Kap. 2 : Der rätselhafte Rotschopf

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Deprimiert und nicht ansprechbar, saß ich auf dem Fußboden des Schulflures. Ich habe mich vor Lysander zum totalen Volldeppen gemacht und es nicht einmal gemerkt." Und, wie ist es gelaufen? ", hörte ich eine neugierige Stimme fragen. Da stand plötzlich Hana vor mir, die sich zu mir beugte und mit großen Augen anstarrte." Ich wusste es, du hast ihn also verführt! " " Klar, er ist förmlich über mich hergefallen... ", erwiderte ich mit sarkastischem Unterton. Nun neigte Hana ihren Kopf zur Seite und schaute mich ganz verdutzt an. " Ist er das...? " " Natürlich nicht, dass war eine bescheuerte Idee! ", zischte ich sie an. " Es tut mir ja Leid, ich hatte wirklich gedacht, er würde darauf abfahren..." " Schon gut, ich hätte einfach nein sagen sollen." Danach herrschte Totenstille. Keiner von uns sagte auch nur einen Mucks. Der dreckige Fußboden, der in eine dicke Schicht aus Fußabdrücken, Dreck und Staub umhüllt war, war das einzige, was ich noch vor Augen hatte. Doch langsam verschwanden die eingestanzten Muster jeder einzelnen Fliese, bis sie sich schließlich ganz auflösten. Es schwirrten soviele Gedanken in meinem Kopf herum, sodass ich um nicht herum nichts mehr wahrnahm. Wie sollte ich Lysander jetzt gegenüberstehen? Und wer ist dieser jemand, der für ihn etwas besonderes war? Ich hatte dieses Gefühl von Anfang an. Dieses Gefühl, dass wir viel zu verschieden seien. Vielleicht konnte er solche wilden Mädchen wie mich einfach nicht ausstehen. Es hatte vor einigen Monaten angefangen...

" Pia, beeil dich, du verpasst den Bus noch! " Auf einem Bein hüpfend zog ich mir den Schuh an und antwortete gehetzt:" Ich bin doch gleich fertig! " Schnell schnappte ich mir meine Tasche und flitzte die Treppe hinunter. " Tschüss mein Schatz, hab viel Spaß in der Schule! ", wunk mir meine Mutter von der Küche aus zu. Als ich die Tür öffnete, blendete mich das Sonnenlicht. Die Vögel zwitscherten ihr Lied und die Blätter der Bäume raschelten leise. Die Luft war rein und es roch nach frischem Gras. Ich atmete tief ein und verließ das Grundstück. Mit einem schmunzeln stampfte ich gut gelaunt den Weg entlang. Ganz gemütlich spazierte ich durch den Park, wo viele Eltern mit ihren kleinen Kindern entlang liefen. Anscheinend besaßen manche einen Hund. Hinter mir dringte das Bellen eines der Hunde in mein Ohr. Ich spürte, wie das Bellen immer lauter wurde, so, als würde der Hund auf mich zurennen. Mein Gang wurde hastiger und ich beruhigte mich mit dem Gedanken:" Der Hund rennt bestimmt zu seinem Besitzer, bleib ganz locker. " Doch als ich geradewegs abbog, wurde ich plötzlich von hinten umgeworfen. " Oh Gott, ich hab Angst, ich sterbe! " Langsam sah ich hinter mich und konnte es nicht fassen. Es war wirklich der Hund...okay, nur keine Panik, schau ihm nicht in die Augen und versuche langsam aufzustehen. Dies tat ich vergebens. Sobald ich mich auch nur rührte, sah der Hund mich mit seinen blutrünstigen Augen an und knurrte mich an. Mit den Vorderpfoten krallte er sich in meinen Pullover. Langsam wurde es etwas unangenehm. Ich hatte Angst, dass er mich gleich zerfleischen würde.Plötzlich hörte ich eine Jungenstimme, die rief:" Demon, komm her! " Der Hund reagierte, löste seine Krallen von meinem Pulli und sprang von meinem Rücken. Er sah sich links und rechts um, bis er einen Jungen mit feuerroten Haaren erblickte und wie verrückt auf ihn zurannte. Bellend sprang er munter um ihn herum." Der Junge näherte sich mir. " Hey, geht's? Bist gerade mächtig hingeflogen! ", grinste er mich frech an.Verlegen richtete ich mich auf und klopfte mir den Dreck vom Rock. Nun sah er seinen Hund an. " Hm, normalerweise springst du hübschere Mädchen an, Demon. " " Wie bitte...? ", erwiderte ich sprachlos. Wir blieben eine ganze Weile schweigend nebeneinander stehen. Währendessen konzentrierte er sich einzig und allein auf seinen Hund Demon, den er die ganze Zeit über streichelte. Bis er das Schweigen brach und fragte:" Gehst du auch auf die Seiho-Highschool? " " Ja " " Bring mich hin, ich bin neu hierhergezogen und kenne den Weg nicht. " Leicht genervt erwiderte ich:" Wie wärs denn mal mit bitte? " Schnell kam er einen Schritt auf mich zu und starrte mich finster an. " Das kannst du vergessen, Kleine, so läuft das nicht. " Wir diskutierten einige Zeit weiter, bis ich letztendlich aufgab und ihn begleitete. Es war eigentlich ein ganz gewöhnlicher Schultag...eigentlich. Der Lehrer stellte zwei neue Schüler vor, jeweils ein Junge und ein Mädchen. Sie hießen Natalia und Castiel. So hieß der Rotschopf mit dem gruseligen Hund also. Langsam merkte ich, wie nervig Castiel sein konnte. Er setzte sich überall neben mich nur, weil er zu faul war, im Unterricht aufzupassen. Einige Zeit später saßen wir wie gewohnt in der Kantine am Esstisch. Während er sich wie immer Fast Food in den Rachen schob, biss ich ab und zu an meinem Brot ab und lernte für die kommenden Tests und Arbeiten. " Pia, hast du echt nichts besseres zutun, als dauernd zu lernen? ", mampfte Castiel mit vollem Mund. " Nein, schließlich will ich eine gute Note bekommen. Meine Eltern sollen doch stolz auf mich sein! ", erwiderte ich." " Erwarten sie das von dir? " " Nein, aber ich will ihnen keinen Ärger machen. Sie verwöhnen und kümmern sich wunderbar um mich, deswegen möchte ich sie nicht enttäuschen. " Nun schaute er mich unglaubwürdig an. " Ist das alles?" " Wieso?" " Naja, meine Eltern sind schon froh, wenn ich mal keine fünf mit nach Hause bringe, klar, sie erwarten mehr von mir, aber das ist mir egal," lehnte er sich entspannt zurück. " Vom lernen mal abgesehen, bist du fast genauso wie Lysander," lachte Castiel. Mit einem großem Fragezeichen auf dem Kopf sah ich ihn an:" Wer ist Lysander? " " Das ist ein Freund von mir. " Wenn das ein Freund von ihm sein soll, hat er schon Minuspunkte... " Er ist aber echt ein netter Kerl, er vergisst zwar oft sein Notizbuch, dafür kann er aber gut singen, ist für einen da und hilft dir, wenn du ihn brauchst," sagte er zuversichtlich. So sicher hatte ich Castiel zuvor noch nie gesehen. Jetzt hatte er mich doch neugierig auf Lysander gemacht.

Wie sagt man so schön? Gegensätze ziehen sich an ( Sweet Amoris Lysander FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt