Kapitel 7

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„Mr. Yamada? Es ist wieder Besuch für Sie und Mr. Aizawa hier", versuchte die Krankenschwester dem Mann mitzuteilen, der regungslos auf einem Stuhl neben dem Bett saß. Für Hitoshi war es schwierig, seinen Blick nicht sofort abzuwenden. Der sonst so fröhliche Voicehero war nur mehr ein Schatten seiner selbst. Zum Glück hatte Izuku entschieden, Eri erst einmal in den Souvenirshop zu begleiten, damit sie ein Mitbringsel für die beiden Kranken mitbringen konnten. Somit musste die Kleine nicht sehen, wie es Hizashi ging, da ihr Plan vorsah, ihn vorher aus dem Raum zu bringen. Es war bereits ausreichend, dass sie Shota bewusstlos und kaum am Leben gegenüber treten musste.

Natürlich hatten sie Midnight nicht in ihren Plan eingeweiht, aus Angst, die Dunkelhaarige würde es ihnen ausreden oder gar verbieten. Daher war es umso wichtiger, dass jeder seinen Part des Plans übernahm. Nichts durfte schief gehen. Bereits die erste Phase war äußerst heikel, sodass sogar Bakugo nervös wurde, und noch dabei war, sich zu überlegen, wie er es am besten anstellen sollte, um Midnight dazu zu bringen, ihm dabei zu helfen, Yamada aus dem Raum zu schaffen.

Das Schicksal spielte ihnen jedoch in die Karten. Wenn auch ziemlich unglücklich. „Oh, Miss Kayama", erklang die Stimme eines Arztes. Überrascht darüber, zuckten Hitoshi, Denki und Bakugo zusammen. „Ich würde Sie gerne kurz sprechen ..." Mit einem leichten Kopf nicken, führte er die Profiheldin nach draußen vor die Tür. Diesmal vermied Denki es, näher heran zu treten, um zu lauschen. Stattdessen schlang er seine Arme um Hitoshi, um auch ihn davon abzuhalten, Worte zu hören, die nicht für seine Ohren bestimmt waren.

Die beiden Erwachsenen waren auch nicht sehr lange draußen, ehe Midnight schon wieder zurückkehrte und eine ernste Miene zur Schau trug. Erst als sie die Blicke der Jugendliche bemerkte, weichten ihre Gesichtszüge ein wenig auf und sie versuchte ein Lächeln aufzusetzen. Langsam ging sie neben Yamada in die Hocke. „Hey, Zashi, mein Freund", begann sie liebevoll und mit sanfter Stimme von sich zugeben während sie nach seinen Händen griff, „du musst wirklich langsam schlafen, mein Lieber. Deine Augenringe sind schlimmer als die von Sho und Hitoshi zusammen!" Der Versuch mit einem Scherz durch die dicke Mauer zu dringen, die Yamada um sich aufgebaut hatte, war vergeblich. Regungslos starrte der Mann weiterhin auf den Bewusstlosen und schien gar nicht erst wahrzunehmen, dass jemand mit ihm gesprochen hatte.

Kayama seufzte leise und hob einen Arm. Erst als ihre Handfläche direkt unter Hizashis Gesicht war, aktivierte sie ihre Macke und wartete. Auch wenn der Blondschopf sich nicht bewegte war eindeutig zu erkennen, dass er seine Luft anhielt. Selbst wenn er alles um sich herum ausblendete, so merkte er doch immer noch, wenn ihm eine Gefahr drohte, selbst wenn es eigentlich gut gemeint war. Durch seine Stimmenmacke schaffte es Yamada sehr lange die Luft anzuhalten, das wusste Nemuri nur zu gut. Bevor der Voicehero durch ihre Schlafsporen ausgeknockt werden würde, wären die Schüler um sie herum schon längst unfreiwillig zum Opfer ihrer Macke geworden.

Dies wurde auch Katsuki bewusst, dessen Gedanken sofort zu rasen begannen. Irgendetwas musste man doch tun können, um Yamada auszutricksen, bevor sie alle einschliefen und der Blondschopf nach wie vor wach blieb. Eine Sekunde später fiel sein Blick auf Aizawa und auf die Geräte, die neben ihm standen. Allein das Piepen des Monitors zeigte an, dass das Herz des Dunkelhaarigen noch schlug. Ohne weiter über seinen plötzlichen Geistesblitz nachzudenken, schnellte seine Hand nach vorne, um den kleinen Clip von dem Finger seines Lehrers zu ziehen, der den Puls an das Gerät übertrug. Ein furchteinflößender langgezogener Ton ertönte, der nicht nur Yamada erschrocken nach Luft schnappen ließ, sondern auch dazu führte, dass die anderen Anwesenden erstarrten.

Um nicht zu riskieren, dass nun Krankenpfleger und Ärzte in den Raum stürmten, brachte Katsuki den Clip sofort wieder an, wo er hingehörte. Zumindest hatte dieser kleine Schreckensmoment etwas Gutes. Obwohl er gegen den Schlaf ankämpfte, sackte Yamada wenige Augenblicke später in seinem Stuhl zusammen. Sofort waren Bakugo und Midnight dabei, ihn zu stützen, damit er nicht zu Boden fiel. „Mach das nie wieder", mahnte die Dunkelhaarige den Jungen scharf, ehe sie sich etwas beruhigte, „aber danke, dass du mir geholfen hast."

Augenrollend grummelte der Aschblonde. „Nicht dafür. Ich helfe ihnen auch noch, ihn hier rauszubringen", bot er an, und war bereits dabei, den Schlafenden auf seine Schulter zu hieven. Bevor er das Zimmer verließ, um Kayama den Vortritt zu lassen und ihm den Weg zu Yamadas Bett zu zeigen, wandte sich Katsuki noch einmal zu seinen Mitschülern um, um ihnen zuzunicken. „Verkackt es nicht."

Schnell tippte Denki eine Nachricht an Midoriya, damit er mit Eri endlich in das Zimmer hochkommen konnte. Die beiden hatten eine große Stoffkatze ausgewählt, und einen Luftballon an deren Arm gebunden, auf dem Gute Besserung stand. Eri hatte darauf bestanden, das Geschenk selbst zu tragen, daher sah es zuerst ein wenig albern aus, als der Grünhaarige gemeinsam mit diesem großen Stofftier den Raum betrat. Erst als Eri das Ungetüm abstellte, fiel ihr Blick auf dem Mann ihm Bett. Obwohl sie ihr nur zum Teil erklärt hatten, was vorgefallen war, und versucht hatten, sie so gut es ging zu schonen, war es immer noch eine große Überraschung, wie gefasst das Kind wirkte. Die Jahre der Folter, die sie durch Chisaki erdulden musste, hatte sie in dieser Hinsicht erwachsener werden lassen, als den anderen bisher bewusst war.

Für eine Weile war es still, nachdem Izuku Eri dabei geholfen hatte, auf den Stuhl zu klettern, der noch immer neben dem Bett stand. Aufmerksam hatte das Mädchen den Mann von oben bis unten gemustert, der sie bei sich aufgenommen hatte und der zu ihrem Ziehvater geworden war. „Er stirbt", stellte sie schließlich leise fest. Trauer spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. Bei der Yakuza hatte sie viel erlebt und auch mitbekommen, wie Menschen getötet wurden. Das hier erinnerte sie stark daran.

„Das stimmt." Langsam trat Hitoshi näher an die Kleine heran. „Er stirbt und du musst ihm helfen. Ich weiß, dass Dadzawa und Yamadad dir Regeln für den Umgang mit deiner Macke erklärt haben, aber im Augenblick bist du die einzige, die ihn retten kann", erklärte der Violetthaarige, „bitte Eri ... ich pass auf dich auf, versprochen!" Um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen, drückte er ihre Hand. Sie waren eine Familie und als diese mussten sie aufeinander achtgeben und dafür sorgen, dass es ihnen gut ging.

Mit großen Augen sah das Kind zu ihm auf, ehe sie nickte und auf das Bett krabbelte. Immer noch lag es Izuku auf der Zunge, es der Weißhaarigen auszureden, doch als sein Blick auf ihr Gesicht fiel, blieben ihm die Worte im Halse stecken. Sie sah wild entschlossen aus.

Während Denki sich an die Tür stellte, um Schmiere zu stehen, legte Eri ihre Hände auf die Wangen des Bewusstlosen. Sanft strichen ihre Finger über die kalte und fahle Haut, ehe sie die Augen schloss und versuchte sich zu konzentrieren. Eine Woche würde bestimmt reichen. Es war unglaublich wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben. Das hatte Aizawa ihr beigebracht und so hatten sie es auch bei allen möglichen Käfern und Kleintieren geübt. Sogar Sushi, die Katze, hatte bereits von ihren Trainingsstunden profitiert.

Goldene Blitze zuckten von ihrem Horn in die Luft, bis sie schließlich komplett in ein helles Licht eingetaucht war, das auch den Körper des Undergroundheros umhüllte. Es dauerte nicht lange, bis der Lichtstrahl schließlich versiegte und sie müde neben dem Bewusstlosen zusammensank.

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