𝟒 - 𝘰𝘧𝘧 𝘵𝘰 𝘴𝘯𝘦𝘻𝘩𝘯𝘢𝘺𝘢

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Ich sammelte mich wieder und folgte Scaramouche aus dem Bad. Neben seinem Schreibtisch blieb ich stehen und wartete darauf, dass wir uns auf den Weg machten. „Warte hier kurz auf mich, ich muss noch schnell etwas holen." Mit diesen Worten verließ Scaramouche sein Zimmer.

Als er wieder reinkam, hielt er einen Mantel in der Hand. Dieser war weiß, mit einem schwarzen, flauschigen Kragen. Er war sehr dick und würde einen bei der Kälte bestimmt angenehm warm halten. „Hier. Sonst erfrierst du mir da draußen direkt wieder, jetzt, wo ich dich doch gerade erst gerettet habe." Er schmunzelte und reichte mir den Mantel. Diesen nahm ich zwar zögernd, aber dankend entgegen und zog ihn mir darauf direkt an. Scaramouche nahm seine Tasche und verließen gemeinsam sein Zimmer.

Es war das erste Mal, dass ich diesen Raum verließ. Ich schaute mich etwas um, folgte Scaramouche aber mit schnellen Schritten. Wir liefen den dunklen Korridor entlang in Richtung der Treppen, welche wir dann hinab stiegen. Im ganzen Gebäude schien sich gerade niemand aufzuhalten, denn auch die untere Etage war menschenleer. In der Nähe einer großen Holztür, ich ging davon aus, dass dies die Eingangstür war, blieben wir kurz stehen. Scaramouche stellte seine Tasche kurz ab und zog sich auch seinen Mantel an. Dann nahm er wieder seine Tasche in die Hand und wir begaben uns Richtung Tür nach draußen. Vor der Tür standen zwei Wachen. Aber was machten sie da.. sie verbeugten sich vor ihm? Scaramouche ging nur wortlos an ihnen vorbei und ich tat es ihm gleich.

Auf dem Weg zum Hafen in Ritou, redeten wir auch kein Wort miteinander. Ich hätte gerne mehr über ihn oder seine Arbeit herausgefunden, aber ich traute mich einfach nicht, ihn anzusprechen. Was ist, wenn er irgendeiner von diesen gefährlichen Typen war, die das Land bedrohten? Nein, was dachte ich denn da. Aber diese Wachen gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Wieso verbeugten sie sich vor ihm? Hatte er etwa eine hohe Position?

Am Hafen angekommen, nahm ihm jemand das Gepäck ab und brachte es auf das Schiff. Auch Scaramouche begab sich dann auf das Schiff, von mir folgend. Er lief in Richtung einer Kammer, in welcher ein Bett und ein Tisch standen. „Wenn du magst, kannst du dich hier ausruhen. Die Fahrt wird lang, aber bleib' du hier drinnen und begib dich unter keinen Umständen nach draußen. Ich werde ab und an mal nach dir schauen." Darauf schloss er die Tür hinter sich und ging. Ich hatte nicht mal die Möglichkeit zu fragen, was er jetzt tat. Aber vielleicht hatte ich auch gar nicht das Recht dazu. Immerhin hatte ich keine Ahnung, wer er überhaupt wirklich war.

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Ich öffnete langsam die Augen. Das erste was ich sah, war Scaramouche. Er stand, mit verschränkten Armen, anlehnend im Türrahmen. „Bist du auch mal wach? Wir verlassen bald das Schiff." Als sich meine Augen endlich an das hereinfallende, kalte Licht gewöhnten, setzte ich mich auf. „Habe ich etwa die ganze Fahrt lang geschlafen?" „Scheint so." Er schmunzelte. Ich schaute ihn nur irritiert an. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie müde ich wohl gewesen sein muss. „Na dann, werde du mal richtig wach, ich sag dir Bescheid wenn wir im Hafen anlegen." Er stieß sich mit dem Rücken vom Türrahmen ab und ging.

Als wir im Hafen anlegten und Scaramouche mich geholt hatte, gab ihm einer der Leute vom Schiff sein Gepäck und wir verließen dieses dann gemeinsam. Als wir unten auf dem Steg standen, blieb ich stehen und schaute mich aufgeregt um. Ich war also wirklich in Snezhnaya.. Überall lag Schnee und es war wirklich kalt, aber der Mantel den mir Scaramouche gegeben hatte, hielt mich glücklicherweise einigermaßen warm.

Scaramouche schien zu merken, wie gespannt ich mich umsah und er lachte leicht auf. „Bist du so überwältigt? Dabei sieht man kaum mehr als Schnee und Berge." „Ich war nie wirklich außerhalb von Ritou unterwegs. Aber dann direkt in eine andere Nation zu reisen.." Ich war fasziniert. „Komm, du wirst hier schon noch genug sehen. Jetzt lass uns erstmal schauen, dass wir nach Hause kommen." Nach Hause.. es klang so komisch. So fremd. Aber er hatte Recht. Schließlich werde ich von nun an mit ihm unter einem Dach wohnen.

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Wir liefen auf ein riesiges Gebäude zu. Es wirkte auf mich noch viel größer, als das in Inazuma. Vor der Tür standen wieder zwei Wachen. „Schön, sie wieder hier zurück willkommen zu heißen, Ballad-" Bevor einer der beiden Wachen, welcher Scaramouche willkommen hieß, aussprechen konnte, packte er diesen am Hals und drückte ihn gegen die Wand. „Habe ich dir erlaubt, mich anzusprechen, hm?" Er drückte fester zu. Der andere Wache trat vor Angst ein paar Schritte zurück und auch ich konnte Scaramouche nur geschockt zusehen. Dann ließ er von dem Wachen ab, als sich plötzlich die Tür von innen öffnete. Ein orangehaariger, großgewachsener Mann trat hervor. „Ohh Scaramouche, du bist ja schon wieder zurück!" Scaramouche sah ihn nur genervt an. „Sorg dafür, dass dieser Typ ersetzt wird. Ich will ihn hier nicht mehr sehen." Damit meinte er wohl den Wachen. Dabei hatte er ihn doch einfach nur freundlich begrüßen wollen..

Der orangehaarige lachte auf. „Und schlechte Laune hast du auch wieder mitgebracht.. Also ganz so, wie wir es von dir gewöhnt sind." Sein Lachen klang eher erfreut, war Scaramouche also immer so drauf? Davon hatte ich bisher gar nichts bemerkt.. Womöglich hatte er die letzten Tage einfach eine Maske aufgesetzt. Wobei, ich konnte seinen Gesichtsausdruck ja selbst die ganze Zeit schon nicht definieren.

Nun schien der orangehaarige auch mich bemerkt zu haben. „Und wer bist du?" Noch bevor ich ihm antworten konnte, ergriff Scaramouche das Wort. „Y/n, meine Assistentin." Okay- seine Assistentin also. Wäre noch interessant zu wissen, bei was ich ihm assistieren sollte. Aber zumindest waren wir dem ganzen schonmal einen Schritt näher gekommen. „Ahh ich verstehe.." Der orangehaarige schmunzelte. Wieder dieser Blick wie bei Scaramouche.. Ich wurde aus diesem Blick einfach nicht schlau.

Zu dritt betraten wir das Gebäude. Es sah dem anderen, aus Inazuma, ziemlich ähnlich. Es war lediglich um einiges größer. Außerdem wirkte es von der Atmosphäre her kälter. Scaramouche ging die Treppen hoch, dicht gefolgt von mir und dem orangehaarigen. Scaramouche blieb vor einem der hinteren Zimmer stehen und öffnete die Tür. „Das wird von nun an dein Zimmer sein, y/n." Ich betrat langsam das Zimmer und sah mich um. Es war schlicht eingerichtet. Schräg gegenüber der Tür war ein großes Fenster, darunter stand ein großes Bett. Rechts in der Ecke stand ein Schreibtisch und auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes befand sich ein Kleiderschrank. „Danke.." brachte ich nur hervor. „Bedank dich nicht. Es gehört zu unserer Abmachung."

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Es klopfte an meiner Tür. Als ich ein Zeichen gab, dass derjenige eintreten könne, öffnete sie sich. Die Person war niemand geringeres als Scaramouche. Er blieb im Türrahmen stehen und sah zu mir rüber. „Du solltest etwas essen. Ich muss nochmal los, aber der Graf wird dir zur Seite stehen." Ich zog meine Augenbraue hoch. „Der Graf?" „Der orangehaarige Typ von vorhin." „Ach so." Eigentlich hatte ich gar keine Lust. Nicht, weil dieser Typ irgendwie unfreundlich auf mich wirkte. Im Gegenteil, von dem, was ich vorhin mitbekommen durfte, wirkte er doch ziemlich nett. Aber mit fremden Menschen zu reden war einfach nicht meine Stärke.

„Du hast übrigens auch ein eigenes Bad." Er deutete auf die Tür, rechts neben dem Schreibtisch. „Ich habe dir dort nochmal ein paar Klamotten von mir hingelegt. Ist zwar nicht optimal, aber bis wir dir was neues besorgen können, muss das reichen." Ich müsste wieder seine Klamotten anziehen? Oh man.

„In deinen jetzigen Klamotten kannst du wohl kaum bleiben. Schau dich doch mal an. Das kann man schon gar nicht mehr als Klamotten bezeichnen." Er fing an loszulachen. Ich schämte mich. So sehr. Ich konnte doch nichts dafür. Als er dies bemerkte, beruhigte er sich wieder. „Los, geh dich umziehen. Ich warte hier auf dich. Dann bring ich dich rüber in sein Büro."

Ich tat, was er mir sagte und ging ins Bad. Ich lehnte die Tür hinter mir an und fing an, mir meine Klamotten vom Körper zu streichen. Als ich mir gerade eines der frischen Kleidungsstücke nehmen wollte, wurde mir plötzlich schwarz vor Augen. Ich wollte mich noch am Rand des Waschbeckens festhalten, stürzte dann aber zu Boden. Der Aufprall war hart und ich schrie vor Schmerzen leise auf.

Nur einen kurzen Moment später, öffnete sich die Badezimmertür und Scaramouche rannte herein. Er beugte sich zu mir runter und zog mich am Rücken leicht zu sich rauf. „Hey, was ist passiert?" „M-Mir wurde auf einmal ganz schummrig.." „Komm, stütz' dich an meiner Schulter." Er half mir aufzustehen und setzte mich dann vorsichtig auf einem kleinen Hocker ab. „Halte dich weiterhin an mir fest, ich helfe dir beim Anziehen." Es gefiel mir zwar nicht, aber ich war viel zu erschöpft, als dass ich dagegen etwas einwenden könnte.

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(1459 Wörter)

- 10.12.22

the way you show me love // scaramouche x fem. readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt