wie die Schicksalssymphonie beim ersten...