Enttarnt

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Ich hatte einen Bärenhunger. Ich ging in den Speisesaal und füllte mein Tablett voll. Damit wollte ich mich automatisch an meinen Stammplatz setzen, als ich sah, dass ich da ja bereits saß. Levi hatte sich einen Tee gemacht, der ihm scheinbar nicht zu schmecken schien, denn ich trank keinen Tee.

Ich ging zu dem Tisch der Kommandanten und stellte erleichtert fest, dass er leer war. Ich setzte mich und begann sofort mir das Essen in den Rachen zu stopfen.

Ich stoppte kurz, als ich sah, wie Armin hereinkam. Der Arme war fix und fertig. Ich beobachtete, wie er sich müde an die Essensausgabe stellte und mit zitternden Händen sein Tablett füllte. Ich sah ihm noch dabei zu, wie er zu seinem Platz gegenüber von mir ging, als ich feststellte, dass ich nicht mehr an meinem Platz saß.
Ich wollte gerade nach mir suchen, als ich mich neben mich setzte. Bzw. Levi es tat.

„Hast du jetzt ernsthaft das Treffen mit Hanji und Erwin geschwänzt?", knurrte er mich an und ich sah irritiert zu ihm.

„Welches Treffen?"

„Das, was in diesem Moment bei Erwin stattfindet."

„I-ich wusste das nicht!", versuchte ich mich zu rechtfertigen, doch in diesem Augenblick traten Erwin und Hanji zu uns. Levi stand auf und wollte sich vom Tisch wegbewegen, als sich Erwin zu Wort meldete:
„Levi, du kannst sitzen bleiben."

„Tch.", hörte ich mich selbst sagen und Levi setzte sich wieder.
„Es war vermutlich nicht schwer, sie zu enttarnen."

„Nein.", gab Erwin von sich und ich zog eine kleine Schmolllippe.

„Hör sofort auf damit.", hörte ich Levi neben mir sagen und ich versuchte meine Mimik wieder zu kontrollieren.

„Ich fand gleich, dass du dich komisch benommen hattest. Doch als du nicht beim Meeting erschienen bist, war mir klar, dass etwas nicht stimmte. Hanji hat mich dann aufgeklärt.", fasste Erwin zusammen und mein Blick glitt direkt zu Hanji, die ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht hatte. Immerhin war es eine Besserung im Vergleich zu vorhin.

„Was sollen wir machen?", richtete sich Levi an Erwin.

„Erstmal sagen wir allen, dass du vom Hauptgefreiten ein Spezialtraining erhältst. Hanji wird versuchen das wieder zurecht zu biegen.
So ist es nicht auffällig, wenn ihr häufig zusammen gesehen werdet."

„Gut. So kann sie zumindest nicht noch mehr Mist verbocken. Was war das überhaupt für ein beschissenes Training?", fragte er nun direkt an mich.

Ich sah ihn entsetzt an, wurde dann allerdings etwas zickig.
„Sie trainieren immer so."

„Niemals."

„Doch. Und Sie sollten aufpassen, wie sie mit meinen Kameraden reden! Ich möchte nicht alle um Verzeihung bitten müssen, damit sie wieder mit mir sprechen, wenn wir die Körper wieder tauschen."

„Sie werden es überleben."

„Ja, aber ich wäre zufriedener, wenn sie noch weiterhin mit mir befreundet sind!"

„Wenn es wahre Freunde sind, werden sie das Überstehen."

„Hauptgefreiter!", sagte ich entsetzt und ich musste mich zügeln, um nicht laut los zu brüllen.
„Sie wollen, dass ich mich in Ihren Leben anpasse, dann tun Sie das auch in meinem!"

Er dachte kurz darüber nach, ehe er sich zurücklehnte und mich ansah.
„Gut, wem muss ich in den Arsch kriechen?"

„Armin.", antwortete ich, wie aus der Pistole geschossen. Er wirkte genervt, nickte jedoch.
„Mit Mikasa und Sasha, liege ich auf einem Zimmer, also zu denen auch."

„Gut. Noch wer?"

„Eren."

„Vergiss es."

„Hauptgefreiter!"

„Wie kann man mit ihm befreundet sein wollen?"

„Ich mag ihn!", rechtfertigte ich mich.

„Soll ich ihm schöne Augen machen?"

„Was?"

„Was, was? Gibt es jemanden? Das sollte ich vielleicht auch wissen."

Hanji brach sofort in wieder in schallendes Gelächter aus und ich legte verlegen meine Hände in meinen Schoß.

„Nein.", antwortete ich leise.

„Dann geht's ja noch.", murrte er.
„Dann komm jetzt. Ich muss ins Büro."

„Jawohl.", flüsterte ich. Wir standen vom Tisch auf, wo Hanji immer noch wie eine Wahnsinnige Lachte und die Aufmerksamkeit von Allen auf sich zog.

Ich folgte ihm durch den Flur und ich war einen Moment irritiert, als er davor stehen blieb, als mir wieder einfiel, dass ich den Schlüssel hatte.

Ich griff wieder in die Gesäßtasche und mit meinen Fingern strich ich dieses Mal Bewusst über seinen Hintern.
Es fühlte sich wirklich gut an.

Ich holte den Schlüssel raus und schloss die Tür auf.
Wir gingen hinein und mir fiel ein, dass ich ja noch etwas von Petra für ihn hatte. Ich legte sie ihm auf den Schreibtisch.

„Was ist das?" , fragte er mich direkt, doch ich zuckte mit den Schultern.

„Petra brauchte eine Unterschrift."
Levi verdrehte die Augen und nahm die Zettel an sich. Er unterschrieb sie und reichte sie mir wieder.
„Gib sie ihr zurück."

„Das geht nicht."

„Warum?", fragte er wieder gereizt.

„Sie würden niemals die Papiere selbst zurückbringen."
Ich merkte, wie die Stimmung kippte und ich versuchte sie zu retten.
„Aber ich sagte ihr, dass sie sie holen soll. Später."

„Gut.", sagte er knapp.

Ich stand ein wenig nutzlos neben dem Schreibtisch. Auch ihm fiel das auf. Er nahm sich einen leeren Zettel, kritzelte da etwas auf den Zettel und reichte ihn mir.
Ich sah drauf, doch da war nur Levis Unterschrift zu sehen.

„Was soll ich damit?", fragte ich irritiert.

„Üb die Unterschrift. Kleinere Sachen kannst du unterschreiben."
Ich hatte keine Ahnung, was kleinere Sachen waren, doch ich fragte nicht weiter nach. Ich sah mir die Unterschrift genauer an.

Das L war etwas größer als die anderen Buchstaben und der Rest war etwas schnörkelig. Ich setzte den Stift an und versuchte es nachzumachen, doch es sah definitiv nicht so aus, wie bei ihm. Auch Levi warf ein Blick auf den Zettel.

„Nochmal.", sagte er knapp.

Ich versuchte es noch einmal.
„Nochmal.", sagte er sofort wieder.

Ich wiederholte es und ich fand, dass es seiner schon sehr ähnlich sah.

„Nochmal."

„Nochmal."

„Nochmal."

...


Under your Skin //Pausiert//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt