Als es hieß, ich solle einen Poetry Slam schreiben, kamen mir Zweifel.
Wer wird über meinen Text urteilen? Denn es wird geurteilt. Das ist Fakt.
Was soll das?
Warum sind meine ersten Gedanken,
Wie Menschen lachen,
Sich über mich lustig machen,
Mich hassen?
Woher kommt dieses Gefühl,
dieses Denken,
Dieses runtermachen meiner eigenen Sachen?
Als Kind war mir das egal.
Ich spielte im Wald, kletterte auf Bäume.
Fiel runter, kletterte wieder hinauf, fiel runter, kletterte wieder hinauf, fiel runter, kletterte wieder hinauf...
Immer und immer wieder.
Doch die Welt ändert sich, die Bäume werden höher, und höher, und höher, und höher, wenn ich jetzt falle, breche ich mir das Genick, ich darf nicht fallen.
Ich versuche mich am Baum festzuschnallen, mein Schädel darf nicht am Grund zerschallen, denn dann ist alles vorbei. Alles worum ich rang, dieser Zwang, dieser Drang,
Es immer allen recht zu machen, alles perfekt zu machen, und mich selber dabei schlecht zu machen.
Was soll das?
Wie eine Blume, die ihre beste Zeit hinter sich hat,
beginne auch ich zu Welken.
Ich war zu perfekt, zu adrett, zu nett, zu viel von all dem, zu viel von zu viel, ich war zu viel von mir selbst.
Ich selbst?
Kann ich das überhaupt noch sein?
Wer bin ich?, Denn ich weiß es nicht mehr, ich habe mein Leben darauf ausgelegt für andere zu leben,
für sie nach oben zu streben, mein besten zu geben.
Ich kann das nicht mehr, ich will das nicht mehr, wie konnte ich so etwas jemals wollen, all meine früheren Werte sind verschollen, wer bin ich?
Wo ist dieses Kind, das die Bäume hinauf kletterte, dem es egal war, was andere dachten?
Dieses Kind, das sich alleine auf eine Bühne stellte und sich wohl fühlte?
Das keine Angst vor dem Fallen, am Grund zerschallen, hatte, das sich nicht versuchte am Baum festzuschnallen? Dieses Kind, genoss es zu Fallen,
es fiel zu tief, zu oft, bekam Wunden.
Wunden die nicht heilen wollten, es nicht sollten. Tiefe Wunden, leichte Schrammen, bei denen Tränen in den Augen flammen.
Es bekam Angst, dieses Kind.
Doch die Wahrheit ist, das dieses Kind, dieses Ich und dieses Du, sich die Höhe der Bäume nur einbildet, einen Schein bildet, wordurch es sich selber klein findet.
Es will weg, braucht einen Unterschlupf.
Doch wohin nur?
Damals war der Wald ein sicheres Versteck, ein Heim, auch wenn nur zum Schein.
Heute blicke ich auf die stumpfen Stämme,
Die leeren Flächen.
Die Natur ist zerstört, der Wald entzweit und mit ihm, meine Sicherheit.
Was soll das?---
Hallöchen,
den Poetry-Slam habe ich vor ein paar Monaten für die Schule geschrieben, mich aber bisher nicht getraut ihn zu veröffentlichen. Ich hoffe es hat euch gefallen. :)2. Dezember 2022 🌼
Tatsächlich hat der Text gestern den dritten Platz bei einem Lyrikwettbewerb gewonnen! 🥳
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Poetry
PoetryHellou, in diesem Buch lade ich neben Poetry-Slams auch andere Schreibübungen, wie zum Beispiel Kurzgeschichten hoch. Viel Spaß beim lesen : ) (TW: die Poetrys können teilweise traurig sein.)