Kapitel 1

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Das Bett war hart. 

Viel härter als ihr vertrautes zu Hause. 

Dieser erschreckende Gedanken, dass sie weder zu Hause war noch in dem weichen Wasserbett ihrer besten Freundin, ließ sie die Augen aufschlagen. Sofortig merkte sie, dass sie doch in einer irgendwie bekannten Umgebung war, nur beruhigte sie das kein bisschen. Der Schreibtisch, der ihr gegenüber stand war seltsam aufgeräumt, sie kannte ihn sonst nur mit gewissen illegalen Substanzen und auch die restlichen Regale wirkten ordentlicher als das letzte Mal. Trotzdem wusste sie genauestens wo sie sich befand und das gefiel ihr überhaupt nicht. Langsam setzte sie sich auf, zumindest so wie ihre unglaublichen Kopfschmerzen es erlaubten und versuchte den gestrigen Abend zu rekapitulieren. Ihre starken Kopfschmerzen hinderten sie jedoch daran, auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können. Ihr Kopf war wie leergefegt, bis auf kleine Männchen die von innen gegen ihren Schädel hämmerten. So hatte sie es sich zumindest als Kind immer vorgestellt.

Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb an dem Gegenstand hängen, der ihr wohl in dieser misslichsten Lage gerade am hilfreichsten war. Ihr Handy. Sie griff mit etwas zittrigen Händen nach dem schon etwas älteren Modell, nur um festzustellen, dass es ausgeschaltet war. Das machte diese ungewohnte und seltsame Situation nur noch seltsamer, denn ihr Handy war absolut nie ausgeschaltet. Wieder versuchte sie sich an den Abend zu erinnern, wie sie überhaupt an diesen schrecklichen Ort geraten war und warum zum Teufel ihr Handy aus war, aber in ihrem Kopf herrschte spukende Leere. Das Mädchen erschrak, als sie klappernde Geräusche von unten wahrnahm und schlug sich gedanklich für ihre Dummheit gegen ihre Stirn. Sie war bei ihm zu Hause. Natürlich musste er auch da sein. Diese Erkenntnis ließ sie kurz würgen, sie wollte ihn nicht sehen und erstrecht wollte sie nicht dran denken, was er mit ihr gemacht hatte. Wusste Dan davon? Ihr Freund würde ausflippen, wenn er wüsste, dass sie bei einem Jungen übernachtet hatte und nicht nur bei irgendeinem, sondern bei Ihm. Sie musste schleunigst Nathalia, ihre beste und einzige Freundin anrufen, um so schnell wie möglich hier wegzukommen und Informationen zubekommen was zum Teufel passiert war.

Nach einigen Minuten, die sich anfühlten wie Stunden erschien der Standbildschirm und sie gab ihren Code ein. Das Datum, an welchem Dan sie gefragt hatte. Jedes Mal, wenn sie dieses Datum eingab, durchströmte sie ein warmes Gefühl. Nur dieses Mal, blieb dieses wohltuende Gefühl aus. Sie schob es auf die immer noch stechenden Kopfschmerzen. Wie viel musste sie denn getrunken haben?

Beim ersten Blick fiel es ihr überhaupt nicht auf, erst als sie gerade wieder von der bekannten Nachrichtenapp herunter gehen wollte, um Nathalia anzurufen, bemerkte sie, dass etwas fehlte. Dans Chat befand sich nicht mehr ganz oben gepinnt und beim Suchen nach ihm fiel ihr auf, dass er nicht nur nicht mehr gepinnt war, sondern schlicht und ergreifend nicht mehr da war. Ein Klos bildete sich in ihrem Hals und sie spürte wie sich Tränen in ihren Augen bildeten, sie war überfordert mit der gesamten Situation. „Aza Schatz?", völlig neben der Spur, hörte sie die Stimme ihrer besten Freundin durch die Lautsprecher ihres Handys dringen. Sie war so verwirrt und ihr Kopf pochte unerträglich, dass sie nicht einmal mitbekommen hatte, dass sie sie angerufen hatte. „Was mach ich hier? Was ist passiert? Warum erinnere ich mich an nichts?", die Fragen kamen nur so aus ihr herausgesprudelt. Nur eine ließ sie aus. Sie traute sich nicht zu fragen, was mit dem Chat passiert war, da sie irgendwie spürte, dass sie mit der Antwort nicht zufrieden sein würde. „Schatz, mir wäre es wirklich lieb, wenn ich dir deine ganzen Fragen persönlich beantworten könnte." Sie wurde unterbrochen von Azas nun noch panischerer Stimme. Ihre Angst schien ihr die Luftröhre zu zerdrücken. „Warum?" „Lass mich das alles dann erklären, wirklich, du vertraust mir doch" Die Blonde nickte langsam, eigentlich wissend, dass ihre Freundin dies nicht sehen konnte. „Ich mach mich fertig und komme dich so schnell wie möglich abholen. Gehe hinunter und iss was, das hilft gegen den Kater", sie zögerte kurz, wissend, dass Aza ihr widersprechen würde. „Er wird dir nichts tun."

Kiss me hard before you goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt