9.

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Als ich aus dem Haus gehen will, ist meine Mama grade praktischerweise alleine in der Küche. Ich geselle mich kurz zu ihr und sie fragt abgelenkt, während sie beschäftigt ist:"Was ist los? Ich dachte, du bist bis später bei Alina und dann am Hügel."

"Mina war da. Wir haben grade so etwas wie einen Streit. Ich wollte nicht, dass es unnötig viel eskaliert, deswegen bin ich gegangen.", erkläre ich schnell. Meine Mama zeigt mir nur einen vielwissenden Blick, da das nicht die erste Situation dieser Art ist. Statt über dieses Thema zu reden, fragt sie wo ich denn nun hingehen würde, woraufhin ich antworte:"Zu David rüber. Und später fahren wir zusammen zum Hügel."

"Okay. Hast du dein Handy eingepackt?", fragt sie, wie sonst auch immer, wenn ich aus dem Haus gehe. Ich nicke und hole mein Handy aus meiner Hosentasche. Sie sagt dann:"Denk an die Regeln und pass auf dich auf."

Meine Mama ist keine dieser Mütter, die tausende von Regeln aufstellen, wenn ihre Kinder ausgehen. Aber eine grundsätzliche Regel gibt es schon. Trink in Maßen. Ich bin zwar niemand, der sich bei jeder Gelegenheit betrinkt, ich mag es generell nicht wirklich, aber meine Mama sieht auf der Arbeit genug Fälle, wo das Trinken ein schlechtes Ende hatte. Deswegen erinnert sie mich immer dran. Dabei denkt sie nicht dran mir das Trinken ganz zu verbieten, da sie weiß, dass wenn man Teenagern etwas verbiedet, sie es dann höchstwahrscheinlich erst recht tun werden.

"Alles klar!", antworte ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange:"Hab dich lieb, bis später."

Eine halbe Stunde später sitzen David und ich in seinem Wohnzimmer. Den ganzen Tag laufen Silvester-Specials oder Filme im Fernsehen. Da wir noch eine Weile haben, bis wir zum Hügel fahren sollten, schauen wir fern. Dabei versuche ich einen Weg zu finden, David auf etwas anzusprechen, kann mir nur nicht klar werden wie.

Irgendwann gebe ich auf darauf zu warten, dass David etwas sagt, also nehme ich die Fernbedienung, schalte den Fernseher aus und drehe mich nach rechts, sodass ich ihn direkt ansehen kann. Daraufhin dreht auch er sich zu mir hin und sieht mich fragend an:"Was ist?"

"Okay, ich wollte eigentlich warten, bis du von selbst erzählst, aber ich halte es nicht länger aus.", sage ich schnell,"Hast du mit deinem Papa geredet? Wegen dem Date, das er hatte? War es.. deine Mutter?"

Ein paar Sekunden schaut mich David nur an und scheint zu überlegen, wie er reagieren soll. Vielleicht hätte ich einfach abwarten sollen, ob er mich anspricht und darüber sprechen will. Aber ich bin nun einmal ein ziemlich ungeduldiger Mensch, wenn es um Themen wie diese geht. Trotzdem ergänze ich nach ein paar Sekunden noch:"Aber.. Du musst mir natürlich nichts erzählen, wenn du nicht willst."

Er schüttelt seinen Kopf und lächelt ganz leicht:"Das ist's nicht." Er zögert kurz und lehnt sich im Sofa nach hinten und sagt dann:"Hab mit meinem Papa geredet. Erst wollte er mir nicht wirklich antworten, was er sonst immer macht. Egal worum es geht. Aber irgendwann hat er's mir verraten. Er hat sich mit meiner Mu.. mit dieser Marianne getroffen."

Obwohl David versucht es so aussehen zu lassen, als sei es kein großes Thema und eher nebensächlich, ist mir bewusst, dass es nicht so ist.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich nun dazu sagen soll.

"Hat Frank sonst noch was dazu gesagt?", frage ich also erst einmal. Möglicherweise fängt David dann an von selbst darüber zu reden und ich brauche ihm nicht alles aus der Nase ziehen.

David zuckt mit den Schultern:"Ja. Er musste Ja auf eine meiner Fragen antworten."
Ich weiß, dass David nie gerne über seine Mutter redet. Das hat er schon ewig nicht getan, bis Frank sich mit ihr getroffen hat.
David fährt fort:"Ich wollte wissen wieso er sich mit ihr getroffen hat. Oder warum er mir nicht bescheid gesagt. Und warum sie plötzlich wieder auftaucht. Sie hatte in den letzten Jahren auch kein Problem nicht bei uns zu sein." Je mehr er sagt, desto bitterer klingt er und ich finde es völlig verständlich.
Offensichtlich muss sich David das alles von der Seele reden, weswegen ich einfach nur zuhöre.
"Papa meint, sie hätte vor einer Weile angerufen, aber da wollt er nicht mit ihr reden. Und vor 'ner Woche hat sie wohl wieder angerufen und darauf bestanden, dass sie mit ihm reden muss."

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