8.

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Meistens wollen Freunde nur das beste für dich. Und wenn sie es nicht wollen, sind sie dann wirklich deine Freunde?

Manchmal kommt es dir so vor, als würden dich deine Freunde absichtlich quälen, obwohl sie eigentlich nur helfen wollen. Nur siehst du es in dem Moment vielleicht nicht so.

Ich schätze, ich bin grade in so einer Situation.
Alina hat mich eben angerufen und vorgeschlagen, ob wir einen Mädels-Tag machen, bevor wir uns am Abend mit den Jungs treffen. Natürlich habe ich sofort Ja gesagt, weil ich Alina eine Weile nicht gesehen habe, da sie über die Feiertage bei Verwandten war.
Aber dann fällt mir plötzlich noch eine Kleinigkeit und sage schnell:"Warte. Kommt außer mir noch wer?"

"Ja!", antwortet Alina mir. Ich bin in meinem Zimmer, also lasse ich mich auf das Bett fallen und antworte dann erst:"Wer denn?"

Alina zögert kurz, was mich misstrauisch macht. Alina redet meistens ohne nachzudenken und deswegen zögert sie auch kaum.
"Eeeh, Mina ist auch dabei.", sagt sie schnell, wahrscheinlich mit der Hoffnung, dass ich sie nie richtig verstehe und das Thema fallen lasse. Aber ich habe sie ganz gut verstanden und setzte mich zu schnell wieder auf, sodass mir kurz schwindelig ist.
Ich seufze und will gar kein Drama darum machen. Mina und ich haben immer noch nicht miteinander geredet. Ich habe mir selbst versprochen, dass ich dieses Mal nicht diejenige bin, die den ersten Schritt macht. Immer muss ich erst zu ihr gehen und mich sogar entschuldigen, selbst wenn ich gar nicht schuld am Streit habe. Dieses Mal mache ich das nicht.

Ich versuche ruhig zu klingen, was mir aber leider nicht sehr gut gelingt:"Weiß Mina, dass ich auch komme?"

Alina zögert erneut und damit habe ich meine Antwort. "Noch nicht. Aber es ist doch albern, dass ihr nicht miteinander redet."

"Ich werd nicht den ersten Schritt machen. Nicht wieder.", sage ich fest entschlossen. Alina seufzt am anderen Ende der Leitung und meint:"Okay, okay. Versteh ich. Aber ich muss jetzt los. Dann bis in zwei Stunden."

Mit fünf Minuten Verspätung stehe ich nun vor Alinas Haus. Sie wohnt direkt auf meinem Weg zur Schule. Ich klingle an und warte. Wir wollen uns einen Spa-Tag machen, bevor wir uns Abends mit den Jungs am Hügel treffen. Der Hügel ist ein Treffpunkt der Leute in ungefähr meinem Alter. Da sammeln sich die meistens Jugendlichen am 1.Mai, Halloween, Silvester oder an anderen Tagen, an denen gefeiert wird. Und da der Ort hier nicht sehr groß ist, kommen da so gut wie alle hin.

Als die Tür geöffnet wird, steht nicht Alina vor mir, sondern ihr älterer Bruder Oliver. Sobald er mich sieht, grinst er mich an und ich grinse zurück. Ich habe ihn schon ewig nicht gesehen, weil er wie so gut wie jeder andere hier zum Studieren umgezogen ist. Er war früher in einer Klasse mit Max' Schwester.

"Ella!", sagt er weiterhin grinsend und kommt einen Schritt näher.

"Olli!", sage ich im selben glücklichen Ton wie er und umarme ihn.
Alina und ich haben uns in er sechsten Klasse richtig kennengelernt. Als wir dann Freunde wurden, habe ich ihren Bruder auch öfter gesehen und weil er eben zwei Jahre älter ist und noch nie wirklich schlecht aussah, hat mich das nie gestört.

Oliver hat die gleiche, dunkelbraune Haarfarbe wie seine Schwester, aber braune Augen. Er ist ungefähr ein Kopf größer als ich und da er die ganze Schulzeit über Basketball gespielt hat, ist er dementsprechend gebaut.

"Na, alles klar?", fragt er mich schließlich und ich nicke lächelnd. Für einen kleinen Moment habe ich vergessen, dass wir nun beide in der Kälte stehen.

"Alles wie beim Alten. Und bei dir?" Oliver ist einer dieser Menschen, mit dem fast jeder klar kommt. Er macht es einem da aber auch wirklich einfach.

Freunde.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt