Kapitel 6

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Sie überlegte, ob sie sich bald daran gewöhnen würde, jede Morgen mit einem Brummen im Kopf aufzuwachen. Denn heute hatte ihr Kopf sich anscheinend schon wieder dazu entschieden, weh zutun und ihr fiel beim besten Willen kein Grund dazu ein. Die Sonne schien ihr auf ihr Gesicht und Aza wollte gerade nichts lieber, als sich die Decke über den Kopf zu ziehen und weiter zu schlafen. Sie hatte theoretisch auch keinen Grund das nicht zu tun. Aber das würde ihr auch nicht helfen und ihre Laune wahrscheinlich eher noch mehr runter ziehen. Wenn das überhaupt möglich ist. Sobald sie nachgeben würde, würde sie wahrscheinlich den ganzen Tag im Bett liegen und das brachte ihr nun wirklich nichts. Sie würde einfach aufstehen und das Beste aus dem Tag machen. Oder es zumindest versuchen. Die Sonne auf ihrem Gesicht, die sie gerade noch genervt hatte, weckte jetzt ein Fünkchen Motivation in ihr und sie schwang ihre Beine über die Bettkante. Ihre Zehe berührten den kalten Holzboden und ihre Finger kreisten auf dem weichen Bettlaken. Sie wollte die Welt um sich herum wahr nehmen, um die Kraft in ihrem Körper zu sammeln. „Heute wird ein guter Tag", versuchte sie sich ein zureden.

Sie begann damit eine Kiste zu nehmen und alle Dinge von ihrem Exfreund darein zupfeffern. Nathalia hatte ihr zwar angeboten, dass für sie zu tun oder ihr zumindest dabei zu helfen, aber sie wusste, dass es etwas war, was sie alleine tun musste. Es fiel ihr tatsächlich leichter als gedacht. Irgendwie fühlte sie sich, als würde sie eine Last von den Schultern nehmen, während sie die Sachen in die Kiste warf. Bilder, Klamotten, Geschenke, alles, was sie sie auch nur ein winzig kleines Bisschen an ihn erinnerte fand seinen Weg in die Kiste und ihr ging es gut damit. In dem Moment konnte es ihr gar nicht schnell genug gehen, diese ätzende Dinge aus ihrer Sicht zu bekommen.

Circa eine halbe Stunde später, hatte sie alle Erinnerungsstücke verstaut und sie hatte bis zum Schluss keine einzelne Träne vergossen. Sie war stolz auf sich selbst. Heute wird ein guter Tag, hatte sie ja gesagt. Sie beschloss sich ein richtiges Frühstück zumachen. Normalerweise war sie kein Frühstücksmensch, sie hatte einfach nie großen Hunger morgens und irgendwie hatte sie auch nie Lust sich soviel Mühe für etwas zu essen zu geben, aber gerade war es das, was sie brauchte. Während sie Dans Sachen aus ihrem Zimmer verbannt hatte, war ihr immer weiter in den Sinn gekommen, dass sie einfach anfangen musste ihr Leben zu romantisieren. Sie sollte aufhören mit dieser Mentalität, dass alles was sie anfasste schief geht, dass sie einsam ist und nirgendwo dazugehört. Dan hatte ihr zwar mehr als genug genommen, und sie könnte ihr Leben noch mehr fallen lassen, als sowieso schon, sie könnte es aber auch als Motivation sehen. Sie hoffte, diese Gedanken würden mehr als einen Tag anhalten, aber selbst wenn sie nur einen Tag anhielten, sie hätte trotzdem immerhin einen Tag Ruhe von den schlechten Gedanken.

Zu einem ästhetischen Frühstück ihrer Vorstellung gehörte ein Smoothie, Obst und ein Spiegelei. Viel hatten sie leider aber nicht im Kühlschrank. Wenn ihre Mutter nicht bald nach Hause kommen würde, musste sie wohl oder übel alleine einkaufen, obwohl sie einkaufen mehr als alles andere hasste. Die Menschen, die Lautstsärke, einfach alles. Trotzdem reichten die Sachen im Kühlschrank für eine Schale Erdbeeren und einem Brot mit Spiegelei und Frischkäse. Nur aus dem Smoothie wurde dann doch ein Kaffee.

Mit ihrem Frühstück in der Hand setzte sie sich an den Esstisch, es war lange her, dass sie das letzte mal an ihm gegessen hatte. Vielleicht war es ein guter Anafang. Während sie die Milch in ihrem Kaffee umrührte, startete sie ihren Laptop. Da sie heute morgen entschieden hatte, den mysteriösen Fremden zu suchen, hatte sie sich beim Frühstück zubereiten, eine Strategie überlegt. Sie würde als erstes versuchen, seinen Namen ausfindig zu machen. Wahrscheinlich gab es einige Namen, die „Feuer" bedeuteten, aber sie hoffte dass bei ihr die Glöckchen klingeln würde, sobald sie seinen Namen lesen würde. Sonderlich viel war das nicht und der Gedanke daran, ließ ihre Stimmung etwas sinken, sie wollte das aber nicht zulassen. Selbst wenn es wenig war, es war ein Anfang. Sie wollte einfach irgendwas haben, mit dem sie sich beschäftigen könnte. Mit dem sie sich ablenken könnte. Sie wusste nichtmal, ob sie ihn wirklich finden wollte, aber der Gedanke, jemand zu suchen und eine Traumvorstellung zuhaben stimmte sie irgendwie positiv und gab ihr Hoffnung. Was sie tun würde, wenn sie ihn tatsächlich finden würde, wusste sie nicht. Ja, sie wollte irgendwie der Realität entfliehen auf dieser Suche nach ihm, aber was sie tun wollte, wenn er Realität werden würde, wusste sie nicht. Sie kannte diesen Jungen nur von einer einzigen Nacht, in der sie auch noch beosffen war und malte sich aus, dass es ihr Seelenverwandter war. Vielleicht war das ungesund und am Ende würde sie enttäuscht werden. So enttäuscht werden, wie von Dan und dann stände sie vor dem nächsten Scherbenhaufen.

Sie versuchte die negativen Gedanken beiseite zu schieben, als ihr Laptop anging. Über diese Sache konnte sie sich Gedanken machen wenn sie ihn gefunden hatte. Vielleicht würde sie ihn gar nicht finden und dann hätte sie sich die Gedanken umsonst gemacht. Fürs Erste wollte sie diesem kleinen Traum von einem perfekten Jungen hinterherjagen, um den Schmerz aus dem weg zu gehen, den ihr Exfreund verursacht hatte.

Also tippte sie „Namen mit der Bedeutung Feuer" in ihre Suchleiste ein und klickte auf die erste Seite, die ihr angezeigt wurde. Ihr wurde eine Liste an Jungs und Mädchen Namen angezeigt und sie wollte sich erst einen Überblick verschaffen, als ihr sofort ein Name ins Blickfeld kam. Aiden. Das war er. Sie war sich zu hundert prozent sicher. Der Junge hieß Aiden. Fast kam ihr ein kleiner Freudenschrei über die Lippen. Sie hätte nie im Leben gedacht, dass es so einfach sein würde, seinen Namen heraus zu finden. Am liebsten würde sie aufstehen und Luftsprünge machen. Sie fühlte sich plötzlich so frei, so hoffnungsvoll. Seltsam was ein Mensch, den man überhaupt nicht kennt, mit einem machen kann. Ihre gute Laune wurde aber ein bsischen bei dem Gedanken getrübt, dass sein Vorname noch keine große Hilfe war. Sie wusste zwar nicht, wie viele Aidens es in ihrer Stadt gab, aber es waren bestimmt ein paar. Außerdem wusste sie nicht einmal, ob er wirklich aus ihrer Stadt kam. Vielleicht war er nur zu Besuch oder im Urlaub. Dann würde sie ihn nie finden. Trotzdem schnappte sie sich in iher Euphorie ihr Handy und rief eine vertraute Nummer an. „Hey Schatz, wie geht es dir?", meldetet sich ihre beste Freundin. Nathalia hatte Aza angeboten, ihr heute Nachmittag bei den Nachforschungen zu Mister Feuer, jetzt Aiden, zu helfen, da sie morgens einen Russischkurs besuchen musste, zudem ihre Eltern sie genötigten hatten. „Gut und dir?" „Hier ist es sterbenslangweilig aber ich hab immerhin Pause. Aza, du weißt du musst mich nicht anlügen und vor mir keine Maske aufsetzen. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht und das ist völlig in Ordnung." Aza liebte ihre beste Freundin dafür, denn sie hatte Recht. Vor Nathalia musste sie keine Maske aufsetzen, vor Nathalia konnte sie ganz sie selbst sein, ohne das Gefühl zu haben nicht gemocht zu werden oder nicht akzeptiert zu werden. Aber gerade ging es ihr tatsächlich ganz gut. „Ich weiß Nathalia, aber es geht mir tatsächlich ganz gut gerade, ich habe Neuigkeiten." „Ich weiß ich hab schon gehört Brooklyn Beckham heiratet, eine Tragödie." Aza lachte, sie hatte zwar keine Ahnung von Stars und Hollywood, aber sie freute sich ihrer Freundin dabei zuzuhören. „Aiden. Sein Name ist Aiden." Der Freudenschrei den sie vorhin unterdrücken wollte, kam jetzt aus ihrer Freundin. „Du hast es herausgefunde, wie cool. Ich komme sofort, scheiß auf die letzten beiden Stunden hier." Aza wusste, ihre beste Freundin war noch nicht vollkommen überzeugt davon, dass es diesen Typen wirklich gegeben hatte, aber sie ließ sich nichts anmerken und half ihrer Freundin trotzdem und das war Goldwert. Sie musste ihr nicht glauben, Aza wusste selber wie verrückt die Geschichte klang, aber dass Natahlia ihr trotz dessen helfen wollte, bedeutete ihr viel.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 06, 2022 ⏰

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