Lara suchte im ganzen Haus nach ihrer Großmutter, um sie zur Rechenschaft zu ziehen, welch Schaden ihr heißgeliebter Cherry verursacht hatte.
Im Garten auf der Terrasse fand sie sie letztendlich in einem Korbsessel und auf ihrem Schoß hatte es sich die Fußhupe bequem gemacht und ließ sich von Frauchen in den Schlaf graulen. Lara baute sich vor ihr auf und stieß wütende Luft aus.
Großmutter Mirren nahm die Sonnenbrille vom Gesicht und sah ihre Enkelin fragend an. "Möchtest du mit mir über irgendetwas reden?"
Lara schnaubte sie an. "Wenn du mich so fragst, hab ich dir schon ein paar Dinge zu sagen...!"
"Ach wirklich?" Mirren setzte sich aufrecht hin und die Fußhupe sah sie mit halb geöffneten, dunklen Kulleraugen an. "Es ist alles gut, mein kleiner Liebling! Schlaf weiter!", beruhigte sie ihren vierbeinigen Oberschenkelwärmer und sah dann auf zu Lara. "Ich höre! Du baust dich nicht für umsonst vor mir auf wie eine Dampfmaschine. Was ist los?"
Lara legte sich ihre Worte genauestens zurecht, ehe sie ihrer Großmutter Dampf unter dem Korbsessel anfachte. "Hat er kein schlechte Gewissen oder so was in der Art?"
"Wieso sollte er das haben?..."
"...Dein sogenanntes kleines heißgeliebtes Schoßhündchen hat mein ganzes Zimmer zerlegt. Die Kissen und Decken auf dem Bett hat er zerfetzt. Er hat die Vorhänge an den Fenstern herunter geholt, die Scheiben mit seinem Speichel infiziert. Putzt er sich so die Zunge und Zähne?...Mein Schreibtisch ist ruiniert. Die Tischplatte ist komplett zerkratzt, das reinste Chaos hat er angestellt. Er war in meinem Kleiderschrank und hat sämtliche Schuhe angekaut und eingespeichelt und zerbissen. Meine ganze Kleidung sieht aus wie ein zerfranztes Faschingskostüm...Ich hab nichts mehr anzuziehen, dank deinem verwöhnten Alkoholiker, der jetzt so tut, als könne er kein Wässerchen trüben..."
"...Warum in aller Welt sollte Cherry so einen Unfug tun?"
"Ich weiß nicht, sag du es mir!...Hat er vielleicht Langeweile? Oder fehlt ihm die nötige Aufmerksamkeit von dir?"
"Bist du jetzt fertig mit deinem Geheule?...Willst du mir allen Ernstes erzählen, dass Cherry das alles getan hat?", fauchte Großmutter Mirren langsam los.
"Dann steh auf und überzeug dich selbst, dass er diesen Schaden angerichtet und mein ganzes Zimmer verwüstet hat!", platzte es aus Lara stinksauer heraus. Anscheinend glaubte ihr Mirren nicht ein Wort. Wie soll denn auch ihr kleiner Cherry solch ein Chaos verrichten und obendrein noch ein ganzes Zimmer? Er war so klein, dass er in einer Jackentasche transportiert werden konnte.
"Willst du etwa behaupten, ich lüge und denke mir das nur aus?", fragte Lara völlig aufgebracht und erbost, weil ihre Großmutter keinerlei Regung zeigte oder etwas darauf antwortete. Geschweige erhob sie sich noch aus dem Korbsessel, um sich von diesem Durcheinander selbst zu überzeugen.
"Das ist ja unerhört! Wie kannst du da nur ruhig sitzen bleiben und das einfach so hinnehmen, Großmutter?...Er...hat...mein...Zimmer...auf...den...Kopf...gestellt! Wie kannst du ihn da in Schutz nehmen?"
"Er ist viel zu klein, um solch ein Chaos, was du hier mir versuchst zu beschreiben, auszulösen! Wie soll er das bewerkstelligen?"
"Überzeug dich selbst davon! Heb deinen Hintern aus dem Korb! Dann siehst du es mit eigenen Augen, was dein kleiner Liebling verzapft hat...ich hab es extra nicht aufräumen lassen, damit du das Chaos bestaunen kannst."
"Wieso tust du das ihm an?...Warum lässt du Cherry nicht einfach in Ruhe, Lara?"
Lara holte tief Luft. "Weil er bestraft werden muss, Großmutter! Was denkst du denn?"
"Wofür bestrafen, Kindchen?", fragte Mirren auf einmal seelenruhig.
"Ich glaub das jetzt einfach nicht! Du glaubst ihm mehr als mir?...Nur, weil er so klein ist?...Kleine Tiere machen auch viel Mist! Hat dir das schon einmal jemand gesagt?...Natürlich nicht!...Wieso auch?"
"Vielleicht warst du zu betrunken und hast dein Zimmer selbst ins Chaos gestürzt!...Ich hab gehört, du warst ziemlich blau.", versuchte Mirren vom eigentlichen Thema abzulenken.
"Was hat das damit denn zu tun?...Es geht hier um deinen Köter und nicht um mich, Großmutter...Ich kann mich noch genau an jedes Detail erinnern, aber dass ich mein eigenes Zimmer verwüste, gehört nicht dazu!" Das war natürlich gelogen. Lara konnte sich nicht mehr an alles erinnern. Sie hatte nicht mal mehr den Kuss mit Tyler auf dem Bildschirm. Dann antwortete Lara sarkastisch: "Du solltest ihn an die Leine nehmen oder in eine Haustierbox. Dann kann er keinen Schaden mehr anrichten!"
"Hier wird niemand in eine Box gesteckt und mein Cherry schon gar nicht!...", wurde jetzt auch Mirren streitsüchtig.
"Du solltest ihm weniger Champagner verabreichen oder gar keinen Schluck mehr geben! Deswegen dreht er so durch, weil er betrunken ist..."
Jetzt war Mirren aufgestanden und Cherry sprang auf die Fliesen der Terrasse. "Sag mir nicht, was ich tun soll, Lara Stanwyck! Ich bin deine Großmutter und die Ältere von uns Beiden. Also wie wäre es mit ein bisschen mehr Respekt?", flüsterte sie Lara fast spitz ins Gesicht.
Lara kam ihrem Gesicht noch etwas näher. Auch sie begann drohend zu flüstern. "Es geht hier nicht um dich, sondern um deinen versoffenen, missratenen Köter! Wenn du ihn nicht in den Griff bekommst, werd ich ihn eigenhändig irgendwo in der Pampa aussetzen! Wenn dir das lieber ist!...Dad wird noch nicht bemerkt haben, wie der Champagner in seinem Weinkeller geschrumpft ist, weil der Hund mehr säuft als wir alle zusammen...Ich muss es meinem Vater nicht erklären, aber du!...Sei froh, dass er auf deiner Baustelle ist und erst abends heim kommt, wenn wir alle bereits schlafen...Ich werd ihm etwas Druck machen, damit er die Umbauten beschleunigt, um so schneller bist du hier raus!...", und Lara beendete das Gespräch zwischen ihr und ihrer Großmutter. Sie warf Cherry noch einen scharfen, bedrohlichen Blick zu und ging ins Haus.
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House of Stanwyck - Stanwyck Manor Band 1
RomanceDie Stanwycks sind mit eine der reichsten Familien der Stadt Manhattan. Jeder ist dort nur auf Profit bedacht und denkt an sich selbst, doch was "Familie" heißt, haben sie schon längst vergessen. Lara, die Tochter der Stanwycks kehrt nach ihrem Stud...