Besuch bei Hanji

178 11 11
                                    


„Was soll das heißen, du weißt es nicht? Was hast du gemacht?"

„D-das gleiche könnte ich Sie fragen!"
Ich verfluchte mich selbst für dieses Scheiß Gestotter, doch ich konnte es einfach nicht unterdrücken.

„Sag .Was. Du. Gemacht. Hast."
Meine Stimme klang mit seiner Wut zusammen äußerst bedrohlich und ich dachte daran, dass ich viel häufiger so auftreten sollte, wenn mich mal jemand nicht für voll nehmen sollte.

„Ich...war bei Hanji.", gab ich wahrheitsgemäß von mir und sofort ließ er mich los.

„Das erklärt alles.", hörte ich ihn noch sagen, ehe er aus der Tür stürmte.

Kurz dachte ich darüber nach, was ich machen sollte, ehe ich ihm folgte. Vor Hanjis Büro klopfte er wild gegen die Tür.
„VIERAUGE. MACH DIE SCHEIß TÜR AUF!"

Ich wollte ihn darum bitten, dass er in meinem Körper nicht so einen Radau machen sollte, doch ich traute mich nicht. Dafür war er zu wütend.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis Hanji die Tür öffnete und als ich sie sah, wusste ich, dass es ihr genauso beschissen ging wie mir.
Ihr Haar war zerzaust und standen in alle Richtungen. Ihre Augen waren nur einen Spaltbreit geöffnet und sie gähnte ausgiebig, als sie die Tür öffnete.

Den Hauptgefreiten interessierte es einen scheiß, denn sofort riss er die Tür weiter auf und stampfte hinein.
„Was willst du so früh hier?", hörte ich Hanji meinen Körper fragen und als sie mich im Flur stehen sah, schaute sie ein wenig verwirrt.

„Levi?", fragte sie an mich gerichtet, doch aus ihrem Büro kam ein überreiztes ‚WAS?'. Hanji sah zu der Person in ihrem Büro und dann wieder zu mir.

Es schien eine ganze Weile in ihrem Kopf zu rattern, doch man sah ihr an, als sie endlich verstand. Ihre Müdigkeit war wie weggefegt und sie brach in schallendes Gelächter aus.
Ich sah, wie ihr vor Lachen die Tränen in den Augen standen und sie winkte mich in ihr Büro, weil sie nicht in der Lage war zu sprechen.

„Hanji. Wenn du mir nicht gleich erklärst, was hier los ist, bringe ich dich auch in diesem Körper um.", hörte ich Levi knurren, als ich in das Zimmer trat.

Hanji versuchte sich zu beruhigen und wischte ihre Lachtränen weg.
„Ich...", fing sie an, doch sofort überkam sie der nächste Lachanfall und sie konnte nicht weiterreden.

Der Punkt, an dem der Geduldsfaden meines Vorgesetzten riss, war erreicht, als er plötzlich lossprang, den Tisch umrundete und Hanji an die Gurgel wollte. Hanji wich ihm aus und rannte ein Stück von ihm weg. Levi wollte weiter hinter ihr her, doch abrupt blieb er stehen, hielt sich mit der einen Hand den Kopf und mit der anderen am Tisch fest.

„Was ist das, verdammt?", motzte er, was Hanji noch mehr zu lachen brachte, also gab ich ihm die Antwort:
„Sie sind verkatert.", nuschelte ich und fing mir von ihm sofort einen bösen Blick ein.
„Tschuldigung.", drückte ich noch hinterher, doch er ignorierte es.

Stattdessen stöhnte er kurz auf, ehe er sich Hanjis Stuhl nahm und sich setzte.

Ich beobachtete Hanji, wie sie sich heulend auf die Oberschenkel klopfte. Es dauerte noch ungefähr Zehn Minuten, bis sie sich eingekriegt hatte und aufhörte zu lachen.

Sie atmete tief durch und wischte sie die Tränen aus ihren Augen.
„Ich habe ein Buch gefunden.", fing sie an zu erklären und tatsächlich erinnerte ich mich dunkel daran, dass sie mir das auch bereits gestern Abend erzählt hatte.
„Ich hielt es eigentlich für Humbug, doch scheinbar-", sie fing wieder an zu Kichern, doch versuchte sich zusammen zu reißen, „-scheint es doch irgendwie zu funktionieren."

