Wie versteinert stand ich in der Türschwelle und sah meinen Vater mit verschränkten Armen und finsterem Blick vor mir stehen. " Warum bist du einfach abgehauen? " " Mir war danach " , sah ich schmollend zur Seite. Nun ballte er seine Hände zu Fäusten. " Langsam reicht es mir! Ich hab die Schnauze voll davon! ", schrie er plötzlich. " Probleme, nichts anderes als
Probleme hat man mit dir! Wenn deine Mutter sich nicht so um dich kümmern würde, wäre ich schon längst weg! " Ängstlich zuckte ich zusammen. Oft hatte ich im Hintergrund mitbekommen, wie er meine Mutter anschrie. Aber ich wusste nicht, dass ich der Grund dafür sei. Mein Herz versetzte mir einen Stich. Ich will nach Hause.... Ich wollte einfach nur weinen und alles herausschreien. Ich wollte einfach nur in ihren Arm liegen und alles rauslassen. Ständig habe ich mich bemüht gute Noten zu schreiben und ihnen nie von meinen Sorgen erzählt, um sie damit nicht zu belasten. Und was tun sie? Sie behandeln mich wie Dreck! Ich will das alles nicht mehr!
" Ich habe immer versucht euch keinen Ärger zu machen. Habe immer nur gute Noten geschrieben und dafür bis in die Nacht geackert. Habe alles, was mich bedrückte, in mich hineingefressen... und wozu!? Um mir von euch anzuhören, was ich alles falsch gemacht habe!? Ihr wart nie für mich da! Nie! Ihr seid nicht meine Familie, ich hasse euch! "
... Es war alles umsonst. Es war egal, was ich tat, denn es war falsch. Alles, was ich tat, war falsch. Ich fühlte mich falsch. Ich war in einer falschen Familie. Wo ist mein liebevoller Vater, der sich immer die Zeit für mich nahm und meine Mutter, die mich in den Arm nahm, wenn es mir schlecht ging? Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Unaufhaltsam schossen mir Tränen in die Augen und meine Sicht verschwamm. " Komm bloß nicht auf dumme Gedanken, Fräulein! ", brüllte mein Vater, als hätte er es geahnt. Denn wie von selbst wandte ich ihm den Rücken zu und lief davon. Weg von meiner Schein Familie, weg von der ganzen Heuchelei, einfach weg von allem. Doch plötzlich griff mich jemand am Arm. " Nach allem, was du mir angetan hast, haust du einfach ab!? , sagte mein Vater mit zitternder Stimme. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er mir die Adern ausdrückte, hatte ich das Gefühl. Hilflos versuchte ich mich von seinem festen Griff zu befreien, doch er war zu kräftig. Ich fing an zu schreien, denn er drückte meinen Arm immer fester. Plötzlich schien meine Mutter aus der Tür hervor. Verzweifelt rief sie ihm zu:" Hör doch auf, du tust ihr noch weh! " Ihm platzte fast der Kragen. Noch nie hatte ich solch eine Angst vor meinem eigenen Vater. Langsam spürte ich meinen Arm nicht mehr. Wenn er so weitermachen würde, würde er mir vielleicht wirklich die Adern ausdrücken. Ich kam ihm näher und trat ihm auf den Fuß. Reflexartig ließ er mich los, hielt mit beiden Händen seinen Fuß fest und hüpfte auf einem Bein. " Aaaah, du Göre! ", schrie er auf. Auch die Nachbarn und die vorbeilaufenden Leute hatten unseren Streit mittlerweile mitbekommen, doch keiner machte auch nur Anstalten sich einzumischen. Sie sahen nur ängstlich hin und schauten wieder zur Seite.Jetzt war die Gelegenheit abzuhauen. Noch einmal sah ich meinem fluchenden Vater nach und flüchtete. Ich spürte immer noch, wie sich meine Brust zusammenzog, doch ich wusste, dass es der richtige Weg war, denn zum ersten Mal spürte ich mich befreit. Als hätte ich ewig eine Last mit mir herumgetragen und mich endlich davon löste. Die Pfützen verdunsteten langsam und die Luft war feucht. Ich lief den Geschäften entlang und ließ mir dabei alles, was bisher passiert war, durch den Kopf gehen. Ich konnte jetzt nicht mehr zurück. Aber, was sollte ich denn jetzt tun? Plötzlich spürte ich, wie ich den Boden unter meinen Füßen verlor und im nächsten Moment in einer Pfütze landete. Das hatte mir gerade noch gefehlt...
Wütend haute ich mit der Faust in die Pfütze. " Verdammt! ", schrie ich. " Pia? " Erklang eine sanfte Stimme. Ich sah hinter mich und erblickte Lysander. Schlimmer konne es wirklich nicht kommen, jetzt sah er auch noch, wie ich als das letzte Häufchen Elend in der Pfütze hockte...
Beschämt schaute ich zur Seite.
" Du bist es doch, oder? Was ist passiert?", bückte er sich nun zu mir. Ich konnte es ihm nicht sagen. " Ach, ich war nur etwas tollpatschig, bin gestolpert und dabei in der Pfütze gelandet.", lächelte ich gequält. " Und es ist sonst nichts? Du kannst mir gerne vertrauen." Stotternd und zittrig erwiderte ich:" Es ist nichts, wirklich! " Lysander legte seine Hand auf meine Schulter und sah mir tief in die Augen. Er meinte es ernst. Doch ich konnte seinem Blick nicht standhalten und sah wieder weg. Wenn er mich weiter so angucken würde, würde ich ihm glatt alles erzählen und das wollte ich um jeden Preis verhindern. Ich wollte ihn nicht mit meinen Problemen belasten. Im nächsten Moment erhob er sich und streckte mir seine Hand aus. " Komm mit, ich lass dich nicht so zurück." Ich war von oben bis unten dreckig und Zuhause nicht mehr willkommen. Ich hatte also keine andere Wahl, auch, wenn es mir selbst unangenehm war. Er zog mich aus der Pfütze und nahm mich mit sich.
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Wie sagt man so schön? Gegensätze ziehen sich an ( Sweet Amoris Lysander FF)
FanfictionAls ich dich das erste Mal sah, war ich überwältigt. Wir freundeten uns an und verbrachten immer mehr Zeit miteinander. Du hast mir gezeigt, dass ein Lächeln sehr viel wert ist und gemeinsame Erlebnisse große Schätze sind, die uns niemand nehmen ka...