4.

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Kurz vor den Winterferien ist alles sehr hektisch und chaotisch.

Ich sitze grade in einem Klassenzimmer und versuche mich auf die Mathe-Klausur vor mir zu konzentrieren. Eigentlich bin ich fertig und habe kein all zu schlechtes Gefühl, aber die meisten anderen schreiben noch, was mich verunsichert. Ich kann doch nicht so schnell fertig sein und erwarten, dass das meiste davon richtig ist. Also schaue ich mir die Klausur noch einmal ganz durch und erkenne, dass ich alle Aufgaben bearbeitet habe und in meinen Augen sehen sie richtig aus oder zumindest teilweise. Ich sehe zu meiner rechten Seite, wo Lukas sitzt und sehe, dass er auch nicht mehr schreibt und stattdessen auf sein Blatt starrt. Also entscheide ich mich meine Klausur abzugeben. Es bringt mir nichts, noch länger darüber nachzudenken.

Ich packe meine Sachen, nehme meine Klausur und laufe zum Pult. Da gebe ich meine Klausur ab und nehme mein Handy vom Tisch und gehe schließlich aus dem Raum. In unserer Schule haben wir eine Etage mit vier großen Klausurräumen. Ich weiß, dass die meisten meiner Freunde gerade auch Klausuren schreiben und bleibe deswegen im Flur stehen. Irgendwann muss ja einer von ihnen rauskommen.

Keine fünf Minuten später kommt Lukas aus dem Raum und lehnt sich sofort neben mir an die Wand. Seine Tasche lässt er auf den Boden fallen und sagt dann erst etwas:" Okay, warst du auch so schnell fertig oder hab ich die Klausur ganz verschissen?!"

"Ich war auch schnell fertig. Bis grade eben dachte ich auch, dass ich viel falsch gemacht hab. Hoffen wir mal, dass das gut ausgeht!", seufze ich. Lukas fährt sich durch sein blondes Haar und greift nach meinem Handgelenk. Er zieht mich mit sich aus dem Flur, hinter die Glastür.

Lukas bleibt dann stehen und holt sein Handy raus. Dabei sagt er zu mir:" Weißt du was, wir müssen nach diesen ganzen Klausuren, in den Winterferien, irgendwas unternehmen."

Da stimme ich ihm hundertprozentig zu. Das sage ich ihm, woraufhin er wieder anfängt zu laufen. Er hat diese Angewohnheit ständig loszulaufen, wenn er mit Leuten unterwegs ist, ohne vorher zu sagen wohin er geht. Ich folge ihm einfach nur ohne was dazu zu sagen, weil ich eben schon daran gewöhnt bin. Immerhin kenne ich ihn seit Jahren, seit der Grundschulzeit.

"Du hast jetzt auch Schluss oder?", fragt er mich, als wir die Treppen runtergehen. Das Gebäude ist ziemlich ruhig und es sind nur die Sekretärinnen zu hören, als wir am Sekretariat vorbeigehen. Die meisten Schüler sind noch in den Klassen.

"Jep. Der Tag war lang genug. Mein Kopf platzt gleich."

Er lacht und wirft einen Arm um meine Schulter. In den letzten Wochen waren wir wirklich alle super gestresst. Nach den Herbstferien wurde es besonders stressig. Das letzte Schuljahr ist nun mal wichtig und das wissen wir natürlich alle. Glücklicherweise muss ich für dieses Quartal nur noch eine Klausur schreiben und das in zwei Tagen. Und danach sind endlich Ferien.

Wir reden nicht wirklich, bis wir am Parkplatz stehen. Es ist wirklich kalt, weswegen ich meinen Schal aus meiner Tasche nehme und ihn mir um den Hals lege. "Willst du mit zu mir kommen? Meine Schwester kommt heute Abend nach Hause und meinte, dass sie dich gerne wiedersehen würde." Lukas' Schwester ist sechs Jahre älter als ihr Bruder und wohnt ein paar Städte weiter mit ihrem Mann. Ich war vor zwei Jahren auf ihrer Hochzeit und es war wirklich toll.

Obwohl ich gerne gehen würde, musste ich ablehnen. "Eigentlich gerne. Aber ich muss nach Hause. Meine Mama erwartet irgendein wichtiges Paket, das heute Nachmittag ankommen soll und sie will nicht, dass sie es verpasst. Dabei ist sie bis heute Abend bei der Arbeit.", schließlich ergänze ich noch:"Du kannst ja mit zu mir kommen, bis Philippa kommt." Ich bin sowieso alleine bis Mama am Abend nach Hause kommt. Das ist manchmal echt schrecklich, aber Mama arbeitet um für uns beide zu sorgen.

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