Kap. 5 : Ein offenes Ohr

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Ich öffnete vorsichtig meine Augen und fand mich in einem mir unbekannten Zimmer wieder. Richtig.
Lysander hatte mich mitgenommen.
Als wir bei ihm ankamen, hatte ich kurz geduscht und bin daraufhin prompt ins Bett gefallen.
Langsam erhob ich mich und stützte mich mit beiden Händen auf der Matratze ab. Es war soviel passiert. Nach Hause konnte ich nicht mehr. Und jetzt drängte ich mich auch noch Lysander auf.

... " Nein, das stimmte nicht, " schüttelte ich nun den Kopf.

Lysander nahm mich aus freien Stücken mit sich. Er hatte sich Sorgen um mich gemacht, ich hatte mich keineswegs aufgedrängt.

Nun war es aber genug. Ich konnte nicht länger meine Zeit damit verschwenden, über alles nachzudenken, denn ich konnte es so oder so nicht ändern.
Ich musste nach vorne schauen.

Entschlossen stieg ich aus dem Bett.

Lysanders Sicht

Schon in der Frühe bereitete ich das Frühstück in der Küche zu. Dabei dachte ich noch immer über Pia nach. Ich wusste, dass sie mir irgendetwas verheimlichen würde, aber ich konnte sie schlecht dazu zwingen es mir zu sagen, schließlich ging es mich nichts an. Ich hoffte nur, dass ich sie mit dem Frühstück etwas auf andere Gedanken bringen konnte.
Mein Werk war fast vollendet. Es fehlten nur noch die Rühreier. Ich war mir sicher, sie würde sich über einen goldbraunen Toast mit Erdbeermarmalade, einem Kaffee mit etwas Milch und einem Rührei, freuen.
Ich öffnete den Kühlschrank neben mir und holte die Bio Eier heraus.
Ich bin auf dem Bauernhof meiner Eltern groß geworden.
Dort hatten sie von Kühen bis Schweinen alles, was man sich an Tieren vorstellen konnte.
Ich hatte schon damals oft mitbekommen, dass viele von ihnen auf anderen Bauernhöfen nicht artgerecht gehalten
wurden.
Jetzt lebte ich nicht mehr dort, doch trotzdem wollte ich, dass es den Tieren gut ging, weshalb ich auf Bio Produkte umstieg.

Ich hatte das Ei gerade in der Hand, als meine Ohren ein dumpfes Geräusch wahrnahmen.

Pias Sicht:

Da war ich wohl etwas zu übermütig. Autsch! Gerade, als ich aus dem Bett stiefeln wollte, stolperte ich geradewegs über eine Lampe. " Warum steht die hier so blöd rum!? ", dachte ich mir.

Im nächsten Moment klopfte es an der Tür. " Kann ich reinkommen?" , fragte eine weibliche Stimme. Die Tür öffnete sich einen Spalt und es blitzten stechende, gelbe Augen hervor.

Sag mir nicht, dass das Lysander sein soll...

Mit gequältem lächeln und ängstlicher Stimme erwiderte ich:" Komm doch herein..." Und plötzlich stand ein Mädchen mit Silber ähnlichem Haar vor mir und musterte mich streng.
" Ich wusste garnicht, dass wir Besuch haben," sagte sie mit einem misstrauischem Blick.
Sie hatte so eine merkwürdige Aura. Als würde sie es schaffen jeden einzuschüchtern, sodass man keine andere Wahl hätte, als um Gnade zu flehen.
" Lys! " , rief sie im nächsten Moment. In Windeseile stand Lysander auch schon vor ihr. " Lys, wer ist das?" , fragte sie neugierig. " Das ist Pia, eine Klassenkameradin. ", antwortete er.

Die beiden sahen sich so ähnlich... waren sie soetwas wie Geschwister?

Die Haltung des mädchens entspannte sich. " So, so, ˝eine Klassenkameradin˝? Steckt wirklich nicht mehr dahinter?", grinste sie nun sicher. " Ja..."
Vielleicht täuschte ich mich, aber ich war mir sicher bemerkt zu haben, dass Lysanders Wangen leicht gerötet waren.

Allein der Gedanke daran, wir könnten zusammen sein, ließ mein Herz ungewöhnlich schnell schlagen.

Eine peinliche Stille erfüllte den Raum. Keiner von uns sagte auch nur etwas. " Komm schon, lass irgendwas passieren, damit das aufhört!" , dachte ich verzweifelt. Ausnahmsweise wurden meine Gebete erhört und es stand plötzlich ein Junge vor dem Mädchen und legte seine Hände auf ihre Schultern. " Na, was macht ihr denn hier?, fragte der Schwarzhaarige mit viktorianischer Kleidung.

Wie sagt man so schön? Gegensätze ziehen sich an ( Sweet Amoris Lysander FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt