Being Loved

• K A P I T E L F Ü N F •

Linnea

Es war zum Mittagessen, als ich meine Dinge zusammen packte, um zu gehen - erzwungener maßen. Zinnia warf mir einen mitleidigen Blick zu, während Ilona geradezu erfreut mit der Zunge schnalzte und in meine Richtung geschlendert kam.
Die hellblonden Haare hatte sie zu einem festen Knoten gebunden, wodurch sie strenger wirkte als meine Lehrerin ihrer Zeit, als ich an der Ballettschule anfing. Ihre Hüften schwenkten hin und her und im Hintergrund erkannte ich Deven und wie er die Augen bei Ilonas Gehabe verdrehte.

»Achtung«, nuschelte Zinnia, »Die böse Hexe des Westens!«

»Ha ha«, sprach Ilona genervt, »Was haben wir nicht alle gelacht«

Dann wandte sie sich an mich, einen bitterbösen und doch zugleich befriedigenden Ausdruck im Gesicht tragend: »Na. Schwänzen wir das Vortanzen heute? Glaubst du, dass du zu gut für uns bist, um nicht antreten zu müssen? Oder hast du zu große Angst zu versagen?«

Ein helles Lachen entkam ihr, woraufhin Zinnia verärgert knurrte. Ich ignorierte Ilona unterdessen gekonnt. So sehr ich was erwidern wollte, ich würde meine Kraft noch für meine Mutter brauchen, welche mir ganz sicher die Hölle heiß machte.

»Sag mal, Ilona«, begann Zinnia, »Kann es sein, dass du dich irgendwie von Linnea bedroht fühlst?«

Entsetzen füllte die hellblauen Augen der anderen Tänzerin, als sie theatralisch eine Hand auf ihre Brust legte und die Brauen verärgert zusammen kniff.

»Wieso sollte ausgerechnet ich mich von ihr bedroht fühlen?«

»Weil du deinen Gehirndurchfall ungefiltert mit uns allen teilst!«, entkam es Ramsey vom anderen Ende des Raumes, »Das ist nur dezent nervig«

Ich blies die Backen auf, als ich Luft entweichen ließ. Manchmal waren die Zustände wie im Kindergarten, es war nicht auszuhalten. Ohne Ilona zu antworten packte ich weiter meine Sachen, als sie sich bedrohlich vor mir aufbaute.

»Ich habe dir eine Frage gestellt!«

»Soll ich jetzt beeindruckt sein?«, fragte ich ironisch, als ich aufstand, »Ich habe mich mit ganz anderen Problemen auseinanderzusetzen. Und diese Probleme heißen nicht Ilona Myrvold«

Mit diesen Worten schob ich sie beiseite und trat an ihr vorbei, während Ramsey das Lachen begann. Auch Deven kicherte zurückhaltend, während Zinnia sie einmal triumphierend angrinste und mir schließlich folgte, um mich hinaus zu begleiten. Ich verstand das Theater manchmal nicht. Natürlich standen wir in einer gewissen Konkurrenz zueinander. Doch ich war der Meinung, dass wir nicht vergessen sollten, dass wir dasselbe taten. Unser Ziel war es, dass wir ein Stück gemeinsam auf die Bühne brachten. Und das ging nunmal nur, wenn wir zusammen arbeiteten.

»Viel Erfolg später«, holte Zinnia mich aus meinen Gedanken, »Ich sage dir dann, wer die Rollen bekommen hat«

»Ilona tanzt Odette oder Odile, ist doch klar«, sprach ich genervt und verbarg meine Wut nicht viel länger.

Natürlich, ich sollte vielleicht dankbar sein, dass ich überhaupt noch tanzen durfte. Meine Eltern konnten auch Himmel und Hölle in Bewegung setzen und ich würde nie wieder einen Fuß in eine Oper setzen, um zu tanzen. Und dennoch, auch ich wollte nur einmal den Geschmack einer Hauptrolle kosten. Einmal wollte auch ich eine Odette, Odile oder Giselle sein. Doch diese Chance blieb mir verwehrt. Ich würde immer im Hintergrund bleiben.