„Was ist das für ein Buch?", fragte Levi, der sich immer noch den Kopf hielt. Mein Körper schien Alkohol schlechter zu vertragen als Hanjis.

„Ein Asbach uraltes. Es ging um verschiedene Tränke und Zauber. Ich hätte nicht gedacht, dass es funktioniert."

„Mach es wieder rückgängig.", forderte er, was Hanji sofort wieder in einen Lachanfall verwickelte. Als Levi wieder aufsprang, hob sie ergeben die Arme und sprach:

„Ich kann es nicht. Da stand nur, dass es passiert, wenn es so weit ist."

„Soweit? Wofür?"

„Keine Ahnung!"

„Dann find es heraus!"

„Ich gebe mein Bestes. Aber ich kann nichts versprechen.", wieder überkam sie ein Kichern, doch sie riss sich zusammen, so gut es ging.

„Beeil dich lieber.", murrte er noch, ehe er aufstand und wieder aus dem Büro stürmte. Sofort kam Hanji auf mich zugelaufen und legte ihre Hände auf meine Schultern.

„Shorty? Ernsthaft?", fragte sie und begann wieder zu lachen.

„Was kann ich dafür?", murrte ich und ich verstand langsam, warum der Hauptgefreite immer so genervt war.

„DU hast ihn ausgesucht!"

„WAS?"

Hanji lachte so laut los, dass ich das Gefühl hatte, ich würde vor Scham gleich in Tränen ausbrechen.
„Hanji...", sagte ich verzweifelt.
„Was hat das zu bedeuten?"

„Weißt...du nicht mehr?", brachte sie während zwei Lachern hervor, doch ich schüttelte nur den Kopf.
„Es gab diesen Trank, um jemanden ‚besser kennen zu lernen, den du magst.'"

Ich sah entsetzt zu ihr und versuchte zu verarbeiten, was sie da sagte.
„Und wann ist es vorbei?"

„Wenn es so weit ist...", lachte sie.

„WAS bedeutet das, Hanji?!"

„Keine Ahnung..."


Wir wurden unterbrochen, als mein Kopf wieder zur Tür reinlugte.
„Kommst du endlich?", fragte Levi mich genervt, doch ich war noch dabei Hanjis Worte zu verarbeiten, weswegen ich nicht sofort begriff.

„Wohin?", fragte ich verdutzt.

„In mein Büro. Du hast den Schlüssel."

Meine Hände griffen in die Hosentaschen, doch ich konnte nichts fühlen. Kurz überkam mich die Panik, dass ich ihn verloren hatte, als ich meine genervte Stimme wieder hörte:
„Hinten."

Ich griff in meine hintere Hosentasche und versuchte es so cool wie möglich zu nehmen, dass ich gerade eben über den Hintern des Hauptgefreiten gestrichen hatte.


Tatsächlich fand ich den Schlüssel und atmete erleichtert durch.
„Komm jetzt.", sagte Levi wieder in meinem Körper und sah noch einmal kurz hilfesuchen zu Hanji, doch diese grinste nur breit und winkte mir nach.

Ich verzog leidig das Gesicht und zeigte ihr kurz den Mittelfinger, ehe ich ihr Büro verließ. Ich sah meinen Körper vor Levis Büro ungeduldig warten.
Ich öffnete die Tür und trat ein. Levi quetschte sich an mir vorbei und setzte sich gleich an seinen Tisch.

„Sie können nicht hierbleiben!", sagte ich nach einer Weile entsetzt.

„Warum?", murrte er und nahm sich einen Zettel, und kritzelte drauf rum.

„Wie wollen Sie das erklären, dass Sie in meinem Körper ständig hier im Büro rumtreiben? Sie haben was zu tun! Jetzt"- ich sah kurz auf die Uhr. „.'-müssen Sie beim Training sein!"

„Ich bin krank.", murrte er.

„Nein!", sagte ich aufgebracht.
„Es ist IHR training...!"

Under your Skin //Pausiert//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt