Kap. 6 : Und plötzlich wurde alles anders

372 22 2
                                    

" Hören Sie, so was ist überhaupt nicht witzig! ," antwortete ich beunruhigt. Was war nur passiert? Das einzige, was ich in dem Moment wollte, war einfach nur meine Mutter unversehrt wiederzusehen. " Das war doch nur ein schlechter Scherz...nicht wahr? " Es tut mir leid Frau Moore, aber das ist alles andere als ein Witz und ich bitte Sie darum die Angelegenheit ernst zu nehmen. " Mein Körper fing an zu zittern. Ich brachte kein einziges Wort mehr über die Lippen. Lysander nahm mir das Telefon ab und übernahm das Gespräch. " Hallo? " Ich blieb still und hörte nur sehr leise die Stimme des Mannes am anderen Ende der Leitung. " Gut. Wir werden da sein, tschüss. " " Was hat er gesagt? " , fragte ich. " Er sagte, dass deine Mutter mit schweren Verletzungen im Krankenhaus liegt und du vorbei kommen sollst. " Ich fing an mir lauter Fragen zu stellen. " Aber wie? Was ist denn nur passiert? Ich will sofort zu ihr! " Lysander versuchte mich zu beruhigen. " Ich weiß es nicht, aber das werden sie dir sicher sagen, wenn du dort bist. " Je mehr ich mir den Kopf darüber zerbach, desto mehr zog sich mein Magen zusammen und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Lysander platzierte seine Hand auf meinem Kopf und sah mir tief in die Augen. " Du musst das nicht alleine durchstehen. Ich bin bei dir und lasse dich nicht alleine." Ich hatte keine andere Wahl als ihm Glauben zu schenken. Er war der einzige, zu dem ich noch Vertrauen hatte.
Nach kurzer Zeit brachen wir auf. Die gesamte Fahrt über fühlte ich mich, als hätte ich einen Kloß im Hals gehabt. Wo kamen nur nur diese schweren Verletzungen her und was war überhaupt passiert? Ich sah nur aus dem Fenster und wartete, bis der Fahrer ankündigte, dass wir angekommen sind und wir aus dem Taxi stiegen. Mit einem hastigen Gang schritt ich voran, öffnete die Eingangstür und sprach den ersten Arzt an, der mir entgegen kam. " Entschuldigung, können Sie mir vielleicht sagen, im welchen Zimmer Frau Moore liegt? " " Sind Sie eine Angehörige? " " Ihre Tochter." " Und Sie? ," zeigte der Arzt nun auf Lysander. " Ein Freund von ihrer Tochter." " Es mir leid, aber ich kann Ihnen kein Zutritt gewähren. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie aber vor der Tür warten." Lysander nickte verständnisvoll und wandte sich mir zu. " Du schaffst das schon, " schmunzelte er. " Kommen Sie, " bat mich der Arzt ihm zu folgen. Am liebsten wäre ich sofort zurück gegangen. Ohne Lysander schaffte ich das einfach nicht.. Aber ich wusste, dass ich jetzt alleine dadurch musste. Der Weg bis zum Zimmer wirkte wie der Lauf durch ein Labyrinth. Immer wieder blieben wir auf der Stelle stehen, als mehrere Krankenschwestern ihm Fragen stellten oder Informationen zu einem Patienten brauchten. " Meine Güte, was ist heute nur los... , " hörte ich ihn leise vor sich her murmeln. Doch dann blieb er vor einer Tür stehen und öffnete sie einen Spalt. Sein Blick blieb kurz haften, bis er sie wieder schloss. " In Ordnung, Sie können hinein gehen." Dies ließ ich mir nicht zweimal sagen. Schließlich war es meine Mutter die dort lag und ich wollte endlich wissen, was passiert war. Ich trat ein und sah mich beunruhigt im Raum um. Die schlicht weiß gestrichenen Wände und die grauen Fliesen ließen das Zimmer kalt erscheinen. Man machte sich keine Mühe eine Pflanze ins Zimmer zu stellen oder es wenigstens ein bisschen freundlicher zu gestalten. Als mein Blick auf die Betten fiel, sah ich sie, meine Mutter. In Windeseile lief ich so schnell wie ich konnte zu ihr. Ihre Augen waren geschlossen. Scheinbar war sie noch bewusstlos. Ich bin unsicher...Was ist da nur passiert? Das plötzliche Aufreißen der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Der Arzt huschte schnell ins Krankenzimmer und stand mir nun mit seinem Klemmbrett in der Hand gegenüber. " Laut Ergebnissen ist es nichts weiter als eine leichte Gehirnerschütterung. " Sie wurde von einem schweren Gegenstand getroffen, doch wir gehen davon aus, dass sie sich mit den Armen schützte, denn unsere Untersuchungen ergaben, dass sie an einigen Stellen geschwollen sind , " klärte mich der Arzt auf. Verwirrt fragte ich:" Wie soll das denn passiert sein..? " Er kam etwas näher und sah mich ernst an: " Vielleicht ein Streit unter Ihren Eltern? " Nein, das kann nicht sein. Mein Vater hatte zwar des öfteren Agressionsprobleme, die aber nie mehr als in Schreien ausarteten. Ich kannte ihn gut genug um das zu wissen. Der Arzt ließ sich auf den nächst besten Stuhl nieder und seufzte tief. Sein Ausdruck verriet, dass es ihm schwer fiel es in Worte zu fassen. " Frau Moore, es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, aber Sanitäter fanden Ihre Mutter bewusstlos am Boden vor. Es gab mehrere Hinweise darauf, dass Ihr Vater etwas damit zu tun haben könnte." Ha ha, ich war sicherlich im falschen Film! Dieser Arzt wollte mir ernsthaft weismachen, dass mein Vater meiner Mutter etwas angetan haben soll? Ich glaube, ich hörte nicht recht. Langsam wich ich einen Schritt zurück. Das wollte ich nicht länger mit anhören und außerdem hätte er mir noch mehr Fragen stellen können. " Ich werde dann mal gehen , " brach ich das Gespräch plötzlich ab und versuchte neutral zu klingen. Ich kehrte ihm den Rücken zu und vernahm nur noch ein leises murmeln:" Natürlich..." Warum passierte es nur? Warum habe ich es nicht verhindern können? Und warum... bin ich nur weggelaufen? Vorsichtig schloss ich die Tür und lehnte mich seufzend und niedergeschlagen dagegen. Ich wollte, dass alles so wurde wie zuvor. Dieser Albtraum nahm einfach kein Ende. Ich wollte wieder nach Hause gehen, als sei nichts passiert. Es machte mich fertig. Jetzt sank ich langsam zu Boden und versteckte mein Gesicht im Schoß. Es tat weh alleine zu sein. Die ganze Zeit über war ich es, doch merkte es nicht. Mein Herz fing an zu schmerzen und zwang mich förmlich Tränen zu vergießen. Doch die hielten nicht lange an, denn das Vibrieren meines Handys lenkte mich ab und zwang mich es herauszukramen. " Ich warte am Ausgang. Leigh holt uns mit dem Auto ab, " schrieb Lysander mir. Ohne es zu merken, schmunzelte ich plötzlich. Es tat unheimlich gut seinen Namen zu lesen. Für einen kurzen Augenblick ließ er mich meine Verzweiflung vergessen. Ich hätte glatt darüber lachen können, es war so albern. Doch trotzdem half es.
Es verging eine Woche, bis ich meine Mutter wieder im Krankenhaus besuchte. Sie war schon seit einigen Tagen wieder bei Bewusstsein. Allerdings wollten die Polizisten ihr Fragen stellen und die Ärzte waren strikt dagegen, dass ich sie sofort besuchte. Es war mir schleierhaft, warum sie mir nicht den Grund dafür nennen wollten. Als meine Mutter mich sah, schmunzelte sie beruhigt und strich mir mit den Fingern durch das Haar. Immer wieder umarmte sie mich uns fing dabei an zu weinen. Schluchzend sagte sie:" Es tut mir so leid. Ich hätte mich besser um dich kümmern und dir sagen sollen, was los ist..." Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nun wusste ich, dass sich endlich etwas ändern würde. Jetzt erst bemerkte ich, wie sehr meine Mutter unter dem Druck meines Vaters gelitten haben muss. Nach dem Vorfall war er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Verschwunden. Nicht mehr auffindbar. Aber das zählte nicht mehr. Was nur noch zählt, ist unser Neuanfang!

Ich will mich nochmal herzlichst bei euch bedanken. Innerhalb weniger Monate hat diese Fan Fiktion schon 1.000 Aufrufe erreicht, trotz unregelmäßiger Uploads. Damit hätte ich wirklich nie gerechnet, daher: Vielen Dank! Und bis zum nächsten Kapitel!

Wie sagt man so schön? Gegensätze ziehen sich an ( Sweet Amoris Lysander FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt