Under your Skin //Pausiert//

Gefühle

Ich zog die Gurte des 3DM um meinen Körper und es war erschreckend, WIE eng ich sie stellen musste. Ich erkannte, dass Levi an manchen Riemen extra Löcher reingestochen hatte, damit das ganze hielt.

„Er sollte wirklich mehr essen.", murmelte ich vor mich hin. Mir war vorhin bereits beim Essen aufgefallen, dass ich meine normalen Portionen nicht geschafft hatte und viel schneller satt war, als ich es in meinem Körper war.

Generell dauerte es, bis ich ein Hungergefühl bekam.

Ich überlegte, ob ich ihn drauf ansprechen sollte, doch dann fiel mir ein, dass ich nicht Lebensmüde war und das so lassen würde.

„Bist du fertig?", murrte Levi genervt.
Wir waren auf dem Trainingsplatz. Es war bereits dunkel, sodass niemand mehr hier war und wir nicht zu befürchten hatten, dass noch jemand unerwartet hier auftauchen würde.

„Ja.", antwortete ich ihm und stand vor dem kleinen Waldabschnitt. Ich schoss die Haken in den Baumstamm und ließ mich nach oben ziehen.

Ich war so überrascht, wie schnell ich oben war, dass ich beinahe den Ast, auf dem ich landen wollte, verpasst hatte.
Im letzten Augenblick setzte ich meinen Fuß ab, hatte jedoch Schwierigkeiten mein Gleichgewicht zu halten.
Ich hielt mich am Baumstamm fest, damit ich nicht abschmierte.

„Was war das denn?", fragte er gereizt.

„Das ging so schnell.", gab ich sowohl erschrocken als auch erstaunt von mir.

„Ja, mir ist auch aufgefallen, dass dein Körper etwas träge ist."

„Ich bin nicht träge!", widersprach ich sofort.
„Sie sind einfach schneller als normale Menschen!"

Er sagte nichts weiter, deutete nur mit dem Kopf weiter in den Wald und machte mir so klar, dass ich weiter machen sollte.

Ich zog mich weiter in den Wald. Zuerst machte ich nichts weiter, als von Baum zu Baum zu ziehen. Es dauerte etwas, bis ich abschätzend konnte, wie schnell ich durch die Gegend flog. Doch nachdem mich den Dreh raushatte, fühlte es sich an, wäre ich das erste Mal mit den 3DM unterwegs.
Mir rauschte der Wind durch mein Haar und ich begann zu strahlen. Noch nie war ich so schnell gewesen und ich begann, ein wenig mutiger, auszuprobieren, was dieser Körper noch draufhatte.

Ich schlug Haken um die Bäume, ließ mich nach unten fallen, um mich dann wieder nach oben zu ziehen.
Ich hatte einen Adrenalinkick, wie schon lange nicht mehr.

Voller Euphorie sah ich den riesigen Titanen Aufsteller. Ich drehte die Schwerter, so wie es der Hauptgefreiter immer tat.
Ich begann mich um mich selbst zu drehen und ich wunderte mich, dass mir nicht übel wurde. Ich spürte, wie meine Schwerter in den Nacken des Titanen schnitten und ich landete wieder auf einem Baumstamm.

Voller Glücksgefühle starrte ich auf den Titanen und als ich mein Ergebnis sah, begann ich laut zu lachen.
Meine Schwerter hatten lediglich Kratzer auf dem Nacken hinterlassen. Levi landete neben mir und begutachtete meine schwache Leistung.

Als ich seinen missbilligenden Blick sah, überkam mich ein weiterer Lachanfall. Levi sah grummelig zu mir und ich versuchte mich zusammenzureißen, doch jedes Mal, wenn ich wieder zu diesem Titanen Nacken sah, ging es von vorne los.

„Sie...brauchen nichts sagen...", brachte ich hervor und ich versuchte tief durchzuatmen, um mich zu beruhigen.
„Ich weiß, dass das echt schlecht war!"

„Schlecht?", fragte er verdutzt und sofort überkam es mich wieder.
„Das war mehr als schlecht!"

„Ja!", gab ich zu und ich spürte, wie mir bereits Tränen in den Augen standen, vor Lachen. Ich spürte, wie Levi mich beobachtete, doch ich war noch voller Euphorie, dass ich es nicht kontrollieren konnte.

Irgendwann sah ich zu Levi und ich hörte auf zu Lachen, doch ich lächelte ihn an. In seinen Augen war dieses Mal nichts Kaltes oder Gereiztes.
Es waren nicht die üblichen Missbilligungen oder Abwertungen zu sehen.

Sein Blick war sanft und es strahlte eine Wärme aus, die mir eine Gänsehaut bescherte. Wir sahen uns eine Weile einfach nur stumm an, bis mich ein Kribbeln in meinem Körper überraschte.

Es war nicht dieses Typische Kribbeln der Verliebtheit, was ich immer fühlte, wenn ich Levi sah. Es war sehr intensiv und erschrocken griff ich mir an den Bauch und als ich zu Levi sah, merkte ich, dass auch er etwas gespürt haben musste.
Seine Augen waren etwas geweitert, ehe seine Stimmung wieder umschlug und wieder der alte war.

Es gab nichts mehr Sanftes in seinen Augen. Er war wieder emotionslos wie immer.

„Wir machen morgen weiter.", sagte er knapp und bevor ich überhaupt die Chance hatte zu reagieren, schoss er die Haken seines 3DM in den nächstgelegenen Baum und verschwand.

Ich ließ mich auf den Baumstamm nieder und die gesamte Euphorie und Freude, die ich vor wenigen Sekunden noch gespürt hatte, war verschwunden.

Ich blieb noch einen kleinen Moment sitzen und starrte in den Sternenhimmel. Mein Hirn war wie leergefegt und ich konzentrierte mich darauf, dass es so blieb.

Denn ich wusste, wenn ich meinen Gedanken nur die Chance geben würde, würde die Enttäuschung in mich einbrechen.

Ich ließ mich zu Boden gleiten und lief über den Trainingsplatz. Ich versuchte mir das Bild von Levi wieder ins Gedächtnis zu rufen, wo er mich so zärtlich angesehen hatte, doch stattdessen sah ich sein Gesicht, wo er wieder emotionslos wurde.

Im Grunde war es ja das Gesicht, was ich sowieso kannte, und ich wusste, dass er nun mal so war. Doch nachdem ich einmal davon kosten konnte, wie es war auch anders von ihm angesehen zu werden, war die Ernüchterung groß.

Ich ging in das Büro und, auch wenn es mir eigentlich klar war, war es leer. Es war spät und auch wenn ich offiziell wegen eines geheimen Spezialtrainings öfter bei dem Hauptgefreiten sein würde, musste ich doch in meinem Zimmer bei Mikasa und Sasha schlafen.

Ich ging ins Badezimmer und machte mich bettfertig. Ich fühlte mich mit einem Schlag müde und erschöpft. Ich legte mich ins Bett und plötzlich kam es mir viel zu groß vor.

Ich legte meinen Arm über meine Augen und ich wusste, dass ich kein Auge zu kriegen würde